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IG BAU fordert besseren Schutz von Saisonbeschäftigten in der Landwirtschaft

Unterbringung in Sammelunterkünften, extreme Arbeitszeiten, fehlende Krankenversicherung: Im Zusammenhang mehrerer Corona-Ausbrüche im vergangenen Jahr stehen die Arbeitsbedingungen von Saisonbeschäftigten in der Kritik. Erhebliche Missstände gibt es nach Beobachtung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aber nicht nur in der Fleischbranche.

Harald Schaum. Foto © IG BAU, Alexander Paul Englert
Harald Schaum. Foto © IG BAU, Alexander Paul Englert

„Auch ein großer Teil der rund 350.000 Saisonbeschäftigten in der Landwirtschaft arbeitet zu prekären Bedingungen“, sagt der stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Harald Schaum.

Insbesondere osteuropäische Beschäftigte, die in der Spargel-, Erdbeer- oder Gurkenernte arbeiteten, litten teils unter „unhaltbaren Zuständen“. „Die Betroffenen müssen die Kosten für Anreise, Verpflegung und Unterkunft oft selbst bezahlen – bis hin zum Jobvermittler im Heimatland. In Deutschland erwartet sie meist nicht das versprochene große Geld, sondern 13-Stunden-Tage, karge Bezahlung und ein Zimmer, das sie mit mehreren Kollegen teilen müssen“, so Schaum. Nach Informationen der Gewerkschaft erhalten Saisonbeschäftigte zudem häufig keinen Zugang zur Krankenversicherung. Die Probleme beträfen neben der Landwirtschaft auch die Forstbranche und den Gartenbau.

Die IG BAU ruft die Bundesregierung dazu auf, im neuen Jahr bessere Regeln zum Schutz ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf den Weg zu bringen. „Hierbei muss es insbesondere um Standards bei den Unterkünften und einen vollen Krankversicherungsschutz gehen“,  unterstreicht Gewerkschaftsvize Schaum. Zudem dürften die Beschäftigten nicht auf den teils horrenden Kosten für die Anreise nach Deutschland sitzen bleiben.

Es sei richtig, dass die Politik auf öffentlichen Druck die Zustände in der Schlachtung und Fleischverarbeitung in den Blick genommen und das sogenannte Arbeitsschutzkontrollgesetz zum 1. Januar verabschiedet habe. Nun müssten weitere Branchen folgen, in denen die Ausbeutung saisonaler Arbeitskräfte noch immer an der Tagesordnung sei. „Arbeitsschutz darf kein Privileg sein. Alle Menschen, die in Deutschland arbeiten, haben ein Recht auf menschenwürdige Schlafgelegenheiten und auf Schutz bei Krankheit oder Unfall“, so die IG BAU weiter.

2020 war es bundesweit zu mehreren Corona-Ausbrüchen unter Saisonbeschäftigten in der Landwirtschaft gekommen. Auf einem baden-württembergischen Spargelhof infizierten sich bereits im April 16 Arbeiter mit dem Virus. Allein in Bayern sorgten Ausbrüche auf mehreren Bauerhöfen im Sommer für Hunderte Fälle.  https://igbau.de/

Quelle: IG BAU

Veröffentlichungsdatum: 06. Januar 2021