2020 war für die Schweizer Früchte- und Gemüsebranche ein Jahr der Extreme. Das zeigen auch die rekordhaften Verkaufszahlen des Detailhandels. Corona prägte 2020 das Einkaufverhalten und stellte die Schweizer Produktion sowie die internationale Logistik vor grosse Herausforderungen. Nichtsdestotrotz ist die Pandemie nur ein Faktor, der die Absatzentwicklung beeinflusst. Dies geht aus dem "Marktbericht Früchte und Gemüse April 2021" des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) hervor.
Bildquelle: Shutterstock.com
Im Frischesegment wurden mit einem Absatz von 469 Mio. kg bei Gemüse und mit einem Absatz von 432 Mio. kg bei Früchten Höchstwerte erzielt, die in keinem der zehn Vorjahre erreicht wurden. Dabei war die Entwicklung der verschiedenen Produktgruppen durchaus unterschiedlich. So gab es beim Steinobst auch leichte Absatzrückgänge.
Der schnelllebige, heterogene Früchte- und Gemüsemarkt wird nach wie vor stark von der Angebotssituation bei den einzelnen Produkten bestimmt. Somit wird es spannend, wie sich die Situation im 2021 weiterentwickelt.
Dies zeigt unsere Auswertung der Einkaufsdaten von Nielsen Schweiz über die Zeitperiode 2018 bis 2020.
Beim Tafelobst sind die Umsätze deutlich gestiegen (+8,7 %), und dies nach einem von Umsatzrückgängen gekennzeichneten Vorjahr. Frisches Gemüse (inkl. Kartoffeln, Kräutern und Pilzen) hatte 2019 erstmals die Umsatzmarke von 2 Mrd. CHF überschritten und legte 2020 nochmals stark auf 2,3 Mrd. CHF (+ 12,4 %) zu. Eine Übersicht über die Entwicklung der bedeutendsten Produktgruppen von Früchten und Gemüse finden Sie auf die BLW Website.
Höhere Mengen zu tieferem Verkaufswert
Dabei war das Umsatzwachstum eindeutig mengengetrieben. Sowohl beim Gemüse als auch bei den Früchten ist der durchschnittliche Verkaufswert pro Kilogramm leicht gesunken. Auf der Angebotsseite spielte eine wesentliche Rolle, dass der Gastronomiekanal infolge von LockdownMassnahmen zeitweise fast vollständig als Absatzkanal wegfiel. Das für diesen Absatzkanal vorgesehene Produktsortiment liess sich jedoch oft nur zu tieferen Preisen im Detailhandel vermarkten. Zudem leerten sich die Schweizer Gemüse- und Kernobstlager im Frühjahr rasant, sodass ab April vermehrt günstige Importprodukte angeboten wurden, die zum tiefen Zollansatz eingeführt wurden.
Einfluss der Pandemie auf die Nachfrage
Ein wesentlicher Grund auf Nachfrageseite dürfte sein, dass die Konsumentinnen und Konsumenten in Pandemiezeiten verstärkt tieferpreisige Produktgruppen einkauften. So lassen sich viele dieser Produkte gut lagern und eignen sich gut fürs Kochen und Backen zuhause (Kartoffeln, Zwiebel-/Lauchgemüse, Wurzel-/Knollengemüse, Kochäpfel). Jedoch kann die Entwicklung innerhalb einer Produktgruppe sehr verschieden sein, und es wurden durchaus auch teurere Produkte gekauft. So wurden einzelne Produkte mit bekannter Gesundheitswirkung besonders stark innerhalb ihrer Produktgruppe nachgefragt, wie z.B. Ingwer und Knoblauch.
Bio wächst überdurchschnittlich
Auch das Bio-Segment verzeichnete beachtliche Absatzanstiege. Der Verkaufswert von BioFrüchten ist dabei sogar leicht angestiegen. Wie schon in den Vorjahren wächst das Bio-Segment mit deutlich höheren Wachstumsraten als dasjenige konventionell produzierter Produkte. Somit betrug 2020 der Bio-Anteil an den Verkaufsmengen bei Früchten 13,8 % (Vorjahr: 13,4 %) und bei Gemüse 15,4 % (Vorjahr: 15,0 %).
Gemüse: Absatzplus über alle Gruppen
Im Gemüsebereich hatte das kaum lagerbare Blattgemüse die geringste Wachstumsrate (+12,6 %). Zu beachten ist, dass die dargestellten Zahlen auch Convenience-Produkte beinhalten, also gekühlte und geschnittene Ware. Das Convenience-Segment besteht vor allem aus Blattgemüse. 2020 sind die Absätze im Convenience Bereich um 4,4 % gestiegen, was zeigt, dass diese Produkte nicht so stark im Fokus der Nachfrage lagen. Den grössten Absatzanstieg verzeichnete das Fruchtgemüse (+20.3 Mio. kg), zu dem neben Kochgemüse wie Zucchetti und Auberginen auch Tomaten und Gurken zählen. Der Verkaufswert ging auch bei dieser Produktgruppe zurück (Wert pro kg: -3,9 % gegenüber dem Vorjahr). Wesentliche Gründe sind ein um 11,6 % gesunkener Durchschnittspreis bei Peperoni sowie ein grösserer Absatzanstieg bei Gurken, Zucchetti und Auberginen, welche im Vergleich zu anderem Fruchtgemüse unterdurchschnittliche Preise erzielten.
Zitrusfrüchte gewannen, Steinobst verlor
Bei den Früchten wies die oft mit ihrem VitaminC-Gehalt in Verbindung gebrachte Gruppe der Zitrusfrüchte den höchsten Absatzanstieg auf (+13,9 Mio. kg). Dabei sank der durchschnittliche Verkaufswert nur geringfügig von 3.05 auf 3.03 CHF/kg. Demgegenüber hatten Bananen, Beeren und Steinobst im Früchtesegment die tiefsten Wachstumsraten. Bei Steinobst war sie sogar negativ (-4,4 %). Für diesen Rückgang waren Nektarinen massgeblich verantwortlich (-1,9 Mio. kg). Von dem im Inland produzierten Steinobst hielten sich die Absatzrückgänge bei Kirschen (-0,36 Mio. kg) und Aprikosen (-0,27 Mio. kg) mit dem starken Anstieg bei Zwetschgen (+0.65 Mio. kg) nahezu in der Waage. Aufgrund einer Rekordernte erzielten Zwetschgen mit 3,5 Mio. kg Abverkäufen 2020 sogar ein Fünfjahreshoch. Steinobst ist zudem eine der wenigen Produktgruppen, die im Vergleich zum Vorjahr einen höheren Verkaufswert pro kg erzielte. Mit Ausnahme von Zwetschgen verzeichneten alle Steinobstarten steigende Preise.
Weitere Informationen auf die Website: www.blw.admin.ch
Quelle: Marktbericht Bundesamt für Landwirtschaft - BLW
Veröffentlichungsdatum: 28. April 2021