Artikel lesen

25 Jahre biologischer Anbau – Obsthof zum Felde

1. Juni – Alles begann mit der Familienplanung

Heinrich zum Felde, der 1987 den Hof seiner Eltern übernahm, war schon seit vielen Jahren engagiert, was die Integration des Umwelt- und Naturschutzes in den Obstbau betraf. Zu der Zeit war Bio ein absolutes Nischenthema. Als junger und neuer Bio-Erzeuger stand der damals 38-Jährige stark in der Kritik, nicht nur bei seinen nächsten Nachbarn.

Foto © Elbe-Obst
Logo - 25 Jahre Obsthof zum Felde. Foto © Elbe-Obst

Heute ist Bio aus keinem Supermarkt mehr wegzudenken, egal, welche Warengruppe es betrifft. Umweltskandale und auch die sozialen Medien rücken das Thema „Bio“ immer stärker in den Vordergrund.

Von konventionell zu integriert zu Bio

Dass der Umgang mit den eigenen Ressourcen Heinrich zum Felde stark interessiert, war schon immer so. Bereits Ende der 1980er-Jahre war er Mitbegründer der integrierten Produktion im Alten Land. Er erinnert sich: „Die erste Ware ging damals zu Kaiser’s Tengelmann nach Berlin. Oft kamen die Kunden aus dem Lebensmittelbereich zu uns auf den Hof, um sich den Anbau nach den Richtlinien der integrierten Produktion vor Ort anzuschauen.“ Etwa fünf Jahre produzierte er danach. Doch dann stand 1997 die Geburt der ältesten Tochter Katharina bevor, und Familie zum Felde entschied sich, noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie stellte ihren Hof von der integrierten auf die biologische Produktion um. Denn die Vorgaben reichten Heinrich zum Felde nicht aus, er wollte noch spezifischer arbeiten.

Obsthof zum Felde Foto © Elbe-Obst
Heike und Heinrich zum Felde mit ihren beiden Töchtern Katharina (links) und Rieke (rechts) sowie dem Schwiegersohn Thies (hinten). Fotografin Astrid Doerenbruch. Foto © Elbe-Obst

Erst im Naturkosthandel, heute überall im Lebensmitteleinzelhandel

Heinrich zum Felde ist dem klassischen Naturkosthandel sehr dankbar. „Sie haben uns und wahrscheinlich vielen anderen Unternehmen das Feld bereitet“, erklärt er. „Mit einer einzigen Verpackung, der sogenannten ,Tauschkiste‘, ging es damals los. Vom ökologischen Gedanken war das natürlich optimal und gut zu handeln.“

Aber wo ein Mengenwachstum ist, muss auch eine Strategie für den Vertrieb her. Seit 2004 ist Heinrich zum Felde Mitglied bei der Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH. Er kümmert sich um die Bündelung und greift auf Bioware von rund 15 Biobauern der Elbe-Obst zu, die eine Fläche von etwa 380 Hektar einbringen.

Die erste Bioware ging 1997 an das EDEKA Fruchtkontor West. Inzwischen sind auch die Ansprüche des Lebensmittelhandels und der Verbraucher nach unterschiedlichen Verpackungen und Einheiten gestiegen. Jede Kette hat ein eigenes Layout mit jeweils unterschiedlichen Größen. Nachhaltigkeit bei den Verpackungen zeigt sich insbesondere bei den neuen Kartonschalen für vier, sechs oder acht Äpfel und deren Materialzusammensetzung wie beispielsweise aus nachwachsender Forstwirtschaft oder aus Graspapier.

Biosortierung

Die biologisch produzierte Ware ist bei der Lagerung und Sortierung von integriert angebauter Ware separiert. Die Sortierung erfolgt aktuell auf der Hofstelle in Jork. Dabei wird das gesamte Prozesswasser mit einer dreistufigen Filtertechnik via Lavagestein, Aktivkohle und UV-Filter auf Trinkwasserniveau gehalten. In den Sortierprozess ist eine Heißwasserbehandlung der Äpfel integriert. Das heiße Wasser hat zwei wichtige Effekte auf Fäulniserreger. Zum einen sind die Sporen dann nicht mehr keimfähig, zum anderen werden die Selbstheilungskräfte des Apfels aktiviert. Dadurch wird bei Erregern wie Gloeosporium, Schorf oder Nectria ein Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent erreicht. Diese Heißwasserbehandlung wirkt sich nicht auf die Festigkeit des Fruchtfleisches oder die Reife aus.

Vergrößerung und Bündelung

Ein weiterer Meilenstein sowohl für die Familie zum Felde als auch für den norddeutschen Biovertrieb war im Februar 2020 die Inbetriebnahme des neuen Bio-Packhauses der Bio Obst Hamburg GmbH & Co. KG in Neuenfelde. Die Familien zum Felde und Münch investierten unter anderem in Maschinen, darunter zwei Blitzmatic-Linien, wobei davon eine doppelt nutzbar ist und auch für Tape-Beutel eingesetzt werden kann, eine dynamische Legelinie, eine Linie für Großgebinde wie Kartons und Buschel, eine Foodtainer-Linie und eine Linie für Deckelschalen, die händisch zu verschließen sind.

Mit der Zusammenlegung der Packkapazitäten in Hamburg haben die beiden Familien Münch und zum Felde ein starkes Zeichen für den Bioanbau und den Hamburger Teil des Anbaugebietes gesetzt. Die Vermarktungsbedingungen für unsere biologisch anbauenden Betriebe sind nun auf allerhöchstem Niveau.

Isemarkt in Hamburg

Natürlich muss man auch erwähnen, dass Heinrichs Ehefrau Heike einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens geleistet hat. Sie hat nicht nur tatkräftig mitgearbeitet, sondern auch eigene Ideen entwickelt und umgesetzt. Ein langfristiges Projekt war der Stand auf dem Hamburger Isemarkt. Sie bekam kurz nach der Wende 1989 einen festen Standplatz, um dort das eigene Bio-Obst zu verkaufen. 19 Jahre lang waren Heike und „ihre Frauen“ zwei Mal die Woche dort präsent. Am 23. Dezember 2018 ging diese Ära zu Ende. Denn so viel Spaß der Kontakt mit den Stammkunden auf dem Wochenmarkt auch gebracht hat, so anstrengend war diese Arbeit mit dem Papierkram, Auflagen, Lohnabrechnungen und Reklamationen vor- und nachher. Doch auch heute legt die über 60-Jährige nicht ihre Füße hoch, sondern verfolgt noch einige neue Ideen und setzt kleinere Projekte um. Schon allein, um ihren Töchtern ein weiteres Standbein mitzugeben.

Integration der nachfolgenden Generation

Stolz sind Heike und Heinrich zum Felde besonders auf die beiden „Mädchen“, von denen eine vor 25 Jahren vor allem den Ausschlag für die Bio-Produktion gab. Ihre Töchter sind dabei, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Sie haben bereits beide eine Ausbildung zur Gärtnerin Fachrichtung Obstbau gemacht, und Katharina steht aktuell in der zweiten Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Sie ist 24 Jahre und inzwischen auch verheiratet. Ihr Mann Thies, gelernter Landwirt, der aktuell auch eine zweite Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann bei Elbe-Obst in Apensen macht, kümmert sich auf dem Obsthof unter anderem um die Hühner. Sie werden seit etwa eineinhalb Jahren auch als „biologische“ Schädlingsbekämpfer unter den Obstbäumen eingesetzt. Die jüngere Tochter Rieke wird demnächst 20 Jahre alt und arbeitet im Außenbereich verantwortlich neben dem Betriebsleiter Nitschker.

Das Thema „Nachhaltigkeit und Biodiversität“ steht also auch im Fokus der nachfolgenden Generation. Deshalb geben Heinrich und seine Frau Heike ihren Töchtern die Zeit, auch beruflich in den Betrieb hineinzuwachsen und verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren.

www.elbe-obst.de

Quelle: Elbe-Obst Erzeugerorganisation r. V.

Veröffentlichungsdatum: 02. Juni 2021