Ein Jahr nach der Veröffentlichung der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ am 20. Mai 2020 haben mehrere Mitglieder des Runden Tischs für Pflanzenschutz der Agrar- und Lebensmittelkette in einem gemeinsam unterzeichneten offenen Brief Stellung bezogen.
Das Schreiben verdeutlicht, dass es einer ganzheitlichen Bewertung bedarf, bevor Entscheidungen über die Verringerung des Pestizideinsatzes gefällt werden, einschließlich zur Zielvorgabe der Reduzierung des Einsatzes von Chemikalien um 50 %, wie sie in der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ vorgesehen ist.
In Europa sind der Einsatz von Pestiziden und die damit verbundenen Risiken in den letzten 50 Jahren stark zurückgegangen. Dank landwirtschaftlicher Innovationen konnte beispielsweise bei der Ausbringung von Herbiziden die durchschnittliche Wirkstoffdosis pro Hektar um 97 % gesenkt werden. Genauso ist in den letzten 60 Jahren die durchschnittliche Anwendungsdosis neu eingeführter Wirkstoffe gesunken. Derzeit sind weniger als 470 Wirkstoffe (einschließlich 29 Wirkstoffe mit geringem Risiko und 23 Grundstoffe) für den Schutz von Kulturpflanzen und der pflanzlichen Erzeugung auf dem Markt erhältlich.
Max Schulman, Mitglied von Copa-Cogeca als Vertreter des finnischen Bauernverbands MTK sowie aktueller Vorsitzender des Runden Tischs, erklärte: „In der nahen Zukunft zeichnen sich Wege ab, durch den Einsatz von Technologien zur biologischen Schädlingsbekämpfung, Fruchtfolgen, digitalen Methoden und neuen Gentechnikverfahren mit weniger Pflanzenschutzmitteln bessere Ergebnisse zu erzielen. Jedoch stehen zurzeit in der Praxis noch nicht alle der Möglichkeiten zur Verfügung und die politische Zielsetzung der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, die Verwendung von Wirkstoffen weiter zu senken, stellt eine Herausforderung für alle wichtigen Akteure der EU-Produktion dar. Es besteht eindeutig die Notwendigkeit, eine umfassende Bewertung der kumulativen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen der verschiedenen Ziele, welche für die EU-Landwirtschaft aus der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und der Biodiversitätsstrategie hervorgehen, vorzunehmen, bevor politische und rechtsverbindliche Entscheidungen getroffen werden.“
Die Unterzeichner des Schreibens ersuchen die Europäische Kommission, einen realistischen Zeitrahmen zu erwägen, bevor in naher Zukunft Legislativentscheidungen getroffen und Gesetzesänderungen vorgenommen werden. Ein Dialog war noch nie so wichtig wie heute, da die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette in der EU sich bemüht, die ambitionierten Ziele des Grünen Deals zu erreichen.
Download dem Gemeinsame Pressemitteilung (Pdf)
Veröffentlichungsdatum: 02. Juni 2021