Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der diesjährigen EUROPOL-Operation Silver Axe VI zur Verfolgung von Pflanzenschutzmittelfälschern erklärt Dr. Nils Kurlemann vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig: „2021 waren die beteiligten deutschen Behörden besonders erfolgreich. Sie konnten mehr als 70 Tonnen verdächtige Pflanzenschutzmittel festsetzen.“
Herr Dr. Nils Kurlemann hält ein gefälschtes Produkt Quelle: © Weiß / BVL
Hinweise des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung OLAF führte zu Treffern: In Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen konnten mehrere Importe mit vermutlich gefälschten Pflanzenschutzmitteln festgesetzt werden. „Ohne diese Hinweise wären die über kleine Zollämter fernab von EU-Außengrenzen abgefertigten Lieferungen wahrscheinlich unentdeckt geblieben“, so Kurlemann. Die Produkte stammen von einer im Vereinigten Königreich ansässigen Firmengruppe, die seit Jahren dadurch auffalle, dass sie gefälschte Produkte in Deutschland unter dem Deckmantel des Parallelhandels in Verkehr bringt. „Es ist wie bei allen kriminellen Handlungen ein Wettlauf zwischen Strafverfolgern und den professionellen Fälschern“, konstatiert der Chemiker, der als Ansprechpartner für die zuständigen nationalen und internationalen Institutionen fungiert.
Die Operation Silver Axe hat als Ziel, den Import und den Handel illegaler Pflanzenschutzmittel aufzudecken und zu ahnden. Sie fand zwischen dem 1. Februar und dem 12. April 2021 statt und umfasste 31 Staaten in der EU und darüber hinaus. Neben verschiedenen Bundesbehörden beteiligten sich wie in den Vorjahren einzelne Pflanzenschutzdienste der Länder Bremen, Hamburg und Niedersachsen. Die Operation Silver Axe VI zeigte jedoch auch, dass die örtliche Nähe zu einem Seehafen oder zu einer anderen EU-Außengrenze für die Importkontrolle nicht entscheidend ist. „Die Abfertigung für den zollrechtlich freien Verkehr erfolgt flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik“, erklärt Kurlemann.
Nach dem Auftauchen von Verdachtsproben ist der eigentliche Nachweis illegaler Pflanzenschutzmittel eine große Herausforderung. Unter der Führung der BVL-Expertin Dr. Claudia Vinke wurde in der EU-Arbeitsgruppe für die chemische Analyse von Pflanzenschutzmitteln eine Leitlinie erarbeitet. Im Labor für Formulierungschemie des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit werden Analysemethoden entwickelt, um illegale Pflanzenschutzmittel im Auftrag der Kontrollbehörden der Länder gerichtsfest identifizieren zu können. Das Labor in Braunschweig ist das einzige behördliche Labor in Deutschland, das Pflanzenschutzmittel-Proben auf Zulassungs- beziehungsweise Genehmigungskonformität, also Echtheit, untersucht.
Quelle: BVL
Veröffentlichungsdatum: 18. Juni 2021