Erneut stellten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eine große Herausforderung für die Spargel-Anbauer*innen dar. Die Direktvermarktung konnte nicht mehr so stark profitieren wie 2020. Für die knapp 400 Spargel-Betriebe in Niedersachsen geht damit zum zweiten Mal in Folge eine turbulente Saison zu Ende am Johannistag (24. Juni), wenn das Spargelstechen traditionell eingestellt wird.
Die Spargelsaison geht zu Ende. Foto © Couleur/Pixabay
Wie bereits 2020 machte sich insbesondere zum Erntebeginn Ungewissheit breit, da lange nicht klar war, ob Betriebe die nötigen Erntehelfer*innen bekommen können. „Auch in diesem Jahr sind Flächen daher teilweise nicht beerntet worden – wenn auch nicht in dem Ausmaß wie 2020“, erklärt Spargel-Experte Nils Kraushaar von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Bei diesen nicht beernteten Flächen handle es sich um Junganlagen, also im Vorjahr gepflanzte Anlagen, so Kraushaar: „Hier steht es einem frei, sie dieses Jahr schon zu beernten – oder durchwachsen zu lassen und erst im nächsten Jahr zu beernten.“ Dazu erkundigten sich in diesem Jahr viele Anbauer*innen bei den Gartenbau-Fachleuten der LWK.
Marktsituation
Aufgrund der kühlen Witterung, insbesondere wegen der tiefen Nachttemperaturen bis in den Mai, startete diese Saison viel später als in den vergangenen drei Jahren, wie die LWK berichtet. Zu Saisonbeginn Anfang/Mitte April waren die Mengen witterungsbedingt recht knapp. Die Nachfrage kam aufgrund der Pandemie nur zögerlich in Gang: Erst zu den Feiertagen Anfang Mai und Muttertag kam sie in Schwung. „An Ostern hatten wir auf Grund der Witterung noch zu wenig Spargelmenge“, berichtet Nils Kraushaar.
Bereits im vergangenen Jahr sahen sich die Spargel-Betriebe mit höheren Produktionskosten aufgrund der Pandemie konfrontiert; die Kosten für zusätzliche Unterkünfte, Hygienemaßnahmen sowie höhere Reisekosten sind der LWK zufolge in diesem Jahr noch einmal angestiegen. Dem gegenüber steht der fast komplett weggebrochene Absatz an die Gastronomie. 32 Prozent des deutschen Spargels werden nach Schätzung der Erzeuger*innen normalerweise in der Gastronomie vermarktet. Doch als die Gastronomie in diesem Jahr wieder starten durfte, war die Nachfrage nach Spargel bereits recht schwach. Die Direktvermarktung konnte des Weiteren nicht mehr so stark profitieren wie noch 2020, allerdings waren die Preise hier im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie immer noch recht hoch.
Nach Angaben des Landesamts für Statistik wurden 2020 landesweit 26.569 Tonnen Spargel geerntet (2019: 28.073 Tonnen). Spargel ist mit rund 4.633 Hektar Anbaufläche die flächenstärkste Kultur im niedersächsischen Gemüseanbau. Jede fünfte deutsche Spargelstange stammt aus Niedersachsen. Zu den Zentren des niedersächsischen Spargelanbaus gehören Diepholz, die Region Hannover, Braunschweig und der Heidekreis.
Und was macht der Spargel jetzt?
Nach dem Ende des Spargelstechens lässt man die Triebe frei wachsen. Es bilden sich in den nächsten drei Monaten etwa zwei Meter hohe, grüne und buschige Pflanzen, die mit Hilfe des Sonnenlichtes Energiereserven bilden. Diese werden in die Speicherwurzeln eingelagert und sichern so die Kraft der Spargelpflanze für die nächste Saison.
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Veröffentlichungsdatum: 24. Juni 2021