Die Wetterkapriolen beeinflussen auch die europäische Kernobsternte. Es gibt mehr deutsche Äpfel, aber das europäische Umfeld schwächelt in der Menge. Bei EU-Birnen deutet sich die kleinste Birnenernte der letzten 30 Jahre an. Was bedeutet das für den Markt?
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Nach der schwachen EU-Apfelernte im Vorjahr waren die „Bäume ausgeruht“ und standen im April/Mai in Vollblüte mit der Aussicht auf eine rekordverdächtige Produktion. Es kommt aber anders, wie man meistens denkt. In einigen Regionen gab es wieder Frühjahrsfröste, schwerwiegender waren aber die zur Zeit der Blüte europaweit viel zu kühlen Temperaturen. Der Bienenflug wurde stark eingeschränkt und entsprechend schwach war der Fruchtansatz. Darüber hinaus fiel der sogenannte Junifall, bei dem der Baum unzureichend befruchte Früchte abstößt, extrem hoch aus.
Äpfel ausreichend verfügbar
So ist es nicht verwunderlich, dass die Prognose der EU-Apfelernte „nur“ bei 11,7 Mio. t liegt und damit die bisherige Rekordmenge aus 2018 mit 13,3 Mio. t deutlich verfehlt wird. Allerdings stehen rund 1 Mio. t Äpfel mehr als in den beiden Vorjahren zur Verfügung, die dann eine voll ausreichende Warenverfügbarkeit signalisieren. Die Vermarkter dürften schon im Saisonstart auf „das Gaspedal drücken“ und den Konsumenten mit Aktionen im Einzelhandel erfreuen. Durch die kühle Witterung im Frühjahr verzögert sich die Ernte und wird in Deutschland erst Mitte/Ende September voll einsetzen. Der deutsche Produzent ist gut gerüstet, erwartet mit 1,08 Mio. t Äpfel eine gute Ernte und wurde in der Regel von den Nachtfrösten im April/Mai verschont. So stellen Fruchtdeformierungen die Ausnahme dar und schränken damit das Angebot für die Saftindustrie ein.
Weniger Äpfel in den Hausgärten
Die deutschen Vermarkter und Produzenten blicken optimistisch in die kommende Saison. Die Apfelernte im Streuobstanbau und in den Hausgärten fällt mit 300.000 t gering aus und schwächt damit die Eigenversorgung der Konsumenten. Aus Erfahrung der Vorjahre stimuliert dies das Einkaufsverhalten für Äpfel im Zeitraum September bis Dezember.
Man muss nur abwarten, wie sich die Importware im deutschen Markt positioniert. Obwohl der deutsche Konsument Äpfel aus regionaler Produktion bevorzugt, ordert der deutsche Einzelhandel pro Saison immer noch 450.000 t ausländische Äpfel. Diese werden zu einem hohen Anteil aus Italien und Frankreich bezogen, die zur „Freude“ der deutschen Produzenten eine unterdurchschnittliche Ernte aufweisen. Sorgen bereitet Polen, das durch starke Investitionen den Apfelanbau forciert hat und weiterhin unter dem russischen Importembargo für EU-Äpfel leidet. Für 400.000 t polnische Äpfel fehlen die alternativen Exportmärkte und belasten dann natürlich den EU-Binnenmarkt.
Birnenernte fällt auf Rekordtief
Durch die Frühjahrsfröste fällt die EU-Birnenernte auf 1,6 Mio. t und damit auf das niedrigste Niveau der letzten 30 Jahre. Von den marktrelevanten Regionen ist nur Spanien nicht betroffen. Italien, das mit einer Normalernte von 700.000 t den mit Abstand größten Birnenanbieter in der EU darstellt, erwartet nur eine Produktion von 213.000 t. Nutznießer dürften die Produzenten in den Niederlanden und Belgien sein, die zwar ebenfalls ein Defizit von 20 % aufweisen, aber u.a. einen offenen deutschen Markt vorfinden. Deutschland produziert nur 40.000 t und importiert in der Regel 150.000 t Birnen. Den EU-Ernteausfall dürfte der deutsche Konsument zu spüren bekommen. Die Verbraucher müssen sich auf hohe Preise einstellen. Die Verantwortlichen dürfen die Preisschraube nur nicht überdrehen und den Konsum zu stark bremsen. Eine alte Regel lauert: „Kleine Erntemengen halten lange vor“ und so manche Frucht musste dann zum Saisonabschluss über die Mostobstindustrie verwertet werden.
Es deutet sich eine sehr spannende Kernobstsaison an.
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Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 05.08.2021)
Veröffentlichungsdatum: 06. August 2021