Am Freitag, 06. August 2021 stellten die Experten des Versuchszentrums Laimburg bei der traditionellen Lagerungstagung die Ergebnisse ihrer Forschung auf dem Gebiet der Obstlagerung vor. Themenschwerpunkt der Tagung waren dieses Jahr epiphytische Pilze auf dem Apfel, die beträchtliche Lagerausfälle, insbesondere bei Bio-Äpfeln, verursachen können.
Bei der Lagerungstagung 2021 wurden Neuheiten aus dem Bereich der Obstlagerung vorgestellt. Foto © Versuchszentrum Laimburg/fmhack
Kurz vor Beginn der Ernte- und damit auch der Lagerungssaison fand am Freitag, 6. August die traditionelle Lagerungstagung des Versuchszentrums Laimburg am NOI Techpark in Bozen Süd statt. Die Veranstaltung, zu der mehr als 90 Interessierte gekommen waren, wurde unter Berücksichtigung der geltenden Maßnahmen zur Prävention von COVID-19 abgehalten.
Ziel der alljährlich stattfindenden Lagerungstagung ist es, Fachpersonen des Bereichs Obstlagerung aber auch der interessierten Öffentlichkeit Einblick in laufende Versuche zu bieten, aktuelle Forschungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg vorzustellen aber auch über neue Entwicklungen des Sektors zu informieren.
„Das Versuchszentrum Laimburg ist Südtirols Forschungseinrichtung für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität. Uns ist es wichtig, dass die Ergebnisse, die wir erarbeiten, dort ankommen, wo sie gebraucht werden, nämlich in den Betrieben der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung“, betonte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber zur Eröffnung der Tagung.
Sabine Öttl erklärte Symptomatik und Identifizierung des Rußtau-Pilzes. Foto © Versuchszentrum Laimburg/fmhack
„Der Zeitpunkt kurz vor Beginn der Erntesaison ist eine gute Gelegenheit, um Forschung und Praxis zusammenzubringen und neue Erkenntnisse aus der Forschung an den gesamten Obstsektor weiterzugeben“, fügte der Leiter der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ des Versuchszentrums Laimburg, Angelo Zanella, hinzu.
Themenschwerpunkt der diesjährigen Lagerungstagung waren epiphytische Pilze, also Pilze, die auf der Oberfläche lebender Pflanzen wachsen. Für den Obstsektor stellt insbesondere der sog. „Rußtau“, ein Pilzkomplex, ein großes Problem dar, da er beträchtliche Lagerausfälle, insbesondere bei Bio-Äpfeln, verursacht. Auf dem Programm der Tagung standen darüber hinaus Erkenntnisse zum Lagerverhalten neuer Apfelsorten, Erfahrungen mit neuen Lagerungstechnologien, neue Ergebnisse der Forschung zu Lagerkrankheiten wie etwa der Lentizellenfäule sowie der für die Obstlagerung wichtige Witterungsverlauf 2021.
Bitter- und Lentizellenfäule in Südtirol: Wer steckt dahinter?
Lentizellenfäule bei der Apfelsorte Bonita. Foto © Versuchszentrum Laimburg
Während der Lagerung kann die Qualität von Äpfeln durch physiologische Störungen und krankheitserregende Mikroorganismen, zumeist Pilze, beeinträchtigt werden. Einige Pilzarten befallen reife Früchte durch Wunden, Läsionen oder Risse nach der Ernte, andere Erreger infizieren Apfelfrüchte bereits im Feld, wobei die Infektion zunächst symptomlos bleibt. Die verursachten Fäulen werden schließlich während der Lagerung, beim Sortieren, Verpacken, im Verkauf oder kurz vor dem Verzehr sichtbar. Zur Gruppe dieser zunächst nicht sichtbaren (latenten) Nacherntekrankheiten gehören die Bitterfäule und die Lentizellenfäule. Obwohl die Erreger unterschiedlichen Pilzgattungen angehören, sind die Krankheitssymptome sehr ähnlich und eine genaue Diagnose bedarf einer Laboranalyse. Sanja Baric und Greice Amaral Carneiro von der Freien Universität Bozen führten eine Studie durch, um die Erreger der Bitterfäule und der Lentizellenfäule in Südtirol zu erfassen. Dafür wurden mehr als 1000 Äpfel mit Lagerfäulen in verschiedenen Lagerhäusern gesammelt, die Erreger isoliert und die gewonnen Pilzisolate molekulargenetisch charakterisiert und identifiziert. Die Studie zeigte, dass die in Südtirol am häufigsten vorkommende latente Nacherntekrankheit die Lentizellenfäule ist, wobei die Mehrzahl der Pilzisolate der Art Phlyctema vagabunda zuzuordnen waren. Ein anderer Erreger, die Art Neofabraea kienholzii, wurde in dieser Studie zum ersten Mal für Südtirol und Italien beschrieben.
Die Bitterfäule hingegen wird in Europa durch den Colletotrichum acutatum-Artenkomplex verursacht; in Südtirol scheint sie bislang eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Hier wurden drei verschiedene Erreger identifiziert, Colletotrichum godetiae, Colletotrichum fioriniae und Colletotrichum salicis, wobei keine davon bisher als Erreger der Bitterfäule in Südtirol und Italien bekannt war. „Verschiedene Arten von Krankheitserregern können sich in ihren biologischen und pathogenen Eigenschaften wie auch in ihrer Empfindlichkeit auf verschiedene Klassen von Fungiziden unterscheiden“, resümierte Baric: „Deshalb können Kenntnisse über das Vorkommen und die genaue Identifizierung der Arten wesentlich zur Vorbeugung und Kontrolle von Nacherntekrankheiten beitragen.“
Weitere Informationen auf der Webseite www.laimburg.it: THEMENSCHWERPUNKT EPIPHYTEN: RUSSTAU & CO
Quelle: Versuchszentrum Laimburg
Veröffentlichungsdatum: 12. August 2021