Eine neue Studie warnt: Die zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise setzen die weltweite landwirtschaftliche Produktion aufs Spiel und bedrohen die Lebensgrundlage von Millionen von Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt.
"Fairtrade & Climate Change" - die neue Studie warnt vor einem möglichen Finanzkollaps kleinbäuerlicher Landwirtschaft in Ländern des globalen Südens, schreitet die Klimakrise weiter voran. Foto © Fairtrade Deutschland e.V.
Der im Vorfeld der UN-Klimakonferenz 2021 (COP26) veröffentlichte Bericht mit dem Titel „Fairtrade and Climate Change“ zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft einiger der beliebtesten Rohstoffe der Welt, darunter Bananen, Kaffee und Kakao. Millionen von Kleinbäuerinnen und -bauern droht der Finanzkollaps, wenn ihre Existenzgrundlage unter weiter zunehmenden Klimadruck gerät, so die Studie, die von Forschenden der Vrije Universität Amsterdam und der Berner Fachhochschule im Auftrag von Fairtrade International durchgeführt wurde.
Kleinbäuerinnen und -bauern sind Teil der Lösung
„Die Ergebnisse des Berichts sind äußerst alarmierend und ein klarer Ruf nach sofortigen und umfassenden Klimaschutzmaßnahmen", warnte Dr. Nyagoy Nyong'o, Global CEO von Fairtrade International. „Die Bedrohung für die Zukunft vieler Lieferketten ist sehr real. Bäuerinnen und Landarbeiter weltweit stehen an vorderster Front dieser globalen Klimakrise. Wir müssen alles tun, um sicherzustellen, dass sie nicht zurückgelassen werden und dass sie tatsächlich Teil der Lösung sind.“
„Die reichen Staaten dieser Erde haben 100 Milliarden Dollar jährliche Klimahilfen versprochenen, aber davon sind wir noch weit entfernt. Und von den bisherigen Geldern kommen weniger als zwei Prozent bei Kleinbäuerinnen und -bauern an“, warnte Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. „Wenn wir in Sachen Klimakrise den Blick nicht in den globalen Süden richten und die Bäuerinnen und Bauern in die Lösungen einbeziehen, werden wir das Ruder nicht herumreißen.“
Kaffee, Bananen, Kakao unter Hitzestress
Die Szenarien der Studie, die von der Europäischen Union finanziell unterstützt wurde, gehen von zunehmenden extremen Wettermustern aus, die der landwirtschaftlichen Produktion in den wichtigsten Anbauregionen der Welt wohl schwere Schäden versetzen werden: So drohen der Bananenproduktion in der Karibik und in Mittelamerika geringere Niederschläge und extremere Temperaturen, während in Südostasien und Ozeanien das Risiko tropischer Wirbelstürme steigen wird. Kaffee in Brasilien, Mittelamerika und Südindien wiederum sehen die Forschenden mit Temperaturspitzen und Trockenheit konfrontiert. In der Dominikanischen Republik und in Peru sowie in Teilen Westafrikas wird der Kakaoanbau mehr heiße und trockene Wetterperioden erleben, während Teile Ghanas und der Côte d’Ivoire mit mehr Starkregenfällen rechnen müssen.
„Auch wenn die Auswirkungen je nach Produkt und Standort variieren, zeigt der Bericht, dass es in den meisten Regionen deutlich mehr extrem heiße Tage geben wird“, erklärte Žiga Malek, Assistenzprofessorin für Landnutzung und Ökosystemdynamik an der Vrije Universität Amsterdam und leitende Wissenschaftlerin des Berichts. „In einigen Gebieten wird dies den Anbau in naher Zukunft sehr schwierig oder unmöglich machen und die Landwirte und Landarbeiter zusätzlich belasten.“ Andere Studien rechnen damit, dass bis 2050 bis zur Hälfte der derzeit für den Kaffeeanbau genutzten Flächen nicht mehr nutzbar sein könnten.
COP26: Klimaversprechen einlösen und Finanzhilfen bereitstellen
„Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, die sich auf der Klimakonferenz in Glasgow trifft, die Bäuerinnen und Bauern umfassend finanziell zu unterstützen, damit sie die nötigen Klimaanpassungs- und Resilienzmaßnahmen umzusetzen“, betont Overath.
Fairtrade und die weltweite Fair-Trade-Bewegung werden in Glasgow vor Ort sein und sich für die Rechte von Bauern und Landarbeiterinnen einsetzen und zwar mit einer Reihe von Initiativen, darunter eine globale Petition für eine faire Klimafinanzierung.
„Die Uhr tickt in Sachen Klimaschutz und das Zeitfenster für eine gerechtere, grünere und nachhaltigere Zukunft schließt sich schnell“, sagte Dr. Nyagoy Nyong'o. „Und die Stimmen derer, die Gerechtigkeit fordern, werden immer lauter und dringlicher. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.“
Quelle: Fairtrade Deutschland e.V.
Veröffentlichungsdatum: 26. Oktober 2021