Seit dem Spätsommer stand bei den Obstbäuerinnen und Obstbauern im Rheinland vor allem eines auf der Agenda: Äpfel und Birnen pflücken. Zuerst kamen Sommeräpfel wie Delbarestivale und Barbarossa oder Sunrise in die Kisten. Ab September wurden dann die ersten reifen Lageräpfel gepflückt, darunter zum Beispiel Elstar, Gala und Wellant. Ob süß oder säuerlich, besonders aromatisch und saftig oder eher mild: Die rheinischen Obstbauern haben für jeden Geschmack etwas geerntet.
Carsten Dahlhausen ist Obstbauer in Meckenheim. Er weiß: „Während vor allem jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher gerne in süße und knackige Äpfel beißen, bevorzugen ältere Kundinnen und Kunden oft Apfelsorten, die sie noch aus Kindheitstagen kennen.“ Foto © Herbert Knuppen
Elstar, Wellant, Boskoop, Cox Orange & viele mehr
Die rheinischen Obstbauern bauen mehr als 20 verschiedene Apfel- und Birnensorten an – darunter alte Sorten wie Cox Orange und Freiherr von Berlepsch und Neuzüchtungen wie Wellant und Pinova
Welche neuen Sorten kommen für Obstbauern und Verbraucher infrage? Dieser Frage gehen die Obstbau-Experten am Campus Klein-Altendorf bei ihrer Arbeit nach. Sie testen dort zurzeit mehr als 120 neue Apfel- und Birnensorten – zum Beispiel mit Blick auf ihren Geschmack.
Rot-gelbe Schale, knackig, saftig und ein säuerlicher Geschmack: Das macht Topaz-Äpfel aus. Foto © Herbert Knuppen
Philip Wißkirchen, 1. Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg, baut in seinem Obstbaubetrieb in Meckenheim fast 20 verschiedene Apfel- und Birnensorten an – darunter Wellant, Pinova und Elstar. „In diesem Jahr konnten wir im Rheinland durch die kühlen Nächte und die sonnigen warmen Tage gut ausgereifte aromatische Früchte ernten“, berichtet Wißkirchen. „Das ist wichtig, denn den Verbraucher überzeugt nicht nur der Name einer Sorte, sondern auch Geschmack, Frische, Qualität sowie das Aussehen der Früchte sind entscheidend.“
Sein Kollege Carsten Dahlhausen kann das nur bestätigen. „Jede Zielgruppe möchte ihr eigenes Geschmackserlebnis haben“, erzählt der Obstbauer aus Meckenheim. „Während vor allem jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher gerne in süße und knackige Äpfel beißen, bevorzugen ältere Kundinnen und Kunden oft Apfelsorten, die sie noch aus Kindheitstagen kennen.“ Zu den altbekannten Sorten zählen zum Beispiel Cox Orange, Boskoop und Berlepsch. „Bei der Sortenvielfalt im Rheinland ist für jeden Verbraucher und jede Verbraucherin die passende Sorte dabei“, sagt Dahlhausen. Sein Tipp: „Einfach im Hofladen oder im Supermarkt nach Äpfeln aus der Region fragen und sich durchprobieren!“ Außerdem: Da die Obstbauern im Rheinland in diesem Jahr viele Äpfel ernten konnten, wird regionale Ware in den Supermarktregalen so schnell nicht knapp.
Ein wichtiger Partner bei der Sortenwahl ist für die rheinischen Obstbauern das Kooperationszentrum Campus Klein-Altendorf vor den Toren Bonns. Dort werden zurzeit mehr als 120 neue Apfel- und Birnenzüchtungen geprüft. Neben dem Geschmack prüfen die Obstbau-Experten am Campus auch den Anbauwert einer neuen Züchtung. Das heißt: Neue Züchtungen sollten zum Bespiel robuster sein gegenüber bestimmten Pilz-Erregern. „Auch mit Blick auf die Klimaveränderung ist die Sortenzüchtung wichtig“, erklärt Anke Fischer, Versuchsleiterin des DLR Klein-Altendorf. „In Zukunft wird zum Beispiel das Risiko für Spätfrost im Frühjahr oder lange Hitzeperioden im Sommer steigen. Deswegen prüfen wir auch, wie gut neue Züchtungen mit Wetterextremen zurechtkommen können.“ Und damit unterm Strich zu einer Weiterentwicklung im rheinischen Obstbau führen – zugunsten der Obstbauer und der Verbraucher.
Quelle: Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg
Veröffentlichungsdatum: 09. Dezember 2021