Die Rahmenbedingungen für den heimischen Spargel- und Beerenanbau werden durch anstehende enorme Lohn- und Rohstoffpreissteigerungen und die Corona-Pandemie zunehmend erschwert. Um eine differenziertere Einschätzung der aktuellen Situation vornehmen zu können, hat das Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V. vom 30. November bis 10. Dezember 2021 eine Umfrage unter rund 1.300 Spargel- und Beerenbetriebe deutschlandweit durchgeführt. 325 Betriebe nahmen an der Umfrage teil.
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Umfrage-Ergebnisse zu geplantem Mindestlohn von 12 €/h, Rohstoffpreisen und Coronavorgaben
Folgen einer sprunghaften Anhebung des Mindestlohns auf 12 €/h: Konzentration auf Direktvermarktung, Investitionsverschiebungen und Reduktion des Anbaus – vor allem für den Handel
Die sprunghafte Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro hätte erhebliche Folgen für die handarbeitsintensiven Spargel- und Beerenbetriebe und in Konsequenz für den Anbau. An erster Stelle sehen die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen die Konzentration auf die Direktvermarktung – bei Spargel gaben dies 47 Prozent, bei Erdbeeren 39 Prozent und bei den Beeren 25 Prozent der Betriebe an. Als zweit häufigste Folge gehen die Betriebe für Spargel (41 Prozent), für Erdbeeren (37 Prozent) und Beeren (23 Prozent) von einer Verschiebung erforderlicher Investitionen aus. An dritter Stelle sehen Spargelproduzenten eine generelle Reduktion des Spargelanbaus (37 Prozent) bzw. Erdbeerproduzenten eine generelle Reduktion des Erdbeeranbaus (33 Prozent), Beerenproduzenten hingegen gaben als dritte Folge eine zunehmende Investition in Mechanisierung an (22 Prozent). Betriebe, die angaben, den Anbau für den Handel zu reduzieren, werden dies auf im Mittel von 33 Prozent der Gesamtanbaufläche tun.
Verschlechterung der Arbeitskräfte-Verfügbarkeit durch Eingrenzung auf leistungsstarke Erntehelfer und Erntehelferinnen sowie vorzeitige Kündigung vonseiten der Arbeitskräfte bei Erreichen des Ziel-Lohns erwartet
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Nur wenige Betriebe sehen mit dem Anstieg des Mindestlohns auf 12 € eine Verbesserung der Beschäftigungssituation. 29 Prozent nehmen an, dass der höhere Lohn ein Anreiz dafür sei, dass mehr ausländische Arbeitskräfte anreisen, bei inländischen Arbeitskräften gehen nur zwei Prozent der Betriebe davon aus, dass dies ein Anreiz für sie sei, in der saisonalen Ernte zu arbeiten. Dagegen geben 76 Prozent der Betriebe an, dass sie durch die Lohnsteigerung nur sehr leistungsstarke Erntehelfer und Erntehelferinnen beschäftigen können, und sich so die Arbeitskräfte-Verfügbarkeit verschlechtern wird. Im Mittel gaben die Betriebe an, dass sie 41 Prozent der üblichen Beschäftigten aufgrund zu geringer Leistung bei 12 Euro Mindeststundenlohn nicht mehr beschäftigen können. 63 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen rechnen damit, dass Arbeitskräfte durch das schnelle Erreichen des Ziel-Lohns vorzeitig kündigen werden. Nur drei Prozent der Betriebe gaben an, dass sie die Lohnsteigerung durch höhere Preise im Handel kompensieren könnten.
Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde würde eine Kostensteigerung von 1,12 – 1,34 Euro pro Kilo Erdbeeren und 1,34 – 1,70 Euro pro Kilo Spargel nach sich ziehen
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
3G-Regel am Arbeitsplatz würde für weniger Erntehelfer und höhere Kosten in den Betrieben sorgen
Auch die 3G-Regel für Beschäftigte in Betrieben stellt die Anbauer und Anbauerinnen vor Herausforderungen. 79 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass ungeimpfte Personen bei 3G-Regel am Arbeitsplatz nicht anreisen werden. Von einer vollständigen Kostenübernahme der Tests im Falle der 3G-Regel für Erntehelfer und Erntehelferinnen am Arbeitsplatz gehen 77 Prozent der Betriebe aus. 75 Prozent rechnen damit, dass sie Test- und Impfverweigerer entlassen werden müssen. Nur 24 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sich viele Arbeitskräfte aufgrund dieser Vorgaben nun doch impfen lassen und die Arbeit in Deutschland aufnehmen werden.
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Nur knapp die Hälfte der Betriebe sind für die Impfpflicht bei Erntehelfer und Erntehelferinnen
Trotz des höheren Aufwands bei ungeimpften Arbeitskräften wünschen sich nur 47 Prozent der Betriebe eine Impfpflicht für Erntehelfer und Erntehelferinnen. Denn 36 Prozent gehen davon aus, dass diese die Arbeitskräfte davon abhalten würde, zur Ernte nach Deutschland zu kommen.
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Enorme Kostensteigerungen bei Rohstoffen werden erwartet
Aufgrund steigender Energiekosten sowie Rohstoffknappheit durch Lieferkettenschwierigkeiten sehen Spargel- und Beerenproduzenten kommendes Jahr erhebliche Kostensteigerungen auf sie zu kommen. Einen extremen Ausreißer nach oben sehen sie mit einer 86-prozentigen Kostensteigerung bei Düngern.
Grafik © Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Quelle: Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.
Veröffentlichungsdatum: 22. Dezember 2021