Es war ein besonderes Jubiläum am Lehr- und Versuchszentrum für Gartenbau in Erfurt (LVG), dessen Kompetenzen für Obst- und Gemüsebau nicht nur in Thüringen, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum geschätzt werden. So war es dann auch wenig verwunderlich, dass sich am 20. Januar 130 Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands und drei weiteren EU-Ländern zum 30. Thüringer Obstbautag erstmals komplett online trafen.
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Der deutsche Obstbau steht vor besonderen Herausforderungen, die sich vor allem durch Klimaveränderungen, Inflation und Pandemie verschärfen werden. Björn Kirchner, Geschäftsführer der Absatzgenossenschaft Fahner Obst e.G., stellte die Anpassungsstrategie seiner Erzeugerorganisation vor. Er sieht die hohen Nachhaltigkeitsstandards des heimischen Anbaus als wichtigsten Vorteil, wenn es gilt, die Gunst der Verbraucher:innen zu gewinnen. Eine große Chance verspricht er sich im regionalen Vermarkten innovativen Sortimente der Betriebe.
Dass die hohen Standards im Thüringer Obstbau in vielerlei Hinsicht Früchte tragen, beweist ein Wildbienenprojekt, dass Meike Luderer-Pflimpl vom Serviceverband Gartenbau in Thüringen bearbeitet. Sie führt im Obstanbaugebiet rund um Gierstädt unter anderem vielfältige Monitorings bei Fauna und Flora durch. Bemerkenswerte Ergebnisse waren, dass nachdem 2020 unter anderem 84 verschiedenen Wildbienen- und 17 Wespenarten, darunter neun Rote-Liste Arten dokumentiert werden konnten, im letzten Jahr auch 142 verschiedene blühende Wildkräuter in den integriert bewirtschafteten Kirschanlagen der Fahner Höhe gezählt wurden.
Natürlich wurden im Rahmen der Veranstaltung zahlreiche produktionstechnische Fragen thematisiert. Die Beiträge von Peter Hilsendegen und Eveline Maring seien hier beispielhaft erwähnt. Der Steinobstberater vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Rheinpfalz, sprach über schlanke Anbausysteme bei Süßkirschen. Deren Etablierung wird die Arbeitsbedingungen während der Ernte deutlich verbessern, da der überwiegende Teil, etwa 2/3 der Früchte, vom Boden aus geerntet werden können. Niederschlagsreiche Jahre wie 2021 bedeuten in vielfacher Hinsicht besondere Herausforderungen für den Obstbau. Über die Möglichkeiten zur Eindämmung pilzlicher Schaderreger, um die hohe Erzeugnisqualität zur Ernte und darüber hinaus sicherzustellen, informierte die Mitarbeiterin des gastgebenden TLLLR.
Dr. Martin Penzel, der im Rahmen dieser gelungenen Veranstaltung noch einmal dreißig Jahre Gartenbauforschung am LVG Revue passieren ließ, versprach am Ende, dass die Tagungsunterlagen in Kürze auf den Internetseiten des TLLLR allen Interessierten zur Verfügung stehen.
Quelle: Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum
Veröffentlichungsdatum: 10. Februar 2022