Große Datenpakete statt großer Äcker – so könnte die Landwirtschaft der Zukunft aussehen. In der Präzisionslandwirtschaft fallen gewaltige Datenmengen an, die schnell zwischen Satelliten, Drohnen, Bodensensoren und Robotern übertragen werden müssen. Für diese digitale Vernetzung braucht es den neuen, schnellen Mobilfunkstandard 5G.
Das JKI erprobt in einem Verbundprojekt in den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel digitale Anwendungen mit dem 5G-Mobilfunkstandard.
Im Projekt „5G Smart Country“ werden 5G-Anwendungen in der Landwirtschaft erprobt. Foto © Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Zusammen mit der TU Braunschweig, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und weiteren Partnern startet das Julius Kühn-Institut (JKI) das Projekt „5G Smart Country“. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. „Wir wollen die Chancen, die 5G bietet, in der Landwirtschaft nutzen“, sagt Eva-Marie Dillschneider vom JKI-Fachinstitut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz in Braunschweig. Das JKI beschäftigt sich dabei vor allem mit dem Pflanzenbau: Auf den Feldern der Domäne Schickelsheim sollen Roboter Rüben säen und anschließen mechanisch das Unkraut hacken.
„Darüber hinaus werden wir die Flächen datenbasiert in Spots – kleine, homogene Abschnitte – unterteilen, die dann separat voneinander mit Robotern bewirtschaftet werden können“, erklärt Dillschneider. Die Idee des sogenannten Spot Farming: Die Bedingungen auf einem großen Schlag sind keinesfalls überall gleich. Manche Bereiche sind trockener, andere vernässen schnell, auch die Qualität des Bodens variiert. Entsprechend muss auch nicht überall gleich intensiv gedüngt, gegen Pflanzenkrankheiten vorgegangen oder Unkraut bekämpft werden. Diese und weitere Standortfaktoren werden mit Hilfe von Sensorik am Boden, in der Luft und im Weltraum gemessen. Die Analyse dieser gebündelten Faktoren könnte z.B. nahelegen, dass sich der Anbau von Feldfrüchten auf bestimmten Teilflächen gar nicht lohnt. So könnte man dort stattdessen Wiesenkräuter zur Förderung der Artenvielfalt aussäen und trotzdem das Ertragsniveau der Gesamtfläche durch optimierten Pflanzenbau in den anderen Spots halten.
„Die Spots ermöglichen eine präzisere und damit effizientere Bewirtschaftung. Wo der Landwirt üblicherweise das Feld begehen und bonitieren muss, um den Zustand seiner Pflanzen einzuschätzen und daraus seine Maßnahmen abzuleiten, reagieren Drohnen, Roboter und Traktoren in unserem Projekt automatisch und in Echtzeit auf die Daten, die sie erhalten“, erklärt Dillschneider.
Quelle: Julius Kühn-Institut
Veröffentlichungsdatum: 23. Februar 2022