Die deutsche Zellstoff- und Papierindustrie hat im vergangenen Jahr einen enormen Nachfragezuwachs verzeichnet. Der Aufschwung wurde jedoch von dramatischen Steigerungen der Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten belastet. Große Besorgnis hegt die Branche hinsichtlich der Versorgung mit Gas im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.
Papierrollen in der Produktion. Foto © Papierfabrik Palm / Fotograf:DIE PAPIERINDUSTRIE e.V.
Wie der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE in seiner Jahresbilanz mitteilte, stieg die Produktion von Papier, Karton und Pappe 2021 über alle Sorten um beachtliche 8,3 Prozent von 21, 3 auf 23,1 Mio. Tonnen. Der Branchenumsatz stieg gegenüber 2020 deutlich von 12,6 Mrd. Euro um 22,8 Prozent auf 15,5 Mrd. Euro. Damit wurden auch die Werte des Vor-Corona Jahres 2019 überschritten. Damals hatte die Branche 22 Mio. Tonnen Papier, Karton und Pappe hergestellt und 14,3 Mrd. Euro umgesetzt.
Papier und Karton für Verpackungen - mit 58,7 Prozent Produktionsanteil die größte Sortengruppe - lagen mit einem Plus von 9,0 Prozent über dem Schnitt. Dabei spielten die Nachfrage aus dem boomenden Online-Handel und der zunehmende Umstieg von Kunststoff- auf Papierverpackungen eine Rolle.
Mit einem ebenfalls deutlichen Plus von 9,0 Prozent konnten auch die grafischen Papiere (Produktionsanteil 28,4 Prozent) erstmals nach einem mehrjährigen Rückgang wieder kräftig zulegen. Hier machte sich die deutlich gestiegene Nachfrage des Handels nach Print-Werbung bemerkbar, mit der die Verbraucher nach der Lockdown-Phase wieder verstärkt zum Konsum angeregt werden sollen. Auf Grund der in den letzten Jahren europaweit geschrumpften Produktionskapazitäten für Druckpapiere kam es jedoch zu temporären Lieferengpässen. Die Hygienepapiere (Produktionsanteil 6,4 Prozent) mussten nach den Hamsterkäufen des Jahres 2020 einen leichten Rückgang von zwei Prozent verzeichnen. Die technischen und Spezialpapiere (Produktionsanteil 6,5 Prozent) entwickelten sich mit einem Plus von knapp 11 Prozent überaus positiv. Getrieben wurde die Nachfrage vor allem von Dekorpapieren für Möbel und technische Papiere für den Industriebedarf.
Der Produktionszuwachs der Papierindustrie wird jedoch von einer Kostenexplosion bei Energie- und Rohstoffen überschattet: Die Preise für Altpapier haben sich im Schnitt verdoppelt, die Kosten für den für die Papierindustrie wichtigsten Energieträger Gas in der Spitze verfünffacht, Strom teilweise vervierfacht. Viele Unternehmen sehen laut einer Umfrage des Verbandes Schwierigkeiten, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Rund 30 Prozent halten deshalb sogar temporäre Produktionsstopps für möglich. Zusätzliche Unsicherheiten schafft die Diskussion um Gaslieferungen im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine. Die Unternehmen erwarten zeitnah ein Konzept der Politik, wie die Versorgungssicherheit im Krisenfall sichergestellt werden kann.
Quelle: DIE PAPIERINDUSTRIE e.V.
Veröffentlichungsdatum: 02. März 2022