In der Schweiz werden auf der grossen Fläche von 11'000 Hektaren diverse Kartoffelsorten angebaut. Diese unterscheiden sich nicht nur im Geschmack und im Aussehen, sondern auch in ihrer Anfälligkeit auf verschiedene Krankheiten. In den letzten Jahren wurden bereits robuste Sorten wie Jelly und Vitabella auf die Liste der empfohlenen Sorten aufgenommen. Beim Testen von neuen Sorten sind wir als Branchenorganisation bestrebt, dass diese gegen Pilzkrankheiten robust sind und weniger behandelt werden müssen.
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Anbau von Kartoffeln ist anspruchsvoll
Der vergangene Sommer stellte für viele Landwirte eine Herausforderung dar. So war der viele Regen günstig für diverse Pilzkrankheiten und ungünstig für eine gute Ernte. Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) konnte vielerorts nur mit einem grossen Spritzaufwand eingedämmt werden. Da die Pflanzenschutzmittel aber gleichzeitig im Fokus der Politik und der Bevölkerung stehen, testen wir zusammen mit der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL verschiedene Kartoffelsorten auf ihre Anfälligkeit auf die Pilzkrankheit. Ziel ist, dass Sorten, die sich als robust zeigen, auf die Sortenliste aufgenommen und vermehrt angebaut werden. Dadurch kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Das Projekt «Innovation in der Sortenprüfung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im Schweizer Kartoffelanbau» wird vom Bundesamt für Landwirtschaft BLW unterstützt. Der vermehrte Einsatz von resistenten Sorten ist zunehmend auch in der Politik ein Thema. Die Nationalrätin Meret Schneider (Grüne, ZH) fordert mit der Motion «Robuste Sorten. Potential ausschöpfen!», dass der Bund zusätzliche Mittel für die Förderung von robusten Sorten bereitstellt.
Spritzen nach Prognose
Im Frühling 2021 wurden bereits zum zweiten Mal die Sorten Acoustic, Twinner und Almonda im Vergleich mit der Sorte Jelly gepflanzt. Um die Sorten in der Praxis zu prüfen, bauten sechs Landwirt*innen auf ihrem Betrieb diese an. Sie behandelten die Parzellen nur nach Absprache mit den Forschenden und wenn das Prognosesystem dies empfahl – natürlich auch unter Berücksichtigung ihrer eigenen Erfahrungen. Die Landwirt*innen mussten jedoch Vertrauen in die Prognosen entwickeln, da bei einem Befall grosse Ertragsverluste drohen.
Beim Anbau der robusten Sorten konnte im ersten Jahr der Fungizid-Einsatz gegenüber herkömmlichen Sorten durchschnittlich von 6 auf 3 Spritzungen halbiert werden ohne dass ein nennenswerter Befall auftrat. Im zweiten, sehr anspruchsvollen und nassen Jahr wurde 5- bis 8-mal behandelt, während ansonsten oft über 8-mal gespritzt wurde. Die Sorten werden weiter in Grossanbauversuchen geprüft.
Gründe für Wasserstress verstehen
Aufgrund des Klimawandels ist in Zukunft auch vermehrt mit extremen Wetterereignissen zu rechnen. Die globale Erwärmung führt zu trockenen, heissen Sommern, was den Kartoffelanbau stark betrifft. Aus diesem Grund untersucht Agroscope im Rahmen des erwähnten Projektes auch die Anfälligkeit von Kartoffelsorten gegenüber Wasserstress.
Robuste Sorten im Detailhandel etablieren
Damit robuste Sorten grossflächig angebaut werden können, müssen sie von Konsumierenden gekauft werden und sich im Detailhandel etablieren. In einem weiteren Projekt der HAFL wird deshalb auch dieser Aspekt untersucht. Eine Sensibilisierung der Kundschaft für das Thema ist notwendig.
In den nächsten zwei Jahren testen wir unter anderem die drei festkochenden Sorten Fenna, Lea und Sound. Die drei Sorten werden vom Züchter als robust gegen die Krautfäule beschrieben. Auch die Sorte Lady Jane, die im Rahmen von neuen Sorten für Pommes frites getestet wird, scheint vielversprechend bezüglich Robustheit.
Weitere Informationen:
www.kartoffel.ch/sortenpruefung
Quelle: Swisspatat
Veröffentlichungsdatum: 15. März 2022