Bewusstsein schaffen für die wahren Kosten von Lebensmitteln – darum ging es am 10. März 2022 beim Nationalen Dialog zu Ernährungssystemen auf der Plattform www.ble-live.de. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutierten Gäste aus Ernährungswirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Finanzwesen. Im Fokus stand die Notwendigkeit eines "True Cost Accounting" und wie es sich anwenden lässt.
v.l.n.r: Dr. Hanns-Christoph Eiden, Dr. Sabine Eichner (Deutsches Tiefkühlinstitut) Tobias Bandel (soil & more Impact GmbH), Olivia Riemer (TMG), Nadine Kreutzer (Moderation), Alexander Müller (TMG), Prof. Dr. Tobias Gaugler (TH Nürnberg/Universität Greifswald), Hubertus Doms (HiPP). Digital zugeschaltet waren: Markus Wolter (MISEREOR), Dr. Laura Mervelskemper (GLS Bank), Volkert Engelsman (Eosta). Foto © BLE
Die Preisgestaltung von Lebensmitteln spiegelt nicht alle Faktoren wider, die bei ihrer Produktion eine Rolle spielen: Faktoren wie Treibhausgasemissionen, Grundwasserverbrauch oder der Verlust der biologischen Vielfalt führen zu Kosten, die meist nicht in die Bepreisung von Lebensmitteln einfließen. Viele dieser Umwelt- und Sozialkosten werden von der Gesellschaft oder von künftigen Generationen getragen. Wie werden diese Kosten transparent und können berechnet werden? Das stellte Olivia Riemer, Projektleiterin bei TMG ThinkTankforSustainability dar, die mit der "True Cost Initiative" an Lösungsansätzen gearbeitet hat. Die Ergebnisse sind nun in einem Handbuch verfügbar, das unter https://tca2f.org/de/handbook/ kostenfrei zum Download bereit steht.
Kostenvermeidung günstiger als Kostenbeseitigung
Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Kostenvermeidung langfristig günstiger ist als Kostenbeseitigung. Aktuelle Marktpreise stimmten nicht mit wahren Preisen überein. Dieser Unterschied müsse ausgeglichen werden, gerade vor dem Hintergrund der Anpassung an den Klimawandel oder Pandemien.
"Die großen Risiken eines nicht nachhaltigen Wirtschaftens werden immer deutlicher. Daher begrüße ich den Ansatz der True Cost Initiative sehr. Dieser soll helfen, Nachhaltigkeit messbar zu machen", betonte Dialogleiter und Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Dr. Hanns-Christoph Eiden. Die Initiatoren hoben hervor, dass höhere Preise nicht dazu dienten, Erzeuger wohlhabender zu machen, sondern Ressourcen zu erhalten. Das "True Cost Accounting" sei hier allerdings die Kür, davor liege noch sehr viel Pflicht. Wichtig sei es, Verbraucher und Handel aufzuklären und Akzeptanz zu schaffen. Dazu beitragen kann Transparenz bei der Erhebung und Verwendung der Daten.
Umwelt- und Sozialleistungen stärker beachten
Jetzige Wirtschaftsrechnungen sind nach Meinung der "True Cost Initiative" nicht in der Lage, Kosten für die Schadensbeseitigung auszugleichen. Es könne zu Ernte- und Lieferkettenausfällen kommen, wenn die wahren Kosten nicht bedacht würden. Vielmehr sei es wichtig, Umwelt- und Sozialleistungen von Unternehmen zu beachten und in die Preise von Lebensmitteln einfließen zu lassen. Am Beispiel der CO2-Bepreisung ließe sich dies schon erkennen. Hier würden externe Kosten immer mehr zu realen Kosten.
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht in Kürze auf der Dialogplattform www.ble-live.de zur Verfügung.
Quelle: BLE
Veröffentlichungsdatum: 16. März 2022