Auch das zweite Jahr unter Pandemiebedingungen brachte Herausforderungen für die Reichenauer Gemüsegärtner mit sich. Bio-Gemüse zeigte sich als regionales Power-Food und relevant für den Umsatz bei der Reichenau-Gemüse. Teuerungen auf dem Energiemarkt, dem Verpackungs- und Rohstoffmarkt waren bereits spürbar.
Foto © Reichenau-Gemüse eG
Die Reichenauer Gemüsegärtner waren auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie mit den daraus entstandenen Herausforderungen konfrontiert. Hygienemaßnahmen im Betrieb und hinsichtlich der Einreise von Saisonarbeitskräften aus dem Ausland waren bereits standardisiert. Mit einer deutlich höheren Testfrequenz in den Betrieben aufgrund der neuen Virusvarianten, stiegen jedoch Personal- und Produktionskosten erneut.
Bedingt durch die Witterung, besonders im Frühjahr, das im Jahr 2021 außergewöhnlich kalt und auch eher dunkel und nass war, verzögerte sich die Wachstumsentwicklung der Pflanzen um bis zu zwei Wochen. Mengeneinbußen aufgrund der kühlen und regnerischen Witterung waren für die Reichenauer Gärtner jedoch nicht gravierend, da ein Großteil der Ware im geschützten Anbau unter Glas kultiviert wird und so die gewohnte Liefersicherheit gewährleistet werden konnte.
Der Strukturwandel zeigt sich auch bei der Genossenschaft der Reichenauer Gemüsegärtner: Im Jahr 2021 haben mehrere Mitglieder altersbedingt ihren Betrieb aufgegeben, auch weil sich innerhalb der Familie kein Nachfolger gefunden hat. Die Anbauflächen werden von anderen investitionswilligen Betrieben übernommen, die Anzahl der aktiven Mitglieder senkt sich auf aktuell 50 Betriebe.
Neue Produkte im Sortiment der Reichenauer Gemüsegärtner
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen haben die Reichenauer Gemüsegärtner im Jahr 2021 auch auf neue Produkte gesetzt. Gehört die Aubergine schon viele Jahre zum Standardsortiment, so kam nun die dünnere und längere Japan-Aubergine dazu. Auch mit der wunderschönen Graffiti-Aubergine wurden erste Erfahrungen im Anbau auf der Reichenau gesammelt. Mit Zitronengras von der Insel konnte das exotische Bio-Sortiment um frischen Ingwer und Topinambur erweitert werden. Der Verbraucher konnte sich besonders über die neuen Fingergurken freuen, die sein Bedürfnis nach einem gesunden und verzehrfertigen Snack stillen.
Erstes Produktionsjahr im Bio-Gewächshaus der Gärtnersiedlung Singen/Beuren erfolgreich gestartet
Nach Abschluss der Bauarbeiten konnte Anfang 2021 die Produktion im Bio-Gewächshaus der Gärtnersiedlung Singen/Beuren aufgenommen werden. Auf 4 ha wurde Fruchtgemüse in Bioland-Qualität angebaut, das vorrangig im Biofachhandel für den Verbraucher erhältlich ist. Damit stieg der Anteil der Bio-Ware im Vergleich zum Vorjahr von 4 Millionen Kilogramm, auf über 5 Millionen Kilogramm.
Bio-Gemüse tut der Reichenau-Gemüse gut
Der Produktionsstart im Bio-Gewächshaus zeigte sich auch im Umsatz: Lag dieser im Vorjahr bei 36,08 Millionen Euro, so kann die Genossenschaft für das Jahr 2021 einen Umsatzanstieg um 14,63 % auf 41,4 Millionen Euro verzeichnen. Somit liegt der Anteil der Bio-Ware am Gesamtumsatz in 2021 bei knapp 50 %.
Neben einer erfolgreichen Marketingkampagne für das Reichenauer Bio-Gemüse ist der Erfolg der regionalen Bio-Erzeugnisse wohl vor allem im Ernährungsbewusstsein der Verbraucher begründet. Angefacht durch die Pandemie, aber auch die Klimathematik legen die Menschen verstärkt Wert auf eine gesunde Ernährung mit frischen Produkten aus der Region.
Ausblick vor dem Hintergrund der Zeitenwende
Bereits Ende 2021 waren Teuerungen auf dem Energiemarkt, dem Verpackungs- und Rohstoffmarkt, sowie im Bereich Logistik spürbar. Durch den Ukraine-Krieg wird der Gemüseanbau auf der Reichenau vor Herausforderungen mit enorm hoher Tragweite gestellt. Preisentwicklungen bei Düngemitteln, aber auch gestörte Lieferketten und darüber hinaus, zunehmend hohe Transportkosten stellen nur einen Teil dieser Herausforderungen dar und bringt einzelne Betriebe an den Rand des Verkraftbaren. Die genossenschaftliche Vermarktung wird sich jedoch auch in Krisenzeiten bewähren und dazu beitragen, dass die Menschen im süddeutschen Raum auch weiterhin zuverlässig mit frischem Gemüse von der Reichenau versorgt werden können.
Quelle: Reichenau-Gemüse eG
Veröffentlichungsdatum: 21. April 2022