Spargel ist mit Blick auf den Flächenanteil die bedeutendste Gemüsekultur im Land Brandenburg und wurde im Jahr 2021 auf fast 3.900 Hektar gestochen. Die Ertragsfläche war um 100 Hektar kleiner als 2020, während die Erntemenge um 6 Prozent auf 21.100 Tonnen stieg und damit einem Ertrag von 55 Dezitonnen je Hektar entsprach.
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Vielfältiges Bodenleben unter Folien
Wissenschaft schafft Klarheit: Unter Spargelfolien lebt der Boden
Diese Nachricht erfreut Spargelanbauer, Umweltschützer und Konsumenten gleichermaßen: In den Spargeldämmen lebt der Boden. Daran ändern auch schwarze oder weiße Folien nichts, die auf den Feldern z. B. zur besseren Steuerung des Spargelwachstums ausschließlich in der Ernteperiode verwendet werden. Immer wieder geraten Spargelanbauer wegen der Folienabdeckung in die Kritik. Ihnen wird vorgehalten, dass darunter das Bodenleben leide. Nun gibt es durch die Wissenschaft Entwarnung: Eine Forschungsreihe des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) in Brandenburg hat gezeigt, dass die Entwicklung von Bodentieren (z.B. Milben und Springschwänzen) sowie Mikroorganismen (z.B. Pilze und Bakterien) in zeitweise abgedeckten Spargeldämmen nicht unterdrückt, sondern sogar überwiegend gefördert wird.
Fakten für eine sachliche Debatte
Die Studie wurde vom Versuchs- und Kontrollring für den Integrierten Anbau von Obst und Gemüse im Land Brandenburg e.V. initiiert. „Wir wollten wissenschaftlich basierte Fakten haben, um eine sachliche Debatte führen zu können“, sagt Geschäftsführer Dr. Andreas Jende, der auch den Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e. V. führt. Denn immer wieder sehen sich Spargelanbauer mit Vorwürfen konfrontiert, durch den Einsatz von Folie würden sie der Umwelt allgemein und dem Boden im Besonderen schaden. „Angebliche negative Einflüsse konnten nun durch langfristige Beobachtung und fundierte Untersuchungen widerlegt werden.“ Finanziert wurde das Projekt unter anderem durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz (MLUK).
Mikroorganismen und Kleinstlebewesen nachgewiesen
Unter der Leitung von Carmen Feller untersuchten Agrarwissenschaftlerinnen am IGZ zahlreiche Bodenproben. Pilze, Bakterien und Protozoen konnten sie relativ einfach als mikrobielle Biomasse durch Phospholipid-Fettsäure-Analyse nachweisen. Das Vorkommen von Kleinstlebewesen wie Springschwänze, Milben und Borstenwürmer bestimmten die Forscherinnen mit Hilfe von Ködern und stellten fest, dass unter den Varianten schwarzer Folie und Minitunnel mindestens gleich viel, zum Teil sogar deutlich aktiveres Bodenleben stattfindet. Mit schwarzer Folie wird die Temperatur im Spargeldamm bei Sonneneinstrahlung erhöht und dadurch das Wachstum beschleunigt. Auch das Bodenleben scheint dadurch gefördert zu werden. Außerdem verhindert die Abdeckung, dass die weißen Spargelspitzen ans Tageslicht wachsen, sich verfärben und verholzen. Unter weißer Folie ist das Bodenleben zeitweise träger. Ursache könnte die generell niedrigere Temperatur mit kaum ausgeprägten Schwankungen sein. Deshalb raten die Wissenschaftlerinnen, die weiße Folie so spät wie möglich auf die Dämme zu legen. Eine Verringerung der Biodiversität durch die Verwendung von Folien kann jedoch ausgeschlossen werden.
Folie erleichtert auch die Ernte
Auch wenn abdeckte Felder optisch störend wirken, überwiegen die positiven Umwelteffekte des Folieneinsatzes in der Erntezeit. So wird Bodenabtrag durch Wind auf sandigen Flächen stark vermindert. Gerade das Verhindern des Verlustes an fruchtbarem und aktivem Oberboden sichert die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig. Daneben unterdrücken die Folien den Unkrautwuchs auf den Dämmen, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert. Zudem erleichtert die Folie den Erntehelfern das Spargelstechen, weil die Erde der Dämme lockerer bleibt und die Pflanzen durch die Temperarturerhöhung in kürzeren Abständen neue Stangen treiben. Das vermindert die Arbeitszeit pro Kilo Spargel, erhöht Einkommen sowie Motivation für die Erntehelfer. Die Produktionskosten lassen sich dadurch um bis zu 40 Prozent senken. Das garantiert frischen, hochwertigen Spargel aus der Region zu erschwinglichen Preisen, kurze Lieferketten und somit weniger CO2-Verbrauch.
Quelle: Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V.
Veröffentlichungsdatum: 06. Mai 2022