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Nachhaltigkeit im Ernährungssystem: Nicht einfach weniger, sondern anders und besser

Die Befürworter einer Wirtschaft ohne Wachstum argumentieren seit langem, dass Wirtschaftswachstum als solches der Umwelt schadet. Jetzt haben Forschende gezeigt, dass eine Eindämmung des Wachstums allein unser Ernährungssystem nicht nachhaltig machen würde – wohl aber eine Änderung unserer Ernährung und ein Preisschild für Emissionen in der Landwirtschaft.

Bildquelle: Shutterstock.com Anbau
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Zum ersten Mal hat eine Gruppe unter Leitung des Potsdam-Instituts in einer Computersimulation untersucht, welche Auswirkungen so genannte „Degrowth“-Ansätze und Effizienzsteigerungen auf die Treibhausgasemissionen des Lebensmittelsektors haben könnten. Ihr Ergebnis: Eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Emissionsbepreisung und internationalen Einkommenstransfers kann die Erzeugung und den Konsum von Lebensmitteln zum Ende dieses Jahrhunderts emissionsneutral machen und gleichzeitig eine gesündere Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung bieten.

"Wenn wir unser System der Produktion und Konsum von Nahrungsmitteln schrumpfen statt wachsen ließen, würde das im Ergebnis dem Klima gar nicht so viel nützen. Stattdessen müssen wir dieses Systems selbst von Grund auf verändern", sagt Benjamin Bodirsky, Forscher in Potsdam und am World Vegetable Center in Taiwan, einer der Autoren der Studie. "Das bedeutet einerseits, dass die Menschen nur das konsumieren, was sie benötigen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken; dass sie weniger Lebensmittel wegwerfen und sich ausgewogener ernähren, mit viel mehr Gemüse und weniger tierischen Produkten. Auf der anderen Seite bedeutet solch eine qualitative Veränderung mehr Effizienz, also Lebensmittel umweltfreundlicher produzieren, zum Beispiel durch gezielteres Düngen und ertragreichere Pflanzen. Wenn außerdem Kohlenstoff einen Preis bekäme, könnte das Landwirte dazu anreizen, emissionsärmer zu produzieren, einfach weil weniger Emissionen dann geringere Kosten bedeutet. Zusammengenommen könnte das den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch senken.“

Nachhaltiges Essen ist besser für die Gesundheit und die Umwelt

Als die Forschenden jedoch Konsumveränderungen plus Effizienzgewinne durch Emissionsbepreisung in die Computersimulation fütterten, war das Ergebnis eine gesündere Ernährung für alle und geringere Treibhausgasemissionen, sowie in der Folge auch weniger Produktionsaufwand in der Landwirtschaft. "Für das Ernährungssystem können wir sagen: In gewisser Weise wäre ein bisschen ‚Degrowth‘ das Ergebnis der nachhaltigen Transformation, nicht der Ausgangspunkt", sagt Hermann Lotze-Campen, Mitautor vom Potsdam-Institut. "Im Grunde geht es also nicht einfach um weniger Wachstum, sondern um ein anderes Wachstum."

Weitere Informationen.

Weblink zum Artikel: https://www.nature.com/articles/s43016-022-00500-3

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)/ Agrar-PR

Veröffentlichungsdatum: 18. Mai 2022