Mit großem Unverständnis hat der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) zur Kenntnis genommen, dass die ver.di-Bundestarifkommission zu Warnstreiks im Lohntarifkonflikt aufgerufen hat. Angesichts des bestehenden, vorbildlichen Tarifvertragswerks, aber insbesondere angesichts der aktuellen Probleme in den Lieferketten und des ersten, guten Arbeitgeberangebotes sind aus Sicht des ZDS die Arbeitskampfmaßnahmen völlig unverhältnismäßig.
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ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel:
„Wir befinden uns mitten in einer absoluten Ausnahmesituation. Die weltweiten Lieferketten sind stark gestört. Von der einen Seite kommt eine große Welle verspäteter Schiffe auf uns zu, auf der anderen Seite gibt es große Engpässe im Güterverkehr der Bahn. Jetzt zu Warnstreiks aufzurufen ist absolut verantwortungslos. Es wird auch den aktuellen Tarifverhandlungen in keiner Weise gerecht. Wir haben in den deutschen Seehafenbetrieben ein vergleichsweise hohes Lohnniveau. In der letzten Verhandlungsrunde haben bei der aktuell herausfordernden Inflationsrate ein Angebot gemacht, das die Verluste unserer Beschäftigten bei den Reallöhnen auffängt. Dieses Angebot steht im Einklang mit vielen anderen aktuellen ver.di-Tarifabschlüssen. Dass nun im gegenwärtigen Krisenrahmen zu Streiks ausgerufen wird, ist völlig inakzeptabel. Wir rufen die ver.di-Bundestarifkommission dazu auf, auf Streiks zu verzichten und auf Grundlage unseres guten ersten Angebots zu verhandeln.“
Der ZDS hat der ver.di-Bundestarifkommission in der zweiten Verhandlungsrunde am 23.05.2022 ein konkretes Angebot mit einer Lohnsteigerung über 24 Monate im Gesamtvolumen von 7 % für die Beschäftigten in Containerbetrieben bzw. 6,1 % für die sonstigen Bereiche unterbreitet, das im Zusammenwirken mit dem Entlastungspaket der Bundesregierung einen Inflationsausgleich bewirken soll. Als Berechnungsgrundlage dient dem ZDS eine IMK-Studie der gewerkschaftsnahen Hans Böckler-Stiftung[1>, welche die sozial ausgewogenen Entlastungen verschiedener Haushaltseinkommen durch die politischen Maßnahmen dokumentiert.
Durch die Einmalzahlungen und die Erhöhung der Zulage in Containerbetrieben berücksichtigt der Vorschlag zudem die individuell sehr unterschiedliche, wirtschaftliche Lage in den verschiedenen Betrieben. Ein neuer Lohntarifvertrag muss neben dem Containerbereich auch für die Betriebe im Stückgut-, Automobil- oder konventionellen Bereich leistbar sein.
Die Tarifparteien befinden sich seit Anfang Mai in Verhandlungen über einen neuen Lohntarifvertrag für rund 12.000 Mitarbeitende in den deutschen Seehafenbetrieben. Am heutigen Mittwoch kündigte ver.di an, die Seehafenbetriebe ab dem morgigen Donnerstag bestreiken zu wollen.
Quelle: HHM/ Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V.
Veröffentlichungsdatum: 10. Juni 2022