Kopfsalat, Lauch, Sellerie und Co. wachsen auf den Flächen der Wimex Gruppe vor den Toren der Stadt Köthen in Sachsen-Anhalt. Das Besondere daran: Seit einigen Woche kümmert sich der Roboter „Robotti“ um das Gemüse, das später über das Tochterunternehmen Bördegarten in die Geschäfte kommt.
Erstmals auf deutschen Feldern unterwegs ist Robotti, ein vollautomatisierter Helfer eines dänischen Start-up-Unternehmens. Die familiengeführte Wimex Gruppe testet den Roboter in ihren Gemüsekulturen. Die Ergebnisse der mechanischen Unkrautbekämpfung haben in den ersten Wochen bereits überzeugt. Foto © Wimex
Entwickelt hat den autonomen Helfer ein dänisches Start-up-Unternehmen; auf den Wimex-Flächen ist es der erste unbemannte Einsatz in Ostdeutschland.
Erste Testphase für Arbeitsgänge von der Aussaat bis zur Ernte läuft
„Wir testen den Einsatz im Feldgemüsebau. Dort sind die Anforderungen an den Roboter besonders hoch, weil viele Arbeitsgänge von der Aussaat bis zur Ernte notwendig sind“, erläutert Johannes Feuerborn, der bei Wimex strategische Projekte betreut. Seinen Standort und die Fahrwege bestimmt Robotti über Satellitensignale (GPS). Das automatische Lenksystem wird über ein zusätzliches Signal (RTK real time kinematik) feinjustiert, dies ermöglicht eine Arbeitsgenauigkeit von 2,5 Zentimetern. Was aktuell noch ein Test ist, könnte in naher Zukunft mehr Verbreitung finden. Denn das familiengeführte Agrarunternehmen engagiert sich seit Jahren auch über die Beteiligung an der geo-konzept Gesellschaft für Umweltplanungssysteme mbH für schlanke Prozesse in der Landwirtschaft und automatisiert mit Hilfe digitaler Technik.
Der Roboter schont die Ressourcen
Ein wichtiger Vorteil des Feldroboters liegt in der mechanischen Unkrautbekämpfung. Denn durch Hacken kann der chemische Pflanzenschutz reduziert werden; das ist ganz im Sinne des Umweltschutzes. Zusätzlich profitiert die Bodenstruktur, da Robotti mit rund 3.100 Kilogramm gut 40 Prozent weniger wiegt als ein Traktor für solche Feldarbeiten. Sein Eigengewicht plus das eines Anbaugeräts verteilt sich zudem gleichmäßig auf vier Rädern, was den Bodendruck weiter minimiert. Dadurch schont Robotti auch die sensiblen mikrobiellen Prozesse im Boden.
Einmal eingerichtet entfaltet Robotti seine Möglichkeiten auf großen Anbauflächen
optimal. Dann kann er theoretisch rund um die Uhr vollen Einsatz leisten. Limitiert sind seine Einsatzfenster allerdings dort, wo er menschliche Hilfestellungen benötigt: beim Tanken der Maschine und beim Umsetzen von einem Feld zum anderen. Zusätzlich wird die Arbeitsqualität sowie der sichere Betrieb regelmäßig durch eine qualifizierte Person kontrolliert. Von besonderem Wert ist in jedem Fall seine Arbeitskraft überall dort, wo bisher Hilfskräfte eingesetzt wurden. Denn Saisonarbeiter sind immer schwieriger zu bekommen, zudem treibt die Lohnspirale die Kosten für die Erzeugung in Deutschland nach oben.
Einfacher Anbau, hoher Sicherheitsstandard
Er ist mannshoch, bis zu vier Meter breit und bewegt sich auf vier Rädern: Der Feldroboter fährt autonom auf dem Feld und führt nahezu ohne menschliches Zutun landwirtschaftliche Arbeiten aus. In den Boxen über den Rädern sind ein Kraftstofftank sowie die Motoren für den Fahr- und den Geräteantrieb untergebracht. Bereits erfolgreich verliefen die Tests auf den Gemüsefeldern von Wimex im Bereich der mechanischen Unkrautbekämpfung in den Kulturen Kopfsalat und Sellerie. „Wir konnten auf den so bearbeiten Flächen die Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Unkraut komplett einsparen – das hätten wir im Vorfeld kaum für möglich gehalten“, erläutert Johannes Feuerborn. Praktisch ermöglicht hat dies ein sogenannter Hackstriegel. Dieser wurde an den Robotti angebaut, das funktioniert wie bei anderen Zugmaschinen in der Landwirtschaft.
Der autonome Helfer hat zudem ein umfassendes Sicherheitspaket an Bord: Dazu gehören Kameras und Sensoren, die mit dem Antrieb korrespondieren. Betritt eine Person seinen Aktionsraum oder erkennt das System ein Hindernis, hält Robotti sofort an und sendet ein Signal. Sein humaner Betreuer, der Operator, wird dann per Anruf informiert. Auf dem Smartphone kann dieser dann genau sehen, wo sich der Roboter befindet; auch die Arbeitsqualität kann auf diesem Weg mit Hilfe der Kameras an der Maschine betrachtet werden. Passt etwas nicht, hält der Operator den Robotti per App an.
„Der Feldroboter passt zu uns und unseren Anforderungen. Wir werden den Einsatz weiter optimieren und zusätzliche Potentiale heben“, zieht Johannes Feuerborn eine Zwischenbilanz der ersten Wochen. So plant die Wimex Gruppe die mechanische Unkrautbekämpfung im kommenden Jahr mit Hilfe des Feldroboters auf eine Fläche von bis zu 600 Hektar auszudehnen. Zusätzlich stehen die Erprobung bei der Aussaat und bei der Ernte von Kopfsalat und Blumenkohl an.
www.wimex-group.com
Quelle: WIMEX Gruppe
Veröffentlichungsdatum: 14. Juli 2022