Es fand am 07.07.2022 wieder der Thüringer Kirschentag statt und von den 70 Teilnehmern aus 9 Bundesländern waren neben Obstbauern, Berater, Mitarbeiter von Erzeugerorganisationen, Studenten und Verwaltungmitarbeiter sogar Gäste aus der Steiermark dabei. Hier Maria Bamberg (Masterstudentin der MLU Halle-Wittenberg) bei der Vorstellung des Bewässerungsversuches.
Der Thüringer Kirschentag 2022. Foto © TLLLR
Eine Rekordernte bei Süßkirschen wird in diesem Jahr in Thüringen erwartet. Die Witterungsbedingungen zur Ernte sind im Vergleich zum verregneten Vorjahr ideal. Die Fruchtqualität ist bisher sehr gut, wobei es durch den hohen Fruchtbehang auch einen nennenswerten Anteil kleiner Fruchtgrößen gibt. Die Türkei, als größter Exporteur tritt aber weiterhin als starker Konkurrent auf. Im Norden der Türkei haben niedrige Temperaturen im Juni dazu geführt, dass die dortige Fruchtreife sich um ca. zwei Wochen verzögerte. Jedoch ist der Konsum von Kirschen in Deutschland bisher verhalten, was die Bedeutung von gezielten Werbemaßnahmen unterstreicht, um den Absatz zu steigern, so Björn Kirchner, Geschäftsführer der Absatzgenossenschaft Fahner Obst e.G. Er betonte außerdem, dass es notwendig ist als zuverlässiger, regionaler und flexibler Vermarkter aufzutreten, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Der Referent für Obstbau am LVG Erfurt, Dr. Martin Penzel, stellte das super schlanke Achse-Anbausystem mit vier Sorten im neunten Standjahr vor. Die Bäume sind in dem Versuch in zwei Varianten mit einem Abstand von 3,5 × 0,5 m und 3,5 × 1,0 m gepflanzt worden. Vorteil des Systems im Vergleich zum klassischen Spindelsystem ist der frühe Ertragsbeginn, da durch die hohe Anzahl an Bäumen pro Hektar der Standraum der Bäume schon früh ausgefüllt wird. Jedoch fallen aufgrund der hohen Baumanzahl pro Hektar sowie der Notwendigkeit, die Bäume an einem Draht zu befestigen, deutlich höhere Investitionskosten an. Ab dem 3. Standjahr wurden Erträge über 4 t/ha in den Varianten festgestellt. Seitdem stiegen die Erträge in den Varianten kontinuierlich an, mit signifikant höheren Erträgen bei einem Pflanzabstand innerhalb der Reihe von 0,5 m. Eine Herausforderung ist es das Neutriebwachstum in den unteren Baumregionen, die langsam verkahlen, anzuregen. Dazu werden in diesem Jahr beim Sommerschnitt direkt nach der Ernte die Baumhöhen auf 2,90 m reduziert und die oberen Regionen der Kronen, die ein starkes Wachstum zeigten, deutlich ausgelichtet. Das soll der Überbauung der Bäume vorbeugen.
Einen Bewässerungsversuch bei der Sorte 'Henriette' stellte Maria Bamberg (Masterstudentin MLU Halle-Wittenberg) vor (siehe Foto). Der Versuch besteht aus zwei Kontrollvarianten ohne Bewässerung (mit und ohne Mulchabdeckung mit Champost) und jeweils zwei Varianten mit unterirdischer bzw. oberirdischer Tröpfchenbewässerung sowie Mikrosprinklern. In jeder Variante befinden sich Bodenfeuchtesensoren in 30 cm Tiefe, deren Daten zur Entscheidungsfindung genutzt werden. Die Erträge in den bewässerten Varianten sind fast doppelt so hoch wie die in den Unbewässerten bei deutlich erhöhten Fruchtkalibern. Bei den Varianten mit Mikrosprinkler-bewässerung war das diesjährige Triebwachstum am stärksten. Die Abdeckung mit einer 5 cm starken Schicht Champost reduziert die Evaporation des Bodens, wodurch die Bodenfeuchte in den Mulchvarianten höher ist als die ohne Mulchabdeckung. Dr. Silvia Krug vom Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gGmbH (IMMS) hat im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes den Versuch mit Bodenfeuchtesensoren ausgestattet. Diese werden in ein Sensornetzwerk zum Monitoring der Umweltbedingungen der Bäume integriert, was zukünftig zur Entscheidungsfindung beim Management der Bäume dienen soll.
Dr. Mirko Schuster vom Julius Kühn-Institut (JKI) für Züchtungsforschung an Obst in Dresden-Pillnitz stellte neue Süßkirschensorten und Nummernklone aus seinem Zuchtprogramm vor. Die Sorten zeichnen sich durch hohe Fruchtkaliber und ein langes Erntefenster aus. Am LVG Erfurt werden aktuell 10 Sorten und Zuchtklone vom JKI getestet. Die Sorte 'Areko' mit einer Reifezeit kurz vor 'Kordia' zeigt sehr gute Fruchteigenschaften und kontinuierlich hohe Erträge. Deshalb wird diese Sorte bereits in der Praxis angebaut.
Aufgrund der trockenen Witterung waren die Fungizidversuche bei Steinobst am TLLLR nicht aussagefähig. Daher präsentierte Eveline Maring vom Referat Pflanzenschutz und Saatgut einen Versuch zur Bekämpfung von Blutläusen mit Spirotetramat in der Nachblüte beim Apfel. Der Wirkungsgrad der verschiedenen Varianten lag bei 90 % im Vergleich zur Kontrolle, wo 250 Blutlausstellen pro 3 Triebe auftraten. Zudem lag die Parasitierung der Blutläuse durch die Blutlauszehrwespe in allen Varianten bei 30 %, was zeigt, dass der Wirkstoff diesen natürlichen Gegenspieler nicht negativ beeinflusst. In einem weiteren Versuch zur Schorfbekämpfung bei Apfel wurden verschiedene Präparate im Zeitraum von Vorblüte bis Vollblüte getestet. In der unbehandelten Kontrollvariante trat ein heftiger Schorfbefall mit 50 % befallener Blätter und 80 % befallenen Früchten auf. Durch den Einsatz der getesteten Fungizide wurden sowohl Blatt- als auch Fruchtinfektionen deutlich reduziert. Am besten schnitt ein Belagsfungizid mit dem Wirkstoff Dithianon ab.
Quelle: LLLR Thüringen
Veröffentlichungsdatum: 15. Juli 2022