Artikel lesen

Bioland besorgt über jüngste Zahlen des BVL zum Absatz von Pestiziden

Im Hinblick auf den Jahresbericht 2021 des BVL zum Inlandsabsatz von Pestiziden sieht Bioland weiterhin erheblichen Handlungsbedarf der Politik und der Zulassungsbehörden. Entgegen dem langjährigen Trend ist der Absatz von Pestiziden in Deutschland im vergangenen Jahr wieder gestiegen (+ 4%).

Bildquelle: Shutterstock.com Pestizide
Bildquelle: Shutterstock.com

Pestizidpolitik braucht Kehrtwende: Mehr Ökolandbau statt Glyphosat

Insbesondere die Abgabe von Herbiziden (+ 13,7%) hat stark zugenommen. Alarmierend sei vor allem ein Anstieg um 33,9 Prozent (auf 4.097 t) bei dem umstrittenen Totalherbizid Glyphosat von 2019 bis 2021 sowie den beiden stark flüchtigen Mitteln Pendimethalin (+20,9%, auf 723 t) und Prosulfocarb (+46,5%, auf 1.416 t).

„Es ist nicht hinnehmbar, dass der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden erneut ansteigt“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Einsatz von synthetischen Pestiziden verseucht das Grundwasser, fördert das Artensterben und den Biodiversitätsverlust. Hinzu kommen verunreinigte ökologisch bewirtschaftete Flächen durch Abdrift und Ferntransport, die zu Existenznöten der Landwirte führen können.“

Pestizidreduktion bis 2030

Die Europäische Kommission möchte mit dem Green Deal den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent verringern. „Die Daten aus dem BVL gehen in die falsche Richtung. Brüssel und auch Deutschland müssen jetzt in die konsequente Umsetzung ihrer Ausbauziele zum Ökolandbau kommen: Bis 2030 sollen in Deutschland 30 und EU-weit 25 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet sein. Mit dem forcierten Ausbau der ökologischen Landwirtschaft steht ein wirksames Instrument zur Verfügung, um mit der Pestizidreduktion voranzukommen. Bio-Landwirte verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger und erhalten so unsere Lebensgrundlagen“, so Wehde.

Der Verband fordert darüber hinaus bereits seit langem eine Pestizidabgabe. Bei dieser würde das Verursacherprinzip greifen: Hersteller und Anwender müssten die Folgekosten tragen. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, dass durch eine Pestizidabgabe die Halbierung des Pestizideinsatzes erreicht werden kann.

Abdrift und Ferntransport endlich entgegenwirken

Alarmiert ist Bioland über den stark angestiegenen Absatz der leichtflüchtigen Herbizide Pendimethalin und Prosulfocarb. Wehde wirft Politik und den Zulassungsbehörden Versagen beim Schutz von Bauern und Bürgern vor. „Die beiden Wirkstoffe können zu 90 Prozent verloren gehen und über lange Strecken transportiert werden. Sie landen also bei weitem nicht nur dort, wo sie ausgebracht wurden und konterminieren Ernten anderer Bauern.“ Meist könne der Verursacher nicht ermittelt werden. Die Kosten für kontaminierte Ernten trägt der geschädigte Bio-Betrieb selbst, indem er biologisch erzeugte Lebensmittel nicht als solche verkaufen kann.

Quelle: Bioland e.V.

Veröffentlichungsdatum: 12. August 2022