Ab dieser Woche werden Kartoffeln für den Frischmarkt vom Handel nicht mehr als Speisefrühkartoffeln ausgezeichnet, sondern als Speisekartoffeln. Damit endet die Frühkartoffelsaison. Zeit für ein Resümee und einen Ausblick.
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Die Vermarktung von Speisefrühkartoffeln stellte die Landwirte in Deutschland 2022 vor einige Herausforderungen. Betriebswirtschaftlich fing das bei explodierenden Preisen für Betriebsmittel an und setzte sich im Juni und Juli durch großen Aufwand für Bewässerung sowie Vorberegnung zur Ernte fort. Hohe Produktionskosten mussten durch höhere Preise beim Verkauf aufgefangen werden. Allerdings konnte meistens nicht so viel erlöst werden wie im Vorjahr. Fast noch problematischer war, dass die Vermarktungstermine nicht passten, weil die Verbraucher wenig Frühkartoffeln kauften und der Handel lange Zeit große Mengen von Importkartoffeln einsetzte, die er von April bis Anfang Juni nicht verkaufen konnte. Dadurch wurden teuer produzierte Frühkartoffeln zu späteren Terminen und niedrigeren Preisen als erwartet verkauft. Die größten Probleme hatten die Regionen mit umfangreichem Versandhandel, also die Pfalz und der Raum Burgdorf in Niedersachsen. Neben den Importen trug auch eine dichte Abfolge der Erntetermine aller Reifegruppen und Regionen dazu bei, dass die Frühgebiete einen wenig aufnahmebereiten Markt vorfanden. So sind auch nach der Frühkartoffelkampagne immer noch frühe Sorten im Angebot, die eigentlich geräumt sein sollten.
In nächster Zeit wird der von Dürre und Hitze geprägte Vegetationsverlauf der Haupternte wahrscheinlich den Markt umkrempeln. Es zeichnen sich unterdurchschnittliche Erträge ab und Erzeuger gehen bereits davon aus, dass sie ihre Winterläger nicht voll bekommen. Abgabedruck aus der Haupternte wird es dadurch eher nicht geben, wenngleich Qualitätsprobleme durchaus für die frühe Abgabe einiger Ladungen sprechen werden. Der Markt kommt zu vergleichsweise hohen Preisen in ein neues Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Hohe Preise sind aber nicht nur für die Kostendeckung bei den Landwirten nötig, sondern sie müssen auch verhindern, dass nicht zu viele Kartoffeln ins Ausland abwandern. Trocken war es schließlich auch in Polen, Tschechien, Österreich und auf dem Balkan. Überall interessiert man sich bereits für Kartoffeln aus Deutschland. Alternativ werden die genannten Länder auch umfangreich aus Frankreich bedient. Dort haben Hitze und Dürre aber noch viel größere Schäden bei Frühjahrsfeldfrüchten und auch Kartoffeln verursacht. Wenn nicht zu viel Ware abfließen wird, reicht auch die 2022er Ernte aus, um den Bedarf an Speisekartoffeln bis weit ins Frühjahr 2023 zu decken. Wer Importfrühkartoffeln für 2023 plant, muss dann aufpassen, nicht wieder falsche Signale an die Lieferanten im südöstlichen Mittelmeerraum zu senden. Das hat die vergangene Frühkartoffelsaison schon beeinträchtigt, denn Ägypter und Israeli hatten zu viele Frühkartoffeln für den Export nach Europa angebaut.
Es stehen dem Kartoffelmarkt spannende Woche bevor, bis mit dem Ende der Einlagerung Gewissheit über Preise und Versorgungslage der Saison 2022/23 besteht.
Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 11.08.2022)
Veröffentlichungsdatum: 12. August 2022