Nach der Saison ist vor der Saison. Die österreichische Apfel- Kampagne 2022/23 hat bereits mit der Vermarktung von nicht lagerfähigen Frühsorten (Summerred, Galmac, etc.) begonnen. Nach dem durchaus wüchsigen Frühjahr, ohne nennenswerte Spätfröste, gefolgt von niederschlagsarmen Sommermonaten gehen heimische Vermarkter von einer gut durchschnittlichen Normalernte von Tafeläpfeln auf dem Niveau von 2019 aus.
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Dies bestätigt auch die WAPA (World Apple and Pear Association) in ihrer alljährlichen Ernteprognose für Kernobst, welche Anfang August publiziert wurde.
Die Vorschau der Prognosfruit für die Apfelernte 2022 zeigt, dass sich die europäische Apfelerzeugung gegenüber 2021 um 1 %, gegenüber dem dreijährigen Durchschnitt um 9 % steigern wird. Das diesjährige Gesamterntevolumen der EU inkl. GB wird demnach auf insgesamt 12.168.000 t geschätzt. In Polen wird die Apfelernte heuer mit 4.495.000 t zum Vorjahr um schätzungsweise 5 % höher ausfallen und auch Italien kann sich mit 2.150.000 t um 5 % steigern. Deutschland, traditioneller Zielmarkt rot-weiß-roter Exportäpfel, verzeichnet mit 6 % Zuwachs ein verhältnismäßig kleines Plus. In Frankreich, Niederlanden und Belgien wird eine, dem Durchschnitt der letzten drei Jahre entsprechende Produktion erwartet. „Golden Delicious“ bleibt mit einem geschätzten Anteil von 2.064.000 t (17 %) an der Gesamtproduktion die mengenmäßig bedeutendste Sorte Europas. Der Ertrag dieser Sorte wird wohl um fünf Prozent geringer ausfallen als 2021.
Die europäische Birnenernte dürfte gegenüber dem rekordverdächtig niedrigen Vorjahr um 20 % zulegen. Im Besonderen weil Italien und Frankreich ihre Produktion im Vergleich zu 2021 voraussichtlich mehr als verdoppeln (auf 473.690 t bzw. 137.000 t) werden. Mit geschätzten 937.000 Tonnen liegt die Produktion der „Conference“ -Birnen 7 % über der Produktion des Jahres 2020. Dies ist auf die höheren Ertragsprognosen der Niederlande, Belgien und Polen zurückzuführen. Für Spanien wird hingegen ein Ertragsrückgang erwartet. Die Schätzung für „Doyenné du Comice“ liegt mit 58.000 Tonnen um 26 % über der letztjährigen Produktion und auch die Produktion von „Abate Fetel“ (194.000 t) soll deutlich höher ausfallen als im letztjährigen Vergleichszeitraum.
Demzufolge sind die Aussichten zumindest betreffend Versorgung durchaus positiv, wenngleich sich der Sektor weiterhin auf die bekannten Kalamitäten einstellen wird müssen. Neben den erheblichen Kostensteigerungen, welche sich auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, den extremen Wetterereignissen, logistischen Problemen, die schwindende Kaufkraft der Abnehmer und der chronische Mangel an Saisonarbeitskräften wird wohl die nachhaltige Trendumkehr des seit Jahren rückläufigen Apfelkonsums der größten Anstrengung bedürfen.
Quelle: AMA-Marktinformation Obst und Gemüse/ WAPA
Veröffentlichungsdatum: 15. August 2022