„Niedersachsen hat ein hohes Verbraucherschutzniveau. Das verdanken wir dem konsequenten Handeln der Behörden. Die kommunalen Überwachungsbehörden stehen zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) für die Wirksamkeit unseres Kontrollsystems", betonte Verbraucherschutzministerin Barbara Otte-Kinast bei der Vorstellung des Verbraucherschutzberichts 2021.
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"Wir haben ein wirksames Kontrollsystem"
Das vergangene Jahr habe erneut unter dem Eindruck von Corona gestanden. Beim gesundheitlichen Verbraucherschutz galt es, trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen die amtlichen Kontrolltätigkeiten in der Fläche auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten. Zusätzlich konnten aber auch Untersuchungskapazitäten des LAVES für die Pandemiebekämpfung unterstützend eingesetzt werden.
Verbraucherschutzministerin Barbara Otte-Kinast: „Glücklicherweise sind größere Skandale im Bereich des gesundheitlichen Verbraucherschutzes ausgeblieben. Das ist ein gutes Signal für alle Verbraucherinnen und Verbraucher und das Ergebnis der Zusammenarbeit unserer Überwachungsbehörden."
Gemeinsam mit dem Präsidenten des LAVES, Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, und dem Geschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages (NLT), Dr. Joachim Schwind, erläuterte die Ministerin den aktuellen Verbraucherschutzbericht des Landes und den Tätigkeitsbericht des LAVES. Die Ministerin bedankte sich ausdrücklich bei den kommunalen Behörden und dem LAVES für die geleistete Arbeit bei der Überwachung und Kontrolle von Lebens- und Futtermitteln sowie im Bereich der Tierhaltung: „Unsere gute Kooperation der Behörden in Niedersachsen gewährleistet ein hohes Maß an Schutz für Mensch und Tier."
In 2021 habe es bei 50 Prozent aller Kontrollen in der Lebensmittelüberwachung Beanstandungen gegeben, so die Ministerin. Dies waren etwa zur Hälfte Verstöße gegen die Betriebshygiene, darunter fielen auch bauliche Mängel. Daneben waren rund ein Fünftel Mängel bei der betrieblichen Eigenkontrolle und 16 Prozent Kennzeichnungsfehler. „Bei rund 46.650 Kontrollen gab es nur 501 Bußgeldverfahren und 150 Strafverfahren. Das zeigt, wie gering der Anteil schwerwiegender Verstöße ist", sagte Otte-Kinast.
Im Verbraucherschutzbericht wird aber auch auf Risiken und Lebensmittelkriminalität hingewiesen. So ergaben Schwerpunktkontrollen, dass die Hygiene bei der Herstellung von Sushi zum Teil verbesserungswürdig ist. Probenahmen beim Vanille-Eis zeigten, dass dort mit „echter Bourbon-Vanille" geworben wurde, obwohl ein billiger Ersatz eingesetzt wurde.
„Die kommunalen Behörden haben im Jahr 2021 etwas mehr als 46.600 risikoorientierte Kontrollen in 28.687 Betrieben durchgeführt", berichtete NLT-Geschäftsführer Dr. Joachim Schwind. „Auch das vergangene Jahr stand unter dem Eindruck und den immensen Belastungen der Corona-Pandemie. Es verdient besondere Anerkennung, dass dennoch rund 70 Prozent der in der Vor-Coronazeit durchgeführten Kontrollen stattfinden konnten. Um das hohe Überwachungsniveau auch zukünftig gewährleisten zu können, bedarf es einer erhöhten Zuweisung von Finanzmitteln durch das Land in Höhe von mindestens 23 Millionen Euro mehr pro Jahr. Diese langjährige Forderung muss in das 100-Tage-Programm der neuen Landesregierung aufgenommen und schnell durch den Landtag umgesetzt werden. Starke Vor-Ort-Behörden mit ausreichend Personal für die Überwachung der Betriebe sichern das hohe Niveau der Lebensmittelkontrolle in Niedersachsen", so Dr. Schwind abschließend.
Das LAVES analysiert sämtliche amtliche Proben aus Niedersachsen: Das sind für 2021 mehr als 2,1 Millionen Untersuchungen, die in den landesweit sechs Instituten durchgeführt worden sind. Das Spektrum reicht von Tierseuchen wie Geflügelpest oder Afrikanischer Schweinepest bis zu Spielwaren. Mit 85,3 Prozent liegt der größte Teil der Beanstandungen im Bereich der Kennzeichnung.
Lebensmittelbetrug („Food Fraud") - Verfälschung und bewusst falsch deklariert - nimmt eine immer größere Rolle ein. „Die vielfältigen oft unübersichtlichen globalen Warenströme haben das Thema Food Fraud in den letzten Jahren stark in den Vordergrund treten lassen", erläutert Laves-Präsident Prof. Dr. Haunhorst. Als Beispiel nannte er das Vanilleeis: Von 21 Proben aus niedersächsischen Eisdielen mussten 13 beanstandet werden und von 43 Proben aus Fertigpackungen waren es vier, die nicht ausschließlich echte Vanille enthielten, obwohl nach der Kennzeichnung davon auszugehen war. Es wurden unter anderem synthetisch hergestellte Aromastoffe und Aromastoffe, die nicht in natürlicher Vanille enthalten sind, gefunden. Ein als „Vanilleeis" bezeichnetes Speiseeis darf nur echte Vanille oder natürliche Vanillearomen enthalten.
Wie man den Etikettenschwindel zum Beispiel per Genomanalyse aufdeckt, erläuterte Dr. Gabriele Guder, stellvertretende Leiterin des Lebensmittel- und. Veterinärinstitut (LVI) Braunschweig/Hannover. Die Mikrobiologin sagte: „Die Möglichkeiten der Irreführung und Täuschung im Bereich der Lebensmittel werden immer raffinierter. Deshalb muss ein ganzes Bündel hochspezialisierte Analysemethoden eingesetzt werden, um den Tätern auf die Spur zu kommen." In Braunschweig soll beim LVI ein „Zentrum für Authentizität" aufgebaut werden.
Hintergrund
Der Verbraucherschutzbericht informiert jährlich über die Resultate der amtlichen Kontrollen bei Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen bei Herstellern und Transporteuren, im Einzelhandel und in der Gastronomie. Gleichzeitig gibt er Auskunft über die Sicherheit von Futtermitteln sowie die Entwicklung bei Tierschutz, Tiergesundheit und Tierarzneimitteln. Den Verbraucherschutzbericht 2021 finden Sie hier als Download.
Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Veröffentlichungsdatum: 29. August 2022