Die Obstbauern am Bodensee erwarten für dieses Jahr eine überdurchschnittliche Apfelernte von 258.000 Tonnen mit sehr guten Qualitäten. Die baden-württembergische Staatssekretärin des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Sabine Kurtz eröffnete gemeinsam mit den Obstbauern am 06.09.2022 in Kressbronn am Bodensee offiziell die diesjährige Apfelsaison.
Erich Röhrenbach, Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V., begrüßte die Gäste bei strahlendem Wetter am Bodenseeufer. Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH
Die Apfelernte am Bodensee ist bereits in vollem Gange. Durch die frühe Reife dieses Jahr können die tollen Äpfel vom Bodensee schon seit etwa Mitte August geerntet und verkauft werden. „Witterungsbedingt hatten wir ein gutes Jahr. Das sieht man auch an den schönen, großen und geschmacklich hervorragenden Äpfeln,“ freut sich Erich Röhrenbach, welcher gemeinsam mit Thomas Heilig Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V. ist, bei der offiziellen Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison 2022/2023 im Seegarten in Kressbronn.
Gutes Wachstum und früher Erntebeginn
Das warme Frühjahr führte dieses Jahr zu einer frühen Blüte und so ist auch die Ernte der Bodenseeäpfel dieses Jahr rund 10-12 Tage früher als im Vorjahr. Von Spätfrösten und Unwettern blieben die Obstanlagen dieses Jahr größtenteils verschont und auch Regen gab es am Bodensee trotz längerer trockener Zeiträume zum Glück immer wieder. Insgesamt konnten sich deshalb die Früchte sehr gut entwickeln und es hängen nun zur Ernte schöne große Früchte an den Bäumen. Auch die Qualität der Früchte stimmt. Durch die vielen Sonnenstunden entwickelten die Früchte einen hohen Zuckergehalt, ein sehr gutes Zucker-Säure-Verhältnis und einen ausgezeichneten Geschmack.
von links nach rechts: Klaus Hoher MdL Baden-Württemberg, Thomas Heilig, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V., Karl-Ludwig Rostock, Präsident Bayer. Erwerbsobstbau-Verband e.V., Klaus Burger, MdL Baden-Württemberg, Martin Hahn, MdL Baden-Württemberg, Erich Röhrenbach, Vorsitzender Obstregion Bodensee e. V., Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Hartwig Roth, Stellvertretender Präsident Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e.V., August Schuler, MdL Baden-Württemberg. Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH
Überdurchschnittliche Erntemenge mit großen Äpfeln und sehr guten Qualitäten
Die geschätzte Erntemenge für 2022 am Bodensee beträgt 258.000 Tonnen, berichtet Jürgen Nüssle, Geschäftsführer der Württembergischen Obstgenossenschaft Raiffeisen eG bei der Bodensee-Apfelsaisoneröffnung 2022 in Kressbronn. Dies entspricht einem Plus von rund 14 % gegenüber der im Vorjahr tatsächlich geernteten Menge (228.000 Tonnen) und liegt auch über dem langjährigen Mittel.
In ganz Deutschland wird eine Erntemenge von 1.067.000 Tonnen erwartet. Europaweit gehen die Experten von 12,2 Millionen Tonnen aus. Sowohl in der EU als auch in Deutschland handelt es sich somit um die größte Erntemenge seit dem Rekordjahr 2018. In Deutschland machen die Hauptsorten Elstar, Jonagoldgruppe, Braeburn und Gala nahezu 70 % der gesamten Ernte aus.
Am Bodensee besitzen die Jonagoldgruppe, Elstar und Gala den größten Sortenanteil und machen rund 60 % aus. Im Vergleich zu anderen Regionen steht am Bodensee mit 12 % auch bereits ein recht großer Anteil an neueren Clubsorten, wie Fräulein, Kanzi oder Evelina. „Hier wird sehr deutlich, welch vielfältiges und modernes Sortiment am Bodensee angebaut wird“, verdeutlich Jürgen Nüssle damit.
Besorgnis über Rahmenbedingungen für den Obstbau
Sorgen bereiten den Obstbauern dieses Jahr dagegen besonders die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Obstproduktion in Deutschland. Durch Kostensteigerungen bei Betriebsmitteln, Löhnen und Transport sowie zunehmenden politischen Auflagen steigen die Produktionskosten erheblich. Dabei stehen die Obstbauern im Wettbewerb mit anderen Obstproduzenten innerhalb und außerhalb der EU, welche mit teils deutlich niedrigeren Standards und Kosten produzieren und so Obst zu niedrigeren Preisen anbieten können. Auch die Veränderungen am Absatzmarkt durch den Krieg in der Ukraine haben Auswirkungen auf den deutschen Markt. Äpfel aus anderen EU-Ländern, wie beispielsweise Polen, werden nicht mehr nach Russland exportiert und drücken auf den deutschen Markt. Nicht zuletzt ist aufgrund der gestiegenen Preise eine Zurückhaltung der Verbraucher beim Kauf von regionalen Äpfeln festzustellen, was sich wiederum negativ auf den Mengenabsatz und die Verkaufspreise auswirkt.
Die Unsicherheit ist groß, ob die stark gestiegenen Produktionskosten, trotz der guten Ernte und der sehr guten Qualitäten, gedeckt werden können. Um eine wirtschaftliche Produktion und damit die Existenz der Betriebe zu sichern, müssen höhere Auszahlungspreise für die Erzeuger erreicht werden.
In diesem Zusammenhang appelliert der Vorsitzende der Obstregion Bodensee an alle Beteiligten der Wertschöpfungskette, vom Handel über die Gastronomie bis zum Verbraucher, konsequent auf regionales Obst zu fairen Erzeugerpreisen zu setzen und damit den Obstbaufamilien mit ihren Betrieben eine Zukunftsperspektive zu geben. Um das zu ermöglichen und die Herkunft des verwendeten Obstes in verarbeiteten Produkten, wie Apfelsaft oder Apfelmus, transparent kenntlich zu machen, fordern die Obstbauern auch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte.
Obstbauern am Bodensee arbeiten engagiert an nachhaltiger Weiterentwicklung des Obstbaus
Seit knapp einem Jahr bearbeitet die Obstregion Bodensee e.V. ein durch das MLR gefördertes Nachhaltigkeitsprojekt, berichtet Erich Röhrenbach. Dieses von den Obstbauern selbst bearbeitete Projekt nimmt die Anforderungen unserer Gesellschaft auf und versucht Möglichkeiten für eine nachhaltige Weiterentwicklung des Obstbaus zu entwickeln. In der kurzen Zeit seit Beginn des Projekts sind bereits zwei Modellanlagen auf Praxisbetrieben in der Region entstanden, welche nun für praxisnahe Versuche zur Verfügung stehen. Neben Sortentestungen, Untersuchungen zur Biodiversitätsförderung und Versuchen zu Möglichkeiten der Pflanzenschutzmittelreduktion, beschäftigen sich die Obstbauern auch mit CO2-Bilanzen der Apfelproduktion, Flächenbedarf und sozialen Standards. Ein wichtiger Baustein beim Blick auf die Nachhaltigkeit des Obstbaus am See ist auch die Vermarktung regionaler Produkte und die damit verbundene ökonomische Situation der Obstproduktion.
Staatssekretärin Kurtz (MLR) eröffnet gemeinsam mit Obstbauern die Apfelsaison 2022
Gemeinsam mit den Obstbauern eröffnete die baden-württembergische Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Sabine Kurtz die Bodensee-Apfelsaison 2022. Mit Vertretern aus Politik und der Obstbranche blicken Sie bei einer Presse- und Netzwerkveranstaltung auf das Jahr, die bevorstehende Ernte und die Vermarkungssituation. In diesem Jahr wurden zudem die neuen Bodensee-Apfelhoheiten gekrönt (siehe extra Pressemitteilung).
Jetzt ist Erntezeit und es gibt frische Äpfel vom Bodensee. Mit dem Kauf von Obst aus der Region kann jeder einen Beitrag zur Förderung der regionalen und nachhaltigen Obstproduktion am Bodensee leisten und die heimischen Landwirte unterstützen.
Quelle: Obst vom Bodensee Marketing GmbH
Veröffentlichungsdatum: 07. September 2022