Der Apfelmarkt läuft nicht rund. Die EU-Apfelernte fällt höher als erwartet aus, zusätzlich kaufen die Konsumenten weniger Äpfel und generell preisbewusster ein. Mit der Erhebung der Lagervorräte zum 1. November keimt aber Hoffnung auf eine entspanntere Marktlage nach dem Jahreswechsel auf.
Bildquelle: Shutterstock.com
Kleinere EU-Apfelvorräte
Die EU-Apfelvorräte zum 1. November liegen zwar noch nicht vollständig vor, es ist aber eine klare und bei den Regionen sehr unterschiedliche Tendenz erkennbar, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI). Nach vorläufigen Angaben lagern mit 3,18 Mio. t Äpfelnrund 100.000 t weniger als im Vorjahr. Die noch fehlenden Daten aus Belgien dürften die Minusdifferenz zu 2021 nicht wesentlich verändern, eine große Unbekannte ist allerdings Polen. Man spricht zwar von einer polnischen Rekordproduktion, die aber durch eine verstärkte Anlieferung an die Mostobstindustrie und einem hohen Anteil nicht geernteter Früchte nicht auf den Lagerbestand übertragbar ist. Vielmehr erwartet man ein Lagerdefizit von mindestens 500.000 t Äpfeln zum Vorjahr, dass ab Februar 2023 für mehr Preisstabilität im Markt sorgen dürfte. Außerdem dürfte der europaweit höhere Anteil schwächerer Äpfel, die nicht für den Frischmarkt geeignet sind und der Mostobstindustrie zugeführt werden, einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Preisbildung in den kommenden Monaten ausüben.
Preise unter Druck
Aktuell steht der Markt noch unter dem Einfluss von Äpfeln, die durch ihren Reifegrad nicht langfristig gelagert werden können. Dies gilt insbesondere für Elstar oder Gala aus südeuropäischen Regionen. Gerade diese beiden Sorten üben in Europa eine Leitpreisfunktion aus und beeinflussen damit auch die Preisbildung der übrigen Sorten. So liegen die aktuellen Auszahlungspreise 10-15 EUR/100 kg unter dem Niveau des Vorjahres. Unter Berücksichtigung der steigenden Produktionskosten von mindestens 10 EUR/100 kg, klafft im Ergebnis der Obstproduzenten eine existenzbedrohende Lücke zum Vorjahr.
Konsumenten kaufen preisbewusster
Es ist aber nicht nur die Apfelproduktion als solches, auch das veränderte Konsumverhalten trägt zur Misere am Apfelmarkt bei. Es wird weniger Ware gekauft, zusätzlich preisbewusster. Das übliche Tagesgeschäft bei Handelsunternehmen verläuft zu ruhig, das erforderliche Absatztempo resultiert mehr aus Aktionen. Woche für Woche wird der Konsument über Aktionen zum Kauf animiert. Verständlich, dass dies dann auch die Auszahlungspreise an die Produzenten beeinflusst. Um in der Zukunft wieder ein akzeptables Preisniveau zu erzielen, muss die EU-Apfelproduktion um mindestens 1,5 Mio. t Äpfel reduziert werden. Auch in Deutschland wird die Rodung zahlreicher Apfelanlagen diskutiert, wobei hier u.a. die Hauptsorten Jonagold/Red Jonaprince mit einer seit Jahren rückläufigen Konsumentwicklung betroffen sind.
Alternativen zum Apfelanbau
Der Obstmarkt hat sich durch die Corona-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine mit seinem Einfluss auf die Wirtschaft und das Konsumverhalten verändert. So suchen die Apfelproduzenten nach Alternativen und diskutieren u.a. an der Niederelbe über den verstärkten Anbau von Sommerobst oder Birnen. Dazu organisieren die AMI und die Esteburg am 30. November 2022 in der Jorker Festhalle ein Zukunftsforum mit zahlreichen Referenten. Hier werden Perspektiven aufgezeigt, die auch bei Vertretern aus anderen Anbauregionen auf Interesse stoßen. Nutzen Sie die Chance sich zu informieren und melden Sie sich noch heute zum Forum auf der Webseite www.AMI-Akademie.de an.
Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 23.11.2022)
Veröffentlichungsdatum: 25. November 2022