Mit dem Product Environmental Footprint (PEF) hat die EU-Kommission einen Vorstoß für einen Umweltfußabdruck gewagt, dessen Methodik und Umsetzbarkeit ein Forschungsteam aus Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL), FiBL Deutschland e.V. und Ökoinstitut e.V. in seiner Tagung in Frankfurt Ende November in Frage stellte.
Das Thema umweltfreundliche Ernährung landet bei immer mehr Menschen auf dem Tisch: Laut BMEL-Ernährungsreport 2022 spielen Klima und Umwelt bei der Ernährung eine bedeutende Rolle, 84 Prozent der Befragten sind diese Themen wichtig oder sogar sehr wichtig.
„Umweltleistungen sind sehr komplex und daher nur unzureichend, oder auf bestimmte Kernaussagen fokussiert, in Labels darstellbar. Bisherige Label-Ideen, darunter neben dem PEF auch Planet Score und Eco Score, basieren auf der Lebenszyklusanalyse eines Produktes und auf effizienzgetriebenen Kriterien. Aber Nachhaltigkeit ist weit mehr: Suffizienz, Kreislauforientierung und erst dann Effizienz. Und es gibt ethische Fragen, zum Beispiel wie Tierwohl oder Biodiversität gemessen werden können? Gerade für ein zukünftiges Ernährungssystem ist die Fokussierung auf funktionale Kreisläufe, die ohne Ausplünderung der Natur funktionieren, zentral. Der Kreislaufansatz hat jedoch für den PEF keine Relevanz“, so Dr. Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der AöL.
Die AöL fordert daher, neben einer umfassenden Nachhaltigkeitskommunikation, auf verbandlicher und unternehmerischer Ebene vor allem eine Weiterentwicklung der Bio-Verordnung. „Bio verbessern, statt alternative Systeme aufzubauen. In der verbraucherseitigen Kommunikation spielt heute der Begriff „Bio“ als Synonym für umweltgerechte, nachhaltige Produkte eine zentrale Rolle. Der dort etablierte Systemansatz gibt die richtige Vorgehensweise vor".
Der Begriff Bio genießt ein hohes Vertrauen bei den BürgerInnen. Politisch werden 25% Bio-Lebensmittel in 2030 in der EU angestrebt. Eine Fortentwicklung der BioVerordnung durch Implementierung von Nachhaltigkeitsfaktoren über die Kette erscheint daher zielführend und wird dem heute schon bestehenden Anspruch der Verbrauchenden gerecht. Diese Vorgehensweise macht eine neue Nachhaltigkeitskennzeichnung für Lebensmittel überflüssig und schafft Eindeutigkeit für die Menschen und stärkt die politischen Zielsetzungen“, so der Verband in einem Positionspapier. Daneben sollten ökonomische Rahmenbedingungen etabliert werden, die die Vernutzung von freien Gütern einpreisen und damit die Externalisierung von Umweltkosten eindämmen.
Inwieweit der PEF als tatsächliches Siegel verpflichtend eingeführt wird, darüber herrscht im Moment noch Uneinigkeit. Vorgaben dazu wurden von EU-Seite auf 2023 verschoben.
Quelle: AöL
Veröffentlichungsdatum: 14. Dezember 2022