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Erster Bio-Marktbericht für Brandenburg und Berlin

Geringere Bio-Anteile sind beim Obst, Gemüse und Kartoffeln zu beobachten: Mit Berlin und Brandenburg bietet sich für märkische Betriebe, die Bio-Lebensmittel produzieren, ein großer Markt und weiteres Wachstumspotential im Öko-Anbau. Allerdings gilt das nicht für alle angebauten Kulturen – in einigen Bereichen erschweren Anbauvoraussetzungen einen höheren Anteil an Bio-Produkten.

Bildquelle: Shutterstock.com OGK
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Das zeigt der Bio-Marktbericht, den das Agrar-Umweltministerium erstmals veröffentlicht hat. Damit liegt ein Statusbericht als Grundlage für die weitere Umsetzung des Ökoaktionsplans vor. Der Bio-Marktbericht wurde heute im Begleitgremium zum Ökoaktionsplan mit den Akteurinnen und Akteuren diskutiert.

Agrarminister Axel Vogel: „Der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich positiv entwickelt und fristet schon lange kein Nischendasein mehr. Erhebungen zeigen, dass es den Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtig ist, zu wissen, wie ihre Lebensmittel erzeugt werden und wo sie herkommen. Der Bio-Markt hat besonders während der Coronapandemie zusätzlichen Aufschwung erhalten, hat aber durch die anhaltende Inflation aktuell einen kleinen Dämpfer des Aufschwungs bekommen. Insgesamt sind wir in Brandenburg aber auf einem guten Weg. Mit Berlin im Herzen unseres Bundeslands haben wir einen riesigen Absatzmarkt, der den Bio-Markt Brandenburgs erheblich mitbestimmt. Derzeit kann Brandenburg die Nachfrage mit der Produktion nicht abdecken – hier bieten sich künftig große Potentiale. Der Bio-Marktbericht, mit dem eine Maßnahme aus dem Brandenburger Ökoaktionsplan umgesetzt wird, zeigt das deutlich, führt aber auch vor Augen, wo dem Bio-Wachstum Grenzen gesetzt und neue Ideen gefordert sind.“

Der Bio-Marktbericht, der die Umsetzung der im Ökoaktionsplan festgelegten Maßnahme „Marktpotenzial erheben und analysieren – Bio-Marktbericht Berlin-Brandenburg“ darstellt, wurde auf breiter Datengrundlage erstellt und zeigt, wo die Region Brandenburg-Berlin im Bio-Markt aktuell steht. Derzeit werden in Brandenburg 15,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Damit übertrifft Brandenburg den Anteil der Bio-Fläche im Bundesdurchschnitt, der bei 10,9 Prozent liegt. Zwischen 2014 und 2021 stieg diese Fläche jährlich um 6,1 Prozent.

Geringere Bio-Anteile sind beim Obst, Gemüse und Kartoffeln zu beobachten

Der Bio-Gemüseanbau in Brandenburg stellt nur 3,1 Prozent der für Deutschland erfassten Bio-Freilandgemüsefläche und der Ertrag von Biogemüse lediglich 1,4 Prozent der Gesamtproduktion. Bio-Obstsorten sind in Brandenburg kaum vertreten. So entfallen von der Bundesdeutschen Bio-Apfelfläche lediglich 2 Prozent auf Brandenburg. Bei den Strauchbeeren konzentriert sich der Bio-Anbau auf Kulturen, die für die Verarbeitung angebaut werden, wie Aronia, Sanddorn, Holunder oder schwarze Johannisbeere. Von der nationalen Bio-Strauchbeerenfläche liegen 21 Prozent in Brandenburg.

Nachfrage der Metropolregion bestimmt den Bio-Markt

Der Bio-Markt hängt wesentlich von der Nachfrage in Berlin ab. Dreivierteil der Ausgaben entfallen auf die Bundeshauptstadt mit ihren mehr als 3,5 Millionen Einwohnern. Zwischen 2017 und 2021 sind die Verbraucherausgaben für frische Bio-Lebensmittel in Brandenburg-Berlin um durchschnittlich 13,9 Prozent gestiegen und entwickelten sich damit positiver als der deutschlandweite Trend. Der Bio-Anteil für die beiden Bundesländer lag 2021 bei 10,1 Prozent und damit ebenfalls höher als der bundesdeutsche Durchschnitt. Dabei verzeichnete Berlin einen deutlichen höheren Anteil mit 13 Prozent gegenüber 5,9 in Brandenburg. Während der Corona-Pandemie konnte der Bio-Markt zudem nochmals zulegen. Inflationsbedingt konnte in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 deutschlandweit ein Rückgang der Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln beobachtet werden, der in Brandenburg-Berlin jedoch schwächer ausfiel. Der regionale Markt ist im Vergleich zu anderen Bundesländern außerdem weitestgehend stabil.

Potentiale bei Bio-Kartoffeln

Der Bericht zeigt, dass Brandenburg den Bedarf an Bio-Produkten derzeit nicht abdecken kann. Insbesondere bei regionalen Frischprodukten, wie zum Beispiel Obst und Gemüse, besteht Ausbaubedarf, allerdings erschweren die lokalen Standortbedingungen einen Zuwachs. Eine Ausnahme bildet die Bio-Kartoffel, bei der die Marktanalyse Ausbaupotentiale feststellt. Beim Anbau von Bio-Hafer werden aufgrund wachsender Nachfrage nach Bio-Hafermilch ebenso Potentiale gesehen.

Für eine Steigerung der Bioprodukte sieht der Bericht die größten Chancen über den Lebensmitteleinzelhandel. Zwar konnten in den vergangenen Jahren alle Vertriebskanäle bis auf die Wochenmärkte eine positive Entwicklung auf dem Bio-Markt in Brandenburg-Berlin verzeichnen, doch hat der Lebensmitteleinzelhandel seine Marktanteile deutlich ausgebaut. Lag der Anteil an den Verbraucherausgaben für frische Bio-Lebensmittel hier im Jahr 2017 noch bei 54 Prozent, lag der Anteil vier Jahre später bei 61 Prozent. Grund dafür ist, dass die großen Supermarktketten und Discounter ihr Angebot an Bio-Produkten deutlich ausgebaut haben, was jedoch zu Lasten der anderen Einkaufsstätten geht. Aufgrund der Inflation hat es in 2022 zudem eine deutliche Verschiebung weg von den Einkaufsstätten außerhalb des Lebensmittelaußenhandels und hin zu den Discountern und Food-Vollsortimentern gegeben.

In Berlin haben außerdem Bio-Supermärkte eine große Bedeutung. Im Jahr 2021 hatten diese dort einen Marktanteil von 25, 6 Prozent – im Vergleich zu 10,6 Prozent im Bundesdurchschnitt und 9 Prozent in Brandenburg. Die Wochenmärkte mussten hingegen in den letzten Jahren größere Marktanteilsverluste im Bio-Markt hinnehmen. Dennoch hatten sie – vor allem in Berlin – eine größere Bedeutung als im nationalen Vergleich. Potentiale für Brandenburger Bioprodukte bieten zudem Kantinen, Gastronomie und weitere Außer-Haus-Angebote.

Weitere Informationen.

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz

 

Veröffentlichungsdatum: 15. Februar 2023