Um den Verlust an biologischer Vielfalt in Agrarlandschaften zu verringern, braucht es nachhaltigere und umweltfreundlichere Praktiken in der Landwirtschaft. Ein Forschungsteam der Universitäten Göttingen, Hohenheim und Venda in Südafrika hat untersucht, wie sich in Macadamia-Plantagen Ökosystemleistungen wie zum Beispiel die Bestäubung verbessern lassen könnten.
Ein Forschungsteam der Universitäten Göttingen, Hohenheim und Venda in Südafrika hat untersucht, wie sich in Macadamia-Plantagen Ökosystemleistungen wie zum Beispiel die Bestäubung verbessern lassen könnten. Foto © Mina Anders
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigten, dass ein bestimmtes Design der Plantagen – wie die räumliche Anordnung der Baumreihen, der Sorten und die Integration naturnaher Lebensräume in und um die Plantagen herum – die Bestäubungsleistung durch Bienen erhöhen kann. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology erschienen.
Die unreifen Nüsse hängen in Trauben am Baum. Die Bestäubung der Macadamia-Blüten durch Insekten ist essenziell für die Produktion. Foto © Mina Anders
Das Forschungsteam untersuchte zunächst die Rolle von Insektenbestäubern für die Nussproduktion der Macadamia-Bäume. „Die Bestäubung der Macadamia-Blüten durch Insekten ist essenziell für die Produktion. Ein vollständiger Verlust der Insektenbestäuber würde den Nussansatz um 75 Prozent reduzieren“, sagt Prof. Dr. Ingo Grass, Leiter des Fachgebiets Ökologie Tropischer Agrarsysteme an der Universität Hohenheim. Um herauszufinden, unter welchen Bedingungen es besonders viele Bestäuber gibt, beobachteten und zählten die Forschenden die Bienen und andere Insekten an den Macadamia-Blüten. „Überraschenderweise kommt es weniger darauf an, wie viele Honigbienenkolonien in der Nähe aufgestellt wurden, sondern wie groß der Anteil an naturnahen Lebensräumen in der Umgebung der Plantage ist, da der Großteil der Bestäuber aus den naturnahen Lebensräumen in die Plantagen fliegt“, sagt Erstautorin Mina Anders, Doktorandin in der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität der Universität Göttingen.
Eine besondere Bedeutung hat daher die Anordnung der Baumreihen in den Plantagen: Am Rand der Plantage, also an der Grenze zu naturnahen Lebensräumen, wuchsen 80 Prozent mehr Nüsse als in der Mitte der Plantage. Und eine senkrechte Ausrichtung der gepflanzten Baumreihen zu naturnahen Lebensräumen erhöhte den Nussansatz direkt nach Blüte um mehr als das Dreifache im Vergleich zu einer parallelen Ausrichtung der Reihen. „Die Bestäuber gelangen bei senkrechet angeordneten Baumreihen leichter von ihrem Lebensraum in die Plantagen, da sie lieber entlang der Reihen fliegen als durch sie hindurch“, erklärt Anders. Agronomische Praktiken wie eine künstliche Bewässerung führten hingegen nicht zu einer Erhöhung des anfänglichen Nussansatzes.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigten, dass ein bestimmtes Design der Plantagen – wie die räumliche Anordnung der Baumreihen, der Sorten und die Integration naturnaher Lebensräume in und um die Plantagen herum – die Bestäubungsleistung durch Bienen erhöhen kann. Foto © Mina Anders
„In Anbetracht der Dringlichkeit, die schädlichen Umweltauswirkungen durch die landwirtschaftliche Produktion zu verringern, betonen wir das große Potenzial der ökologischen Intensivierung durch eine intelligente Gestaltung von Plantagen sowie die Wiederherstellung und Erhaltung naturnaher Lebensräume in den Plantagen und der umgebenden Landschaft“ so Prof. Dr. Catrin Westphal, Leiterin der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität.
Originalveröffentlichung in Journal of Applied Ecology 2023. Doi: 10.1111/1365-2664.14363.
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen
Veröffentlichungsdatum: 23. Februar 2023