Nach einem ungemein herausfordernden Jahr sieht die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) keine schnelle Entspannung für die Betriebe im laufenden Jahr. Insbesondere die hohen Energiekosten und die stark gestiegenen Produktionskosten bei gleichzeitig zurückhaltendem Käuferverhalten belasten die Branche.
(v.l.) Wilhelm Böck (Vizepräsident ZVG), Jens Stechmann (Vorsitzender BOG), Olaf Feuerborn (Vorsitzender UNIKA), Dr. Henning Ehlers (Hauptgeschäftsführer DRV), Dieter Krauß (Präsident DFHV), Franz-Josef Holzenkamp (Präsident DRV), Johannes Bliestle (Vorsitzender BVEO), Dr. Andreas Brügger (Geschäftsführer DFHV), Dr. Sebastean Schwarz (Geschäftsführer UNIKA) und Dr. Christian Weseloh (Geschäftsführer BVEO). Foto © BVEO
Deutsche Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse nach Pandemie mit großem Gemeinschaftsstand wieder auf der Fruit Logistica vertreten
Dies gibt die BVEO gemeinsam mit der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) anlässlich der Fruit Logistica bekannt. Nachdem die traditionelle Deutschland-Halle auf der Fruit Logistica im vergangenen Jahr pandemiebedingt nahezu leer geblieben war, präsentieren nun die deutschen Erzeugerorganisationen für Obst, Gemüse und Pilze wie in der Vorpandemiezeit auf einem Gemeinschaftsstand die breite Vielfalt an hiesigem Obst und Gemüse. Auf dem 1.400 Quadratmeter großen Stand der BVEO können sich Kunden und Besucher aus aller Welt über die bewährten Produkte sowie Neuheiten informieren.
Im Jahr 2022 standen die Erzeugermärkte im Sonderkulturbereich in einem schwierigen Spannungsfeld: Stark gestiegene Kosten bei Betriebsmitteln, Lohn oder Energieträgern verteuerten die heimische Produktion stark, sodass höhere Verkaufspreise auf Erzeugerebene dies hätten abfedern müssen. Dies war jedoch in der Praxis nicht zu schaffen: Die gestiegenen Kosten konnten nur bedingt durch höhere Erzeugerpreise kompensiert werden. Dafür war der Markt in weiten Teilen der Saison einfach zu gut versorgt. Hohe Temperaturen ab März führten zu einem frühen Start der Gemüsesaison mit schnell steigenden Mengen. Auch im Obstanbau begann die Saison witterungsbedingt früh, und deutsche Erdbeeren, Heidelbeeren sowie Süßkirschen mussten mit preisgünstigeren Importen konkurrieren. Zudem war die Nachfrage privater Haushalte nach Obst und Gemüse nach den beiden Corona-Jahren wieder schwächer. Gleichzeitig war bei den Verbrauchern angesichts des Kriegs in der Ukraine und des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten eine deutliche Verunsicherung und Kaufzurückhaltung zu spüren. Regionalität verlor beim Handel 2022 an Bedeutung. Obst wurde und wird nach wie vor wieder verstärkt beim Discounter gekauft. Diese erfuhren 2022 einen noch stärkeren Zulauf als vor der Pandemie.
Angesichts des großen Angebots bei gleichzeitig schwacher Nachfrage ergab sich eine Marktsituation, in der die Erzeugerpreise bestenfalls das Niveau des Vorjahres erreichten. Die Sommertrockenheit schmälerte im Saisonverlauf die Erträge und führte zu Mehraufwand und Mehrkosten. Erst ab September, als das Angebot kleiner wurde, konnten etwas bessere Preise erzielt werden.
Ausblick Obstmarkt:
Die Folgen des Ukraine-Kriegs in Form von steigenden Energiekosten, Inflation und Kaufzurückhaltung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern haben die Marktbedingungen für Produzenten in Deutschland erschwert. Die Ausgangslage für die deutschen Obstbaubetriebe wird im Jahr 2023 schwierig bleiben. Neben hohen Kosten für Personal, Energie wie auch Produktionsmittel werden anhaltende Absatzprobleme den Betrieben weiterhin zu schaffen machen. Und aller Voraussicht nach ist eine schnelle Verbesserung dieser Situation 2023 nicht in Sicht.
Ausblick Gemüsemarkt:
Selten war es so schwierig, einen Ausblick auf die kommende Gemüsesaison zu werfen wie in diesem Jahr. Der Gemüsemarkt hat mit den gleichen herausfordernden Rahmenbedingungen zu kämpfen wie der Obstanbau. Ein Ende des Kriegs ist nicht in Sicht, und damit ist auch keine kurzfristige Entspannung bei den Energiepreisen zu erwarten. Dementsprechend müssen sich die Betriebe auf weiter steigende Produktionskosten einstellen. Die gartenbaulichen Betriebe werden angesichts der hohen Produktionskosten genau prüfen, welche Kulturen rentabel zu produzieren sind. Die größten Einschnitte sind im Unterglasanbau zu spüren. Dort wurden die Produktionszeiträume bereits gekürzt, und die Flächen für die Winterproduktion teilweise eingestellt. 2023 ist mit einem späteren Saisonstart im Unterglasanbau in Deutschland zu rechnen. Der Start in die Frühgemüsesaison hängt dann stark von den Witterungsbedingungen im zeitigen Frühjahr ab.
Fazit: Die Obst- und Gemüsebranche geht, wie viele andere landwirtschaftliche Bereiche, durch schwierige Zeiten. Die Entscheidung als Obst- und/oder Gemüseerzeuger weiter zu produzieren fällt angesichts der Rahmenbedingungen schwer. Die Mitglieder der BVEO stellen sich mit großer Entschlossenheit und Leidenschaft den Herausforderungen und werden ihrer Verantwortung, die Bevölkerung mit heimischem Obst, Gemüse und Pilzen zu versorgen, gerecht.
Quelle: Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V. (BVEO)
Veröffentlichungsdatum: 27. Februar 2023