Rund 200 Teilnehmende aus 23 Ländern folgten in diesem Jahr der Einladung der BLE und des Arbeitskreises der amtlichen Qualitäts-kontrolle zur „34. Internationale Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse (IAT)“ nach Bonn. Schwerpunktthemen waren die Herausforderungen des Klimawandels für den Obst- und Gemüsesektor sowie der Online-Handel mit frischem Obst und Gemüse. Als Partner der IAT gewährte die OECD dem Fachpublikum zudem umfassende Einblicke in ihr Arbeitsprogramm.
BLE-Präsident Dr. Hans-Christoph Eiden begrüßt die Teilnehmenden der 34. Internationalen Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse (IAT). Foto © BLE
„Es zeigt sich immer deutlicher, dass die auf dieser Tagung thematisierten Herausforderungen eine sehr viel intensivere internationale Zusammenarbeit nötig machen,“ betonte Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), in seiner Eröffnungsrede. „Eine Tagung wie die IAT mit Fachleuten aus Deutschland und Europa, aus Afrika, Nord- und Südamerika sowie aus Asien ist eine hervorragende Gelegenheit für diesen wichtigen internationalen Austausch.“
Klimakrise als Herausforderung
Wiebke Nieberg und Markus Hackenberg, beide BLE, sowie Dr. Karsten Klopp, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellten die Auswirkungen des Klimawandels auf den Obst- und Gemüsesektor weltweit und in Deutschland dar. Klopp betonte, dass die norddeutschen Obst- und Gemüseerzeuger bereits heute mit den erst für das Jahr 2050 vorhergesagten Klimabedingungen konfrontiert seien. Dies ließe sich an der gemessenen Jahresdurchschnittstemperatur in Verbindung mit der Phänologie der Obstgehölze ablesen. Der Klimawandel gehe viel schneller voran als prognostiziert und führe zu immer größeren Herausforderungen, wie beispielsweise zu wenig Wasser für die zusätzlichen Frostberegnungstage, ein erhöhter Schädlingsdruck durch neue Schädlinge sowie Schädlinge mit zusätzlichen Jahresgenerationen.
Cyril Julius vom Perishable Products Export Control Board (PPECB) berichtete über die Ergebnisse einer OECD-finanzierten Studie zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Qualität von Zitrusfrüchten, Pflaumen, Äpfeln und Kartoffeln in Südafrika. Darin wurden negative aber auch positive Effekte auf die Phänologie, Fruchtreife und Qualität festgestellt.
Elin Keblanz vom Swedish Board of Agriculture und Malika El Krayass vom französischen Wirtschaftsministerium berichteten über ihre Erfahrungen aus der Kontrolle des Online-Handels mit frischem Obst und Gemüse. Ergänzt wurde der Bericht durch die Erkenntnisse der OECD, die Marie Russel vorstellte. Trotz Verbesserungen in den vergangenen Jahren stelle die Online-Vermarkung weiterhin eine Herausforderung für die Kontrolle dar: Die Informationen auf den Internetseiten entsprächen oft nicht den vorgeschriebenen Rechtsnormen, seien fehler- und lückenhaft. Zudem seien Online-Händler häufig schlecht über die einzuhaltenden Vermarktungsnormen und Rechtsgrundlagen informiert. Eine besondere Erschwernis für die Kontrolle sei aus der Sicht der Expertinnen die Schnelllebigkeit der Online-Vermarktung und wenn sich die Handelsplattformen außerhalb des Kontrolllandes befänden. Die Situation ließe sich durch regelmäßige Kontrollen, Beanstandungen und individuelle Beratung der Vermarkter verbessern.
Spargel- und Beerenfrüchte – Blick in die Zukunft
Joachim Ziegler vom Dienstleistungszentrum Rheinpfalz und Ton Smolders von Limgroup B.V. erläuterten moderne Anbau-, Ernte- und Sortierungssysteme in der Spargelerzeugung. Der Trend gehe, auch angesichts des Kostendrucks, bei dieser arbeitsintensiven Kultur zur umfassenden Mechanisierung – die ersten Ernteroboter könnten in drei bis fünf Jahren einsatzfähig sein.
Dr. Felix Koschnik, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, sprach zur heimischen Heidelbeerproduktion. Diese stehe in einem starken Konkurrenz- und Kostendruck mit anderen Lieferländern. Koschnik wies daraufhin, dass seit 2019 etwa 80 Prozent der Heidelbeeren importiert werden, um den Bedarf zu decken. Vom Handel und den Verbraucherinnen und Verbrauchern wünscht er sich, dass sie sich verstärkt für heimische Ware entscheiden.
Wie Beerenproduzenten in Marokko arbeiten, zeigte Youssof Moucharraf von Morocco Foodex. Ergänzt wurde der Themenblock durch Vorträge von Maria do Carmo Bassols Raseira und Andre Bispo Oliveira aus Brasilien, die die Vielfalt von Früchten aus Südamerika zeigten. Einige davon, wie beispielsweise Camu-Camu oder Umbu, dürften durchaus Potenzial für den deutschen Markt haben.
Probenauswertungen von Spargel und Beerenfrüchten
Eine Probenauslegung gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, verschiedene Spargel- und Beerenfrüchte-Proben nach den jeweiligen UNECE-Vermarktungsnormen zu bewerten. Ziel dieser praktischen Module der IAT ist es, international auf eine einheitliche Auslegung der Vermarktungsnormen hinzuwirken. Diese Harmonisierung stellt einen wesentlichen Teil der Veranstaltung dar.
Die Präsentationen werden in Kürze unter www.ble.de/iat veröffentlicht.
Quelle: BLE
Veröffentlichungsdatum: 20. März 2023