Auf insgesamt 13 Hektar reifen bei Edelrot in Viersen schmackhafte Erdbeeren. „Es riecht so herrlich!“, bemerkten die Gäste direkt bei ihrer Ankunft. Gemeinsam mit Edelrot hatte Agrobusiness Niederrhein zum Betriebsbesuch mit Rundgang und Erdbeerverkostung eingeladen.
Rund 30 Teilnehmende folgten der Einladung von Edelrot und Agrobusiness Niederrhein e. V. zur Besichtigung des Erdbeerbetriebs in Viersen. Foto © Agrobusiness Niederrhein e. V.
Betriebsinhaber Volker Janssen und Sohn Dominik begrüßten die rund 30 Teilnehmenden. In zwei Gruppen startete der Betriebsrundgang in einem der Gewächshäuser. Auf insgesamt 5 Hektar wachsen die Erdbeeren hier unter Glas. Hinzu kommen 4 Hektar Folientreibhaus und 4 Hektar Folientunnel. In lange Reihen wachsen die Erdbeerpflanzen hier auf Augenhöhe. Dieses Anbauverfahren erleichtert den Pflückern die Ernte. Sie müssen sich nicht bücken und die Arbeit geht leichter von der Hand. Außerdem werden die Pflanzen so gut durchlüftet. Das trägt zur Gesundheit der Pflanzen bei. Auf weiteren 6 Hektar Freiland werden Jungpflanzen herangezogen, die dann später im eigenen Betrieb zur Ernte gebracht werden.
Dank des geschützten Anbaus sind die ersten Erdbeeren schon im März reif, während die letzten noch Anfang Dezember gepflückt werden und dann spätestens nach zwei Tagen im Supermarkt liegen. „Die kurzen Transportwege sind ein wahrer Qualitätsvorteil, den man schmeckt. Da können die importierten Erdbeeren nicht mithalten“, erklärt Dominik Janssen, bedauert jedoch, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund des deutlich günstigeren Preises auf die Erdbeeren aus dem Ausland zurückgreifen. „Personalkosten sind einer der größten Kostenpunkte, und die sind seit der Erhöhung des Mindestlohns stark gestiegen“, gibt Janssen zu bedenken. Auch Energiekosten sind ein wichtiger Kostenfaktor. Rund 6 000.000 Kilowatt braucht der Betrieb im Jahr, um den geschützten Anbau zu beheizen.
Ohne helfende Hände geht es nicht
Im Laufe eines Jahres arbeiten rund 300 Saisonarbeitskräfte aus verschiedenen europäischen Ländern bei Familie Janssen. Viele von ihnen kommen seit Jahren. Allen wird am Hof oder in nahegelegenen Wohnungen und Häusern eine Unterkunft für die Dauer ihres Aufenthaltes geboten. „Wir tun viel dafür, dass unsere Mitarbeitenden sich hier wohlfühlen und gerne bei uns arbeiten. Das erspart auch uns viel Zeit und erhöht die Pflückleistung, denn erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen kaum Einarbeitungszeit und kennen unsere Abläufe“, berichtet Janssen. Zwar glaubt er, dass Roboter in Zukunft eine zunehmende Rolle bei der Ernte von Erdbeeren spielen werden, aber aktuell ist das für ihn noch keine Option: „Die Roboter sind sehr teuer in der Anschaffung und haben mit ca. 8 kg je Stunde eine geringere Pflückleistung als unsere Mitarbeiter, die bis zu 25 kg je Stunde pflücken können. Wenn der Handel anruft, und für den Folgetag eine gewisse Menge Erdbeeren bestellt, sind wir mit menschlicher Arbeitskraft deutlich flexibler und schneller. Außerdem sind die Roboter noch nicht alle so ausgereift, dass die Erdbeeren genauso sanft gepflückt werden wie von menschlicher Hand.“
Fleißige tierische Arbeitskräfte übernehmen die Bestäubung und den Pflanzenschutz
Doch nicht nur die vielen Pflückerinnen und Pflücker tragen zu einer gelungenen Ernte bei. Unterstützung bekommt der Betrieb auch von „tierischen Arbeitskräften“, wie Janssen die Hummeln liebevoll nennt, die durch die Reihen surren. Rund 50 Arbeiterhummeln umfasst ein Volk, das sich einen bunten Pappkarton als Wohnung teilt. Mehrere davon sind in den Gewächs- und Folientreibhäusern und Tunnels verteilt. Firmen wie Koppert und Royal Brinkman vertreiben diese Hummel- und auch Bienenvölker, die den Obstproduzenten als Bestäuber dienen. Im Betrieb von Janssen sind die Hummeln fünf bis sechs Wochen aktiv. Genug Zeit, um die blühenden Erdbeerpflanzen zu bestäuben. „Bienen sind zwar an sonnigen Tagen etwas fleißiger und vorsichtiger im Umgang mit den empfindlichen Blüten, aber Hummeln arbeiten dafür eher nach Uhrzeit, als nach Tageslichtmenge. Das ist besonders im Frühjahr ein Vorteil, wenn noch nicht so viel die Sonne scheint“, weiß Dominik Janssen.
Darüber hinaus kommen weitere Insekten als Nützlinge zum Einsatz. So auch ein natürlicher Antagonist, der den Kalifornischen Blütenthrips bekämpft – ein Insekt, das innerhalb kürzester Zeit den gesamten Pflanzenbestand schädigen und zu hohen Ernteausfällen führen kann. Gegen manche Krankheiten helfen auch keine Nützlinge oder biologischen Pflanzenschutzmitteln, so zum Beispiel beim Mehltau. „Das ist wie bei uns Menschen. Manchmal muss Medizin her, wenn Omas Hausmittelchen nicht mehr helfen“, erklärt Janssen.
Verschiedene Sorten und Kreisläufe
Familie Janssen setzt nicht auf eine einzige Erdbeersorte. „Jede Sorte hat ihre Vor- und Nachteile. Vorteile sind etwa große Früchte, ein geringer Anteil verformter Früchte, eine hohe Gesamterntemenge oder geringe Anfälligkeit für Krankheiten. Wir bauen immer sieben oder acht verschiedene Sorten an. Darunter sind welche, die besonders früh im Jahr blühen und reifen, welche die eher im Sommer erntereif sind, und welche, die wir bis in den frühen Winter ernten können“, erklärt Janssen. Die Erdbeeren wachsen in 4,7 Liter Töpfen, die mit Kokossubstrat gefüllt sind. Die Pflanzen werden jährlich getauscht. Das Substrat kann nach einer Aufbereitung für einen zweiten Durchgang verwendet werden und wird anschließend mit den Pflanzabfällen als Dünger auf dem Feld ausgebracht. Alle Erdbeerpflanzen werden über eine Tröpfchenbewässerung mit Wasser und Dünger versorgt. Überschüssiges Wasser wird aufgefangen, gefiltert und dem Kreislauf erneut zurückgeführt.
Netzwerken bei Kaffee und Erdbeerkuchen
Unter den Teilnehmenden waren nicht nur andere Erdbeer- und Obstproduzenten, sondern auch Berater:innen der Landwirtschaftskammer, Vertreter:innen von Koppert, Royal Brinkman und Bactiva, die u.a. Nützlinge und Mikroorganismen an Gartenbaubetriebe verkaufen, Vertreter:innen der Gartenbauversicherung, der Forstbaumschule Selders, von Eurofleurs Elbers und weitere Interessierte. Im Anschluss an die Betriebsführung stärkten sie sich bei Kaffee und Erdbeerkuchen – natürlich aus den Früchten von Edelrot. Außerdem nutzten sie die Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen und sich über Neuigkeiten auszutauschen.
Quelle/Text: Agrobusiness Niederrhein
Veröffentlichungsdatum: 09. Mai 2023