Vor dem Treffen mit Claire Bury, Direktorin der Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der EU, unterstreicht Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies die Forderung des Landvolks Niedersachsen nach deutlich angepassten Plänen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Vor Ort in Brüssel: Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies begrüßt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (links). Foto © Landvolk Niedersachsen
„Der Entwurf der EU-Kommission zur Reduzierung von Pflanzenschutz übersteigt unsere schlimmsten Befürchtungen, denn er zeigt ganz deutlich, mit welchen Zwangsmitteln Brüssel seine Ziele aus der so genannten ‚Farm to Fork‘-Strategie in der EU durchbringen will“, so Hennies. „Wir werden der Kommissionsvertreterin persönlich vor Augen führen, welche Auswirkungen diese EU-Pläne haben, welchen Schaden für Pflanze und Ernte wir dadurch erwarten und warum vielen Landwirtinnen und Landwirten nicht nur in Niedersachsen diese Pläne seit Monaten schlaflose Nächte bereiten."
Der Entwurf zur „Sustainable Use Regulation“ (SUR) verbietet in vielen Gebieten zukünftig nicht nur jegliche Behandlung von Pflanzenkrankheiten wie Pilz- oder Läusebefall, sondern auch das Beseitigen von Unkräutern und Gräsern sowohl in Parks und Gärten, aber auch auf landwirtschaftlichen Nutzflächen mit chemischen Mitteln. In Niedersachsen wären regional teilweise mehr als 50 Prozent der Nutzflächen von diesem pauschalen Verbot betroffen, weil sie in Landschaftsschutzgebieten liegen oder aus vorsorglichen Gründen in großen Trinkwasser-Gewinnungsgebieten einbezogen wurden.
Europaweit soll auch außerhalb der Totalverbotszonen der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln reduziert werden, insgesamt bis 2030 halbiert werden. „Dass die Anwender mit Bußgeldandrohungen gezwungen werden, vorab die Alternativlosigkeit einer Behandlung ihres Feldes zu belegen und zudem auch bei guter Aus- und Fortbildung sich ständig zusätzlicher, aufwändiger Fremdberatung unterziehen zu müssen, lässt uns Bauernvertreter nur noch den Kopf schütteln. Das ist führt zu einer Bürokratie, die niemand mehr bewältigen kann, am wenigstens unsere bäuerlichen Betriebe“, sagt Hennies.
„Auch wenn die Kommission bereits Änderungsvorschläge ihres eigenen Entwurfs vorgelegt haben soll, um die Gebiete mit Pauschalverbot zu reduzieren, werden wir in Brüssel noch einmal deutlich machen, dass der gesamte Entwurf auf den Prüfstand und revidiert gehört“, führt Hennies aus.
Viele Mitgliedstaaten der EU werten das auch so und haben daher eine Folgenabschätzung hinsichtlich der mit den Verboten zu erwartenden Ertrags- und Qualitätsverluste für die Lebensmittelerzeugung in Europa von der Kommission verlangt – nur Deutschland bisher nicht. „Zum Glück wird langsam auch das Europaparlament aufmerksam, wie wir in Gesprächen mit Abgeordneten erfahren konnten. Unser bestes Argument ist der ‚Niedersächsische Weg‘. Hier zeigen wir doch schon, wie Landwirtschaft mit reduziertem Pflanzenschutz funktionieren kann“, erklärt der Landvolkpräsident.
Die land- und forstwirtschaftliche Verbändeinitiative besteht neben dem Landvolk aus der Arbeitsgemeinschaft der Beratungsringe Weser-Ems, der Landesgruppe Niedersachsen im BLU (Bundesverband der Lohnunternehmen), dem Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer, DNZ, den Familienbetrieben Land und Forst Niedersachsen, der Landberatung, den Landfrauenverbänden Hannover und Weser-Ems, dem Landesverband der Maschinenringe, Land schafft Verbindung, der Niedersächsischen Landjugend, den Waldbesitzerverband Niedersachsen und dem Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen.
Quelle: Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband e.V.
Veröffentlichungsdatum: 01. Juni 2023