Deutschland ist Kartoffelland: Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lag der Selbstversorgungsgrad im Wirtschaftsjahr 2020/2021 bei 145 Prozent! Allerdings stammen bisher nur magere sieben Prozent unserer frischen Speisekartoffeln aus ökologischem Anbau.
In Deutschland gibt es 150 zugelassene Speisekartoffelsorten: frühe, späte, dicke, dünne, rote, blaue, gelbe, festkochende und mehlige. Foto © Jutta Schneider-Rapp
Violetta, Blauer Schwede und Rote Emmalie – unsere Kartoffelwelt ist bunt und vielfältig. Doch nur wenige Sorten finden den Weg in den Supermarkt. Dafür gibt es dort inzwischen das ganze Jahr über heimische Bio-Kartoffeln.
Doch die Nachfrage ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Entsprechend sei die Anbaufläche 2022 auf bundesweit rund 12.000 Hektar gewachsen, so Geschäftsführerin Therese Wenzel vom Bio-Kartoffel Erzeuger e.V. Die Interessenvertretung der Landwirtinnen und Landwirte setzt sich dafür ein, heimische Kartoffeln länger zu vermarkten. Mit Erfolg: Im Lebensmitteleinzelhandel hat heimische Ware inzwischen Priorität. „Einige Handelsketten hatten in den letzten Jahren sogar ganzjährig deutsche Bio-Kartoffeln im Sortiment“, freut sich Theresa Wenzel. Mit neuester Kühl- und Lagertechnik sei es möglich, Bio-Kartoffeln ohne weitere Behandlung und Qualitätsverluste mehr als zehn Monate zu lagern.
Bio-Kartoffeln von hier
Rund drei Viertel der in Deutschland erzeugten Bio-Kartoffeln verkaufen Supermärkte und Discounter. Den Rest vermarkten Naturkostläden oder die Höfe direkt.
Natürlich gilt es auch bei Kartoffeln, regionale Ware zu bevorzugen. Das hat jedoch Grenzen. Denn Kartoffeln werden bei uns traditionell vor allem in Niedersachsen und Bayern angebaut. Allein die kleine Region im Umkreis von Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg liefert 13 Prozent der bundesweit erzeugten Bio-Kartoffeln. Hier passen Boden und Klima perfekt zur Kartoffel. Frühkartoffeln aus Ägypten oder Israel sind dagegen keine gute Wahl. Abgesehen von den langen Transportwegen fehlt dort das Wasser.
Innere Werte bevorzugen
Noch vor gar nicht langer Zeit kamen die Kartoffeln ungewaschen auf den Markt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher kauften und lagerten ihre Lieblingssorten in größeren Mengen. Heute zählt vor allem die Optik: auch Bio-Kartoffeln sollen möglichst hell und gelb sein. Kartoffeln mit Erde oder optischen Makeln wie Schorf oder rauer Schale lassen sich schlechter vermarkten. Daher werden sie vor dem Abpacken gewaschen.
Wenn Bio-Kartoffeln jedoch nur nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilt werden, landen viele Knollen nicht auf dem Teller. So gehen hochwertige Lebensmittel verloren und die Bio-Betriebe machen hohe ökonomische Verluste. Deshalb fordern die Bio-Kartoffelerzeugerinnen und -erzeuger Bio-Kartoffeln als ein in der Erde gewachsenes Naturprodukt zu bewerten. Schließlich hätten oberflächliche Makel oder gar die Schalenfarbe keinerlei Auswirkung auf die Qualität.
Mehr Vielfalt wagen
Beim Kartoffelkauf im Supermarkt zählen nicht Geschmack und Qualität, sondern Zweck und Preis. Das bedauert Kartoffelzüchter Karsten Ellenberg. Der Bioland-Landwirt baut in der Lüneburger Heide auf 80 Hektar rund 100 verschiedene Bio-Kartoffelsorten an. Seine Topseller heißen Angeliter Tannenzapfen, Linda und Violetta.
Hier weiterlesen.
Quelle: oekolandbau.de
Veröffentlichungsdatum: 14. Juni 2023