Die diesjährige Traubensaison stand vor anspruchsvollen und herausfordernden Bedingungen. Der Süden Europas sah sich mit erheblichen Wetterkapriolen inmitten der Wachstumsphase konfrontiert, was genauere Prognosen über den Saisonverlauf schwierig machte. Obwohl sich die Wetterlage stabilisiert hat, ist weiterhin noch keine Entspannung in Sicht.
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ITALIEN: Herausforderungen durch erhöhten Pflanzenschutz in Apulien
Die diesjährige Traubensaison in Apulien, einem bedeutenden Anbaugebiet in Italien, startete in den Kalenderwochen 27/28.
Die Wettersituation führte zu erheblichen Auswirkungen auf die Produktionsmengen, was unseren Erwartungen nach in einem Rückgang von etwa 30% resultiert. Zusätzlich musste aufgrund der hohen Feuchtigkeit verstärkt Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, was zu einer erhöhten Problematik mit Rückständen in dieser Saison führt.
Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass ein Teil der Produktionsmengen außerhalb der geforderten LEH-Spezifikationen liegt und dem Markt nicht zur Verfügung stehen wird.
Neben den wetterbedingten Rückgängen der Produktionsmengen pro Hektar, schreitet die Verschiebung der Produktion von kernhaltigen hin zu kernlosen Trauben weiter voran. Daher wird bei den kernhaltigen Trauben die Kombination aus Flächenrückgang und geringeren Produktionsmengen dazu führen, dass die gesamte Angebotsmenge stärker reduziert sein wird als bei kernlosen Trauben. Letztere werden trotz des schwierigen Saisonstarts aufgrund neu angelegter Anbauflächen zur Saisonmitte in ausreichenden Mengen vorhanden sein.
Qualitativ zeichnet sich bei den Trauben zu Beginn der Saison ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ab. Auch hier haben Witterungsverhältnisse sowohl die Größe der Traubendolden als auch das Kaliber beeinflusst. Es ist jedoch zu beachten, dass die Auswirkungen auf die Spätsorten weniger stark sind. Wir erwarten daher eine stetige Verbesserung der Qualitäten im Verlauf der Saison.
Während der Blütezeit in Sizilien, führte im Gegensatz zu Apulien zu einer verringerten Beerenentwicklung, was wiederum einem Ernteausfall von etwa 20-30% gleichkommt. Aufgrund dieser Umstände verzögerte sich der geplante Saisonbeginn für die Vittoria in KW 22/23 um ca. 2 Wochen.
Die Vittoria-Trauben werden im Vergleich zur letzten Saison deutlich grüner verladen und weisen einen Brix-Wert von 15-17° auf. Dies entspricht eher einer guten Standardqualität als einer Premiumqualität. Ähnliches gilt auch für die Black Magic-Trauben.
Aufgrund der erwarteten Preissteigerungen im Feld konnte ein Aufkaufen größerer Mengen der Sorte Vittoria zur Warenabsicherung beobachtet werden, um der allgemeinen Knappheit entgegenzuwirken. Dies hat dazu geführt, dass das hohe Preisniveau für den Monat Juli stabil ist.
Auch in Sizilien ist die Produktion von kernlosen Trauben auf dem Vormarsch. Obwohl sie derzeit noch keine marktbestimmende Rolle einnehmen, ist dieser Trend deutlich erkennbar.
SPANIEN: Weniger wetterbedingte Auswirkungen als erwartet
In den Kalenderwochen 26/27 sind die spanischen Regionen Murcia (Hauptregion), Alicante, Almeria, Huelva und Aragón in die diesjährige Traubensaison gestartet. Glücklicherweise hatten die Regenfälle Ende Mai und Anfang Juni keine negativen Auswirkungen auf die Traubenproduktion. Die Wetterbedingungen seit Mitte/Ende Juni begünstigten die Entwicklung der Trauben, womit wir eine normale Ernte in Bezug auf die Menge pro Hektar erwarten.
Bei den ersten hellen kernlosen Sorten, wie z. B. der Superior, sind etwas geringere Produktionsmengen zu erwarten, allerdings sind mit den späteren hellen Sorten gleichmäßigere Mengen absehbar. Wie üblich haben die ersten Sorten kleinere Kaliber, die dann ab August von neueren Sorten mit größeren Kalibern abgelöst werden. Insgesamt werden keine Qualitätsprobleme erwartet.
Eine bedeutungsvolle Entwicklung ist die kontinuierliche Einführung neuer Sorten. Alte Sorten wie Superior, Crimson und Autumn Royal verlieren mit jeder Saison mehr und mehr an Bedeutung, während neue Züchtungen aus den drei großen Sortengruppen immer mehr im Aufwind sind.
GRIECHENLAND: Positive Aussichten auf Vorjahresniveau
In Griechenland, genauer gesagt auf Kreta, dem Peloponnes und in Kavala, startet die Traubensaison ab der Kalenderwoche 30.
Nach einem regenreichen Frühling, gefolgt von vermehrten Regenfällen im Juni, hat sich die Wetterlage im Juli normalisiert. Wir erwarten somit keine größeren Auswirkungen auf die Traubensaison. Dennoch mussten die Produzenten präventive Maßnahmen ergreifen um die Produktion ausreichend zu schützen. Die Mengen an Pflanzenschutz mussten im Vergleich zum Vorjahr erhöht werden. Die Einhaltung der Spezifikationen konnten aber hinreichend gewährleitest werden, sodass hier keine Rückstandsüberschreitungen abzusehen sind.
Trotz der wetterbedingten Unwägbarkeiten sind wir sehr zuversichtlich, dass wir einen guten Saisonverlauf mit vergleichbaren Mengen wie im Vorjahr erwarten können.
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Quelle: KÖLLA
Veröffentlichungsdatum: 19. Juli 2023