Bananen werden auch in Zukunft nicht in Deutschland wachsen. Die in Folge des Klimawandels steigenden Temperaturen ermöglichen aber zunehmend auch hierzulande den Anbau von Obstarten aus dem Mittelmeerraum. Fallen lange Transportwege weg, schont das die Umwelt. Doch lohnt sich der Anbau für die Betriebe auch wirtschaftlich?
Ananas können ausschließlich in tropischen Gebieten angebaut werden. Bildquelle: Shutterstock.com
Zurzeit wird der größte Teil der Südfrüchte per Schiff transportiert. Aufgrund der damit verbundenen langen Transportzeit müssen Bananen, Ananas und andere Exoten unreif geerntet werden, damit sie nicht verderben.
Zudem belasten lange Transportwege auch die Umwelt. Bei per Schiff transportierter Ananas entsteht durch den Transport doppelt so viel CO2 pro Kilo wie bei heimischen Äpfeln. Wird die Ananas per Flugzeug importiert, ist der CO2-Fußabdruck im Vergleich zum heimischen Apfel sogar 50mal höher.
Um diese Nachteile zu vermeiden und die Folgen des Klimawandels zu nutzen, gibt es in Deutschland Ansätze, zumindest ausgewählte Südfrüchte selbst zu erzeugen. Unter dem Label "Local Exotics" bauen inzwischen einige Obst- und Gemüsebetriebe exotische Kulturen wie Feigen, Zitronen oder Ingwer an und vermarkten sie mit den Vorzügen regional erzeugter Produkte. Die erzeugten Mengen sind aber noch sehr gering. Zudem ist nicht klar, ob tatsächlich ein wirtschaftlicher Anbau im größeren Maßstab möglich ist.
Mehr Pfirsiche und Aprikosen aus Deutschland
In etwas größerem Umfang werden dagegen klassische Obstarten aus dem Mittelmeerraum wie Pfirsich, Aprikose und Nektarine angebaut. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen und geringer werdender Frostgefahr ist der Anbau für eine wachsende Zahl an Obstbäuerinnen und -bauern attraktiv. Vor allem Obstbaubetriebe in der klimatischen Gunstlage am Bodensee steigen häufiger in die Erzeugung ein. Allerdings ist der Anbau nach wie vor eine Nische und findet in Deutschland nur auf etwa 300 Hektar statt.
Auch die Zuckermelonen Cantaloup und Galia sowie Physalis gedeihen inzwischen in Gunstlagen Deutschlands, vor allem im Süden und Südwesten. Allerdings wachsen Zuckermelonen bisher nur in geschützten Gewächshäusern, weil ihre Wärmeansprüche für den Freilandanbau zu hoch sind. Physalis wird dagegen bereits erfolgreich von einigen bayerischen Betrieben im Freiland angebaut. Die genutzten Flächen sind allerdings sehr klein.
Forschung untersucht Anbau von Feigen und anderer Exoten
Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau führt in Unterfranken seit vielen Jahren Anbauversuche mit Feigen, Kiwibeeren und Indianerbananen durch. Indianerbananen, auch Pawpaw genannt, stammen aus dem östlichen und mittleren Nordamerika. Ihr Aroma ähnelt einer Mischung aus Banane, Mango und Melone.
Untersucht werden unter anderem passende Sorten und Anbauverfahren, mit denen die Bäume im Winter vor Frost geschützt werden können. Ziel ist es, die exotischen Kulturen in den erwerbsmäßigen Anbau zu bringen. Allerdings wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis die Anbauverfahren an hiesige Klimaverhältnisse angepasst sind und Betriebe sich auf diese Herausforderung einlassen.
Bei tropischen Südfrüchten wie Ananas, Bananen oder Mango wird es dagegen auf absehbare Zeit keinen großflächigen Feldanbau in Deutschland geben, trotz zunehmender Wärme und Trockenheit. Denn diese Kulturen sind auf tropisches Klima zum Wachsen angewiesen. Dazu gehören zum Beispiel beim Anbau von Ananas 1000 bis 1500 Millimeter Niederschlag im Jahr und möglichst durchgehend Temperaturen zwischen 24 und 30 Grad. Diese klimatischen Voraussetzungen bieten nicht einmal klimatischen Gunstlagen in Süddeutschland wie der Oberrheingraben.
Auch Anbau von Zitrusfrüchten ist vorerst nicht konkurrenzfähig
Ähnliches gilt auch für Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen. Die klimatischen Veränderungen reichen vorerst nicht aus für den Freilandanbau. Die fehlende Wärme und die Frostgefahr müssten durch einen verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Folien ausgeglichen werden. Der Anbau wäre dadurch teuer, nicht nachhaltig und kaum konkurrenzfähig zu Importen.
Steigende Temperaturen durch den Klimawandel können allerdings auch den Anbau einzelner Obstarten erschweren, die eher an gemäßigte Standorte angepasst sind. Im Apfelanbau sind das zum Beispiel Sorten wie der Holsteiner Cox, deren Anbau sich weiter nach Norden verlagern wird. Auch bei Wein wird sich das Spektrum der Rebsorten in Deutschland verschieben. Während der aktuell verbreitete Riesling zukünftig wahrscheinlich besser in Nordeuropa gedeihen wird, erwarten Fachleute, dass in den klassischen deutschen Weinbaugebieten häufiger Rotweinsorten wie Merlot und Pinot angebaut werden können.
Quelle: BZL - Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
Veröffentlichungsdatum: 19. Juli 2023