Auf dem Fairtrade Change Day 2023 trafen Ende Juni Teilnehmer*innen aus der ganzen Fairtrade-Welt zusammen, um über die bestehenden und zukünftigen Herausforderungen des fairen Handels zu diskutieren.
Fairtrade Change Day 2023 Chancen und Herausforderungen des fairen Handels. Foto © Fairtrade Deutschland e.V.
Von der Rolle einer freiwilligen Zertifizierung in Sachen Menschenrechte und Umwelt bis hin zu neuen Perspektiven für die nächste Generation von Landwirt*innen: Beim Fairtrade Change Day wurde über die Zukunft des fairen Handels diskutiert. Die Themen waren so vielfältig wie die geladenen Gästen. Vier der wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
1. Die Produzent*innen selbst sind Hauptakteur*innen des Wandels. Regierungen müssen zuhören.
Angela Reithuber, Program Manager, Elevating Agricultural Adaptation beim Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens, betonte beim Change Day, dass „es entscheidend ist, dass die Gesetzgeber verstehen, dass wirksame und faire Regelungen nur in Absprache mit den Hauptakteuren des Wandels erlassen werden: den Produzent*innen.“ Bei Fairtrade sind diese bereits an den Entscheidungsprozessen beteiligt, ihr Fachwissen fließt in Richtlinien sowie Standards ein. Aber das allein ist nicht genug: Die Produzent*innen müssen auch in die politischen Diskussionen einbezogen werden, insbesondere wenn es um kritische Themen wie die Klimakrise geht.
2. Selbst bei einer strengeren Gesetzgebung sind freiwillige Standards immer noch relevant.
Welche Rolle spielen freiwillige Zertifizierungen noch, wenn die aktuelle und künftige Gesetzgebung zunehmend die Notwendigkeit anerkennt, Geschäftspraktiken in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt zu regulieren? „In den letzten 30 Jahren war Fairtrade führend beim Eintreten für eine Sorgfaltspflichtgesetzgebung. Dabei sind starke freiwillige Initiativen unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Menschen- und Umweltrechte bei jedem Schritt auf dem Weg eines Produkts respektiert werden,“ erklärte Sandra Uwera, Global CEO von Fairtrade International.
3. Die nächste Generation kümmert sich um das Thema Nachhaltigkeit - und wird aktiv.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die nächste Generation motiviert wird, die Landwirtschaft als ihren ersten und bevorzugten Berufsweg zu wählen. Ohne solche Anreize wird es bald niemanden mehr geben, der unsere Lebensmittel produziert", erklärte Fabiano Henrique Diniz, ein Kaffeeproduzent aus Brasilien und Fairtrade-Botschafter. Er sprach bei einer Podiumsdiskussion der nächsten Generation mit jungen Menschen aus der ganzen Welt, von deutschen Aktivist*innen bis hin zu brasilianischen Landwirt*innen. „Nachhaltig zu produzieren ist mit Kosten verbunden. Dafür brauchen wir faire Preise.“
4. Die Umstellung auf eine nachhaltige Produktion ist unumgänglich. Dabei darf die Frage der Kosten nicht außer Acht gelassen werden.
Eine Umstellung auf eine widerstandsfähige und nachhaltige Produktion ist von entscheidender Bedeutung – allerdings zu Kosten, die sich landwirtschaftliche Erzeugergemeinschaften oft nicht leisten können. „Es ist wichtig, dass über unsere Verpflichtungen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) hinaus sichere Lebensmittelsysteme aufgebaut und durch unsere Standards ein menschenwürdiges Auskommen gefördert wird. Bei Fairtrade ist dies ein Prozess, der bereits im Gange ist“, so Juan Pablo Solis, Senior Advisor, Climate and Environment bei Fairtrade International.
Quelle: Fairtrade Deutschland e.V.
Veröffentlichungsdatum: 04. August 2023