Krumme Möhren, unförmige Kartoffeln, kleinere Äpfel mit Schalenfehlern – nicht perfektes Obst und Gemüse landet nach wie vor nur selten im Supermarktregal. Das hat ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentralen bestätigt, für den bundesweite Stichproben in zwölf Supermärkten, elf Discountern und zwei Bio-Läden durchgeführt wurden.
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Der Lebensmittelhandel hat großen Einfluss auf Verluste in der Produktion und bei den Erzeugerbetrieben. Obst und Gemüse mit kleinen Macken schafft es häufig nicht in den Laden, da es den Anforderungen der Supermärkte und den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht entspricht. Viele Früchte werden anhand optischer Merkmale wie Form, Farbe und einheitlicher Größe in Klassen sortiert, obwohl diese Einteilung nur für zehn Produktgruppen vorgeschrieben ist. Das kann dazu führen, dass anders aussehende, aber geschmacklich einwandfreie Ware weiterverarbeitet oder sogar entsorgt wird.
Die Marktuntersuchung hat gezeigt, dass 76 Prozent der angebotenen Äpfel in Klasse I und nur 23 Prozent in Klasse II verkauft werden. Bei Möhren waren die Zahlen ähnlich (75 % zu 24 %). Im Vergleich zu einem früheren Marktcheck aus dem Jahr 2021 hat sich das Angebot an Klasse-II-Ware nur geringfügig erhöht. Bei den Discountern war der Anteil besonders niedrig (Äpfel: 17 %, Möhren: 5 %), während in den untersuchten Bio-Märkten ausschließlich „unperfektes“ Obst und Gemüse angeboten wurde. Zudem wurden in den besuchten Märkten Kohlrabi und Eisbergsalat nur nach Stück und nicht nach Gewicht verkauft. Bei verschieden großer Ware zum gleichen Preis bleiben kleinere Exemplare häufig im Regal liegen.
Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern macht das Sortiment im Supermarkt nachhaltiger und natürlicher, erklären die Verbraucherzentralen. Zudem werden Klima und Umwelt geschont, da die Landwirte für die Produktion weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel einsetzen müssen. Wird die Ware nach individuellem Gewicht angeboten, ist ein bedarfsgerechter und nachhaltiger Einkauf möglich.
Allerdings müssen Verbraucher und Verbraucherinnen das Angebot auch annehmen. Wer bei der nächsten Gelegenheit zur krummen Gurke oder zum kleineren Apfel greift, kann die Sortenvielfalt unterstützen und wertvolle Lebensmittel vor dem Abfall retten. Häufig sind die „Sonderlinge“ auch zu einem günstigeren Preis erhältlich und schmecken genauso gut wie perfekte Exemplare. Am ehesten findet man nicht genormtes Obst und Gemüse bislang direkt beim Erzeuger, im Bio-Laden oder auf dem Wochenmarkt.
Weitere Informationen:
www.verbraucherzentrale.de/aktuelle-meldungen/lebensmittel/marktcheck-weiterhin-wenig-vielfalt-bei-obst-und-gemuese
www.bzfe.de/was-wir-essen-blog/blog-archiv/lebensmittelverschwendung-zwischen-feld-und-verkauf/
Quelle: BZfE - Heike Kreutz, www.bzfe.de
Veröffentlichungsdatum: 29. November 2023