Unter schwierigen Rahmenbedingungen hat der Gemüsemarkt 2023 ein Gleichgewicht gefunden. Auf Erzeugerebene konnten die vielfach notwendigen Preiserhöhungen durchgesetzt werden. Das war allerdings weniger ein Resultat der Einsicht der Marktbeteiligten als vielmehr eine Folge der wechselhaften und teils extremen Witterungsbedingungen, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).
Bildquelle: Shutterstock.com
Der Anstieg der Lebenshaltungskosten in Deutschland hat sich im Verlauf des Jahres 2023 zwar leicht abgeschwächt, die Steigerungsraten bleiben jedoch immer noch hoch, und es darf nicht vergessen werden, dass sie sich auf ein ohnehin bereits hohes Preisniveau beziehen. Somit bleibt die wirtschaftliche Lage für die Verbraucher angespannt. Während Gemüse im Jahr 2022 häufig zu Unrecht für den Anstieg der Lebenshaltungskosten verantwortlich gemacht wurde, gehörte es 2023 tatsächlich zu den Preistreibern unter den frischen Nahrungsmitteln. Besonders die hohen Preise für Zwiebeln und Möhren haben dazu beigetragen, aber auch die meisten anderen Gemüsearten waren auf Verbraucherebene teurer als im Vorjahr.
Unbeständige Witterung begrenzte das Angebot
Auch die Gemüsebaubetriebe sehen sich weiterhin hohen Kosten gegenüber. Zwar sind die Preise für Düngemittel gegenüber dem Vorjahr wieder gesunken, dafür kam der Preisanstieg bei nachgelagerten Produkten wie Pflanzenschutzmitteln, Installationsmaterial oder Instanthaltungen erst 2023 voll zum Tragen. Zudem galt der gesetzliche Mindestlohn von 12,00 EUR/h erstmals für eine gesamte Saison.
Dass die Kostenargumentation beim Durchsetzen höherer Erzeugerpreise nicht zwingend zielführend ist, hat das Jahr 2022 gezeigt. Trotz der höheren Produktionskosten war es kaum möglich, höhere Preise durchzusetzen. Warum hat das in diesem Jahr funktioniert? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt die Witterung eine entscheidende Rolle. Dabei muss der Blick bis in den Sommer 2022 zurückgehen. Die Sommertrockenheit hatte zu niedrigen Erträgen bei Zwiebeln, Möhren und Kopfkohl geführt. Die Lagerbestände räumten früher als geplant, und die Kulturen erzielten hohe Preise. Gerade Kopfkohl profitierte davon, dass zu Beginn des Jahres aus dem spanischen Produktionsgebieten nur ein begrenztes Angebot zur Verfügung stand. Dadurch setzte der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in Deutschland länger als sonst üblich auf Kopfkohl als Aktionsartikel.
Unsicherheiten bei der Lagerware
In Deutschland startete die Frühgemüsesaison verspätet und mit langsam steigenden Mengen, da es zunächst an Temperatur und Einstrahlung fehlte. Echte Frostschäden blieben zwar aus, dennoch entwickelte sich das Angebot nur langsam. Das war ein wesentlicher Faktor für die stabilen Preise. Die Niederschläge im Frühjahr waren zwar einerseits positiv für die spätere Wasserversorgung, aufgrund der nassen Böden verzögerten sich jedoch auch die Aussaaten und Pflanzungen. Im Mai und Juni sah es dann danach aus, als ob doch wieder die Trockenheit das beherrschende Thema würde. Die trockenen Monate wurden jedoch von Dauerregen in Teilen des Juli und August abgelöst. Dadurch wurden die Ernte und auch Pflegearbeiten in den Folgesätzen verzögert. Zwiebeln profitieren nur bedingt von diesen Niederschlägen und mussten teilweise zu lange unter zu feuchten Bedingungen auf die Einlagerung warten. Die späten Anbausätze, und insbesondere die Lagergemüsearten, profitieren jedoch von der gut ausreichenden Wasserversorgung. Allerdings wurde dann die Ernte im Oktober und November von anhaltenden Regenfällen behindert. Diese gingen auch an der Qualität der Ware nicht spurlos vorbei.
Ausblick 2024
Anfang des Jahres 2024 könnte sich die Situation aus den ersten Monaten 2023 wiederholen. Das gilt zumindest für die Lagergemüsearten. Die Brutto-Ernten waren sowohl bei den Zwiebeln als auch bei Möhren und Kopfkohl zwar höher als im Herbst 2022, allerdings waren die Witterungsbedingungen zur Einlagerung mit anhaltendem Regen nicht optimal. Der Sortieraufwand und die Sortierverluste sind hoch, zudem bestehen erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Lagerfähigkeit. Ein frühzeitiges Ende der Lagersaison ist nicht ausgeschlossen. Der Verlauf der Wintersaison in Südeuropa hängt, wie immer, stark von den Witterungsbedingungen ab. Angesichts der knappen Wasserverfügbarkeit in Spanien besteht dort eher die Tendenz, Anbauflächen einzuschränken als auszuweiten. In Deutschland dürfte dagegen die bessere Preissituation während der Saison 2023 dazu führen, dass 2024 tendenziell auf einer größeren Fläche Gemüse angebaut wird. Insgesamt steht die Gemüsebranche weiterhin vor großen Herausforderungen. Durch den erneuten Anstieg des Mindestlohnes werden Arbeitskräfte noch teurer, bei gleichzeitig abnehmender Verfügbarkeit. Das gilt nicht nur für die Produktion, sondern auch für das Transportgewerbe.
Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 19.12.2023)
Veröffentlichungsdatum: 20. Dezember 2023