Anlässlich der Gremientagung der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) in Erfurt am 19. März 2024 sagt Thüringens Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Susanna Karawanskij: „Obst und Gemüse sind existenziell wichtig für eine gesunde Ernährung. In Thüringen ist die Anbaufläche für Obst und Gemüse vergleichsweise klein, dafür hat sie eine lange Tradition. Diese wollen wir unbedingt bewahren. Wir unterstützen deshalb unsere heimischen Obst- und Gemüsebauern, indem wir seit dem letzten Jahr auch Risikoversicherungen für klimabedingte Ernteausfälle fördern. Auf Bundesebene setze ich mich weiter für eine Mehrwertsteuerbefreiung für Obst und Gemüse ein.“
Die Ministerin berichtet bei der Tagung über die Landesförderung von Erzeugergemeinschaften, der Direktvermarktung und des Agrarmarketings, um die regionale Wertschöpfung zu erhöhen. Sie kündigt zudem die finanzielle Unterstützung von Projekten der Solidarischen Landwirtschaft an, um weitere Vermarktungswege mit fairen Preisen für Obst und Gemüse zu ermöglichen.
Die Anbauflächen für Obst- und Gemüse sind in Thüringen im Vergleich zu anderen Bundesländern recht gering, dafür jedoch von hoher Qualität und Vielfalt geprägt. Die beiden wichtigsten und traditionsreichsten Obstbauregionen im Freistaat sind die Fahnersche Höhe und das nördliche Thüringer Becken bei Kindelbrück. Die Fahnersche Höhe gilt als Keimzelle für den Süßkirschenanbau in Mitteldeutschland. Auf einer Gesamtfläche von 1.700 Hektar wurden 2023 in Thüringen 30.200 Tonnen Marktobst erzeugt, von denen über 80 % von den beiden Erzeugerorganisationen in Gierstädt und Kindelbrück vermarktet wurden.
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Mit etwa 800 Hektar dominiert die Apfelproduktion im Thüringer Obstbau. Weitere wichtige Arten sind Süßkirschen, Pflaumen und Zwetschgen sowie Erdbeeren. Mit etwa 50 Hektar Fläche ist Thüringen beim Holunderanbau gut aufgestellt. Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlicher Raum (TLLLR) unterstützt die Branche mit Versuchen zur Optimierung der Anbauverfahren im Obstbau u.a. durch Tropfbewässerung bei Steinobst und Äpfeln.
Trotz der guten Lössböden im Thüringer Becken verkleinert sich die Anbaufläche im Gemüseanbau. Die Gründe hierfür liegen insbesondere in den gestiegenen Produktionskosten bei gleichzeitig niedrigen Erzeugerpreisen. Durch die Folgen des Klimawandels wie der großen Trockenheit gab es in den vergangenen Jahren zudem erhebliche Ernteeinbußen. Derzeit wird im Freistaat auf rund 600 Hektar Gemüse angebaut, das sind 20 Prozent weniger Fläche als noch 2020. Der Spargel ist auf über 50 Prozent der Fläche das dominierende Gewächs. Weitere wichtige Kulturen sind Zwiebeln und Kohlgemüse.
Die Gewächshaus-produktion umfasst im Freistaat 32 Hektar, davon 20 Hektar für den Tomatenanbau. „Im Thüringer Gemüseanbau stehen wir vor einem Strukturwandel. Wenn sich dieser fortsetzt, sind wir trotz guter Böden immer mehr auf umwelt- und klimaschädliche Gemüseimporte angewiesen“, warnt Ministerin Karawanskij. „Allein mit staatlicher Unterstützung bei Investitionen, Risikoversicherungen und Bewässerung können wir diesem Trend nicht begegnen. Hier sind vorrangig der Einzelhandel, aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt. Nur mit einem höheren regionalen Absatz und auskömmlichen Erzeugerpreisen hat der Anbau dieser Kulturen in Thüringen eine Zukunft.“
Hintergrund:
In der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst- und Gemüse e.V. (BVEO) sind seit 1970 die in Deutschland agierenden Erzeugergenossenschaften und Obst- und Gemüsegenossenschaften zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern gehören 31 Erzeugergenossenschaften und weitere Unternehmen der Obst- und Gemüsebranche. Der BVEO richtet zum ersten Mal seine Gremientagung in Thüringen aus.
Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur
Veröffentlichungsdatum: 22. März 2024