Seit Anfang Juni fahren die Roder in der Pfalz, um die bundesweite Belieferung mit frühen Bio-Kartoffeln sicherzustellen. Trotz schwieriger Witterungsbedingungen laufen die Erntearbeiten gut, die Landwirte und Landwirtinnen sind zufrieden. In anderen Regionen sieht die Lage dramatischer aus. Die EZG Pfälzer Grumbeere und der Bio Kartoffel Erzeuger e.V. (BKE) ziehen gemeinsam ein Zwischenfazit zum Bio-Kartoffel-Saisonstart 2024:
„Wir hatten in der Pfalz optimale Pflanz- und Wachstumsbedingungen für die Bio-Kartoffeln, sodass wir auch aufgrund der starken Nachfrage sogar eine Woche früher als in den vergangenen Jahren mit dem Roden beginnen konnten.“, berichtet Klaus Amberger, Geschäftsführer der EZG Pfälzer Grumbeere. „Zwar ist die Ware größtenteils noch nicht ganz festschalig, aber wir nehmen das Risiko auf uns, um die Belieferung des Handels sicherzustellen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und wollen, dass unsere Bio-Ware für alle Verbraucherinnen und Verbraucher verfügbar ist.“, ergänzt der Fachmann.
Hoher Krautfäuledruck verknappt die Ware in den Anschlussregionen
In anderen Regionen sieht die Situation auf dem Acker kritischer aus. „Gerade in NRW und auch in großen Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins haben die anhaltenden Niederschläge im Frühjahr die Pflanzungen verzögert. Dann ergab sich aufgrund der Witterung schon sehr zeitig in der Vegetation ein ungewöhnlich hoher Krautfäuledruck, der die Bestände schwächte und die Ertragserwartungen vor allem in den Anschlussregionen stark schmälert.“, berichtet Josephine Hardt, Geschäftsführerin des BKE, von ihren Erfahrungen auf den Betrieben. Klaus Amberger ergänzt: „In Süddeutschland sind die Landwirtschaftsbetriebe durch die Hochwasserereignisse im Frühsommer betroffen. Auch hier bot die anhaltende Feuchtigkeit optimale Bedingungen für eine Phytophtorainfektion. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die verbleibende Vegetationszeit gestaltet.“
Späte Pflanzungen verzögern die Entwicklung der Lagerware
„In den Bio-Kartoffeln für die Langzeitlagerung, deren Ernte erfahrungsgemäß erst im September und Oktober stattfindet, ist ein endgültiges Urteil zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch. Hier brauchen wir noch etwas Geduld, um fundierte Ertragsprognosen zu formulieren“, beschreibt Josephine Hardt die momentane Situation und verweist auf die aktuellen Herausforderungen der Bio-Kartoffelanbauer: „Als Landwirte können wir mit einer guten Bestandesführung und regelmäßigen Kontrollen der Gesundheit der Bio-Kartoffeln die Ware bestmöglich betreuen. Wenn uns das Wetter dann aber einen Strich durch die Rechnung macht, sind unsere Handlungsspielräume begrenzt, die Reaktionsmöglichkeiten ausgeschöpft.“
Diesjährige Anbauflächen über dem Vorjahresniveau
Die diesjährige BKE-Flächenerhebung hat im Vorjahresvergleich eine Flächenausweitung ergeben. „Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass bei einer durchschnittlichen Ernte eine längstmögliche Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels mit der diesjährigen Anbaufläche gesichert werden kann. In den kommenden Wochen werden wir durch unsere eigene alljährliche Bonitur der bundesweiten Bestände einen guten Überblick über die zu erwartenden Mengen und Qualitäten erhalten.“, beschreibt Josephine Hardt das weitere Vorgehen.
Trotz herausfordernder Bedingungen werden die Bio-Kartoffelanbauer wieder ihr gesamtes Know-How einsetzen, um auch in dieser Saison ein geschmackvolles, gesundes und erschwingliches Bio-Produkt für die Verbraucherinnen und Verbraucher sicherzustellen, da sind sich die beiden Kartoffelexperten einig.
Veröffentlichungsdatum: 27. Juni 2024