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Gemeinsam Gewässer für mehr Artenschutz entwickeln

Niedersächsischer Weg als Impulsgeber: Projekt „Kurs auf blau grün" macht Fortschritte

Niedersächsischer Weg als Impulsgeber: Projekt „Kurs auf blau grün" macht Fortschritte. Mit dem Niedersächsischen Weg, der 2020 unterzeichnet wurde, sind neue Wege der Zusammenarbeit eingeschlagen worden. So sollen beispielsweise Fließgewässer durch die Ausweitung der Randstreifen ökologisch aufgewertet und effektiver vor Einträgen aus Pflanzenschutzmitteln und Dünger geschützt werden. Genau hier setzt das Projekt „Kurs auf Blau-Grün - Gewässerränder gemeinsam gestalten" an, mit dem die freiwillige naturnahe Gestaltung von Gewässerrandstreifen beschleunigt werden soll.

Mit der Stilllegung einer Fläche ist Landwirt Jens Werner der erste in der Modellregion Weser-Elbe, der im Rahmen von „Kurs auf Blau-Grün" eine Maßnahme umsetzt. Auf der Fläche in Schiffdorf-Wehdel an der Grove (Landkreis Cuxhaven) - die Gesamtfläche beträgt etwa 60 Hektar, die Ufergrenze 571 Meter - wird seit Herbst 2023 am Uferrand auf eine Bewirtschaftung verzichtet. In diesem Jahr wird eine rund 1,1 Hektar große Fläche am Ufer mit einem Abstand zur Grove zwischen 15 und 95 Meter als Stilllegungsfläche angelegt. Die ersten Resultate schaute sich heute Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte zusammen mit Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen und Hubertus Berges, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen an.

Miriam Staudte, niedersächsische Landwirtschaftsministerin: „Landnutzung und Naturschutz gemeinsam zu denken und zusammenzubringen - genau darum geht es im Niedersächsischen Weg. Wie gut es funktioniert, wenn vor Ort ein partnerschaftlicher Austausch aller Akteurinnen und Akteure stattfindet, sehen wir in Schiffdorf-Wehdel an der Grove: Die Maßnahme ist ein innovatives Beispiel für die Planung und Umsetzung naturnaher Gewässerrandstreifen - und hoffentlich auch ein Vorbild für künftige Projekte in anderen Regionen."

„Den Ansatz des Projektes, Dialog und Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz von der Landesebene in die Regionen zu tragen, unterstützen wir ausdrücklich und tragen gern aktiv zum Gelingen bei", bekräftigte der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Hubertus Berges. Das Landvolk könne mit seinen Kompetenzen, Erfahrungen und Netzwerken einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Projektes leisten. Konkret beteiligt sich der Landesbauernverband mit den in den Modellregionen tätigen Landvolk-Kreisverbänden Wittmund und Wesermünde. Für den Raum Mittelweser hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Projektbegleitung übernommen. Die Kreisverbände und die LWK bringen ihre fachliche Expertise zur naturnahen Gestaltung von Gewässerrandstreifen aus landwirtschaftlicher Sicht ein, sie begleiten mögliche Förderprogramme und -instrumente und bauen vor Ort den Kontakt zu wirtschaftenden Betrieben auf, die sich am Projekt aktiv beteiligen können. Außerdem unterstützen die Landvolk-Kreisverbände den Dialog mit den betroffenen Landnutzenden."

Susanne Gerstner, Vorsitzende BUND Niedersachsen: „Mit unserem Projekt „Kurs auf Blau-Grün" wollen wir die ökologische Qualität unserer heimischen Fließgewässer verbessern. Durch die Aufwertung von Gewässerrandstreifen können wir die Artenvielfalt und die Biotopvernetzung vor Ort stärken. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Kooperationspartnern aus der Landwirtschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zusätzliche freiwillige Maßnahmen entlang der Gewässer umsetzen, um so mehr Lebensräume in der Agrarlandschaft zu schaffen. Dazu haben wir einen Dialogprozess zwischen allen Beteiligten vor Ort ins Leben gerufen, um geeignete Revitalisierungsmaßnahmen, aber auch bestehende Hürden in der Umsetzung zu identifizieren. Durch diesen Ansatz wollen wir gemeinsame, praktikable Lösungen für mehr Artenvielfalt in der Landschaft schaffen und die Ziele des Niedersächsischen Weges in die Fläche bringen."

Nachdem auf der Fläche in Schiffdorf-Wehdel seit dem vergangenen Herbst am Uferrand auf eine Bewirtschaftung verzichtet wird, sind bereits erste positive Entwicklungen zu beobachten: In den verdichteten Traktor-Spurrinnen haben sich kleine Tümpel gebildet, die von Amphibien und verschiedenen Libellen-Arten besiedelt worden sind, darunter Pionierlibellen wie der Plattbauch. Da nur drei Prozent der Fließgewässer in Niedersachsen einen guten ökologischen Zustand aufweisen, ist es wichtig, sie zu schützen und ihre Qualität weiter zu verbessern.

Über das Projekt „Kurs auf Blau-Grün - Gewässerränder gemeinsam gestalten"

In den drei Modellregionen Weser-Elbe, Nienburg und Ostfriesland wird jeweils ein regionales Netzwerk aus Naturschutz, Landwirtschaftsverbänden und anderen Akteuren, wie Wasserversorgern, geschaffen. Ziel ist es, in den Regionen Gewässerrandstreifen als Lebensräume und Beispiele zur Stärkung der Biotopvernetzung zu entwickeln. Vorgesehen sind Maßnahmen an den Projektgewässern Fulde, Grove und Harle, die als good-practice-Beispiele Nachahmer*innen finden sollen. Durch die Übermittlung der Anliegen der regionalen Akteure aus den Modellregionen in die Gremien des „Niedersächsischen Weges" werden Entscheidungsträger über Projektergebnisse und aktuelle Umsetzungshürden in der Praxis informiert.

Projektträger des Projektes ist der BUND Landesverband Niedersachsen. Kooperationspartner sind die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Bezirksstelle Nienburg), das Landvolk Niedersachsen, das Landvolk Wesermünde und der Landwirtschaftliche Hauptverein für Ostfriesland. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Das Projekt hat eine Laufzeit von Oktober 2022 bis September 2026.

Über den Niedersächsischen Weg

Der Niedersächsische Weg ist ein Maßnahmenpaket für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz. Neben der Landesregierung gehörten Vertreterinnen und Vertreter des Landvolks Niedersachsen, der Landwirtschaftskammer sowie des BUND Niedersachsen und des NABU Niedersachsen zu den Unterzeichnern des bundesweit einmaligen Vertrages. Viele Maßnahmen für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz wurden vereinbart und befinden sich in der Umsetzung. Der Niedersächsische Weg ist auch ein wichtiger Impulsgeber für Projekte wie „Kurs auf Blau-Grün": Durch die Vernetzung vor Ort und einen intensiven Austausch aller Beteiligten aus Landwirtschaft und Naturschutz können gemeinsame Projekte angeschoben und umgesetzt werden.

 

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz

Veröffentlichungsdatum: 06. August 2024