Im dritten Quartal 2024 zeigt sich ein gemischtes Bild beim nachhaltigen Konsumverhalten: Der GfK Nachhaltigkeitsindex fällt im Oktober um fast 7 Prozentpunkte auf 92,9 Punkte und liegt damit wieder auf dem niedrigen Niveau von Oktober 2023. Besonders betroffen sind Produkte des täglichen Bedarfs.
Eine Sonderanalyse von GfK zeigt, dass Konsumenten besonders bei frischen Produkten Wert auf Nachhaltigkeit legen und bereit sind, dafür mehr zu zahlen.
Zwar hat sich der Anteil der Menschen, die in den letzten Monaten nachhaltige Produkte des täglichen Bedarfs gekauft haben, nur leicht um zwei Prozentpunkte auf 64 Prozent verringert, doch die Zahl derjenigen, die häufig nachhaltig einkaufen, ist von 27 auf 20 Prozent deutlich gesunken.
Entsprechend fällt der Index für nachhaltige FMCG-Produkte auf 88,1 Punkte (Juli: 99,4 Punkte), den niedrigsten jemals gemessenen Wert. Gleichzeitig entwickeln sich Bio-Lebensmittel laut aktueller NIQ Handelspaneldaten positiv und wachsen um fast 10 Prozent im Absatz gegenüber dem Vorjahr.
„Nachhaltigkeit bedeutet für die Konsumenten nicht automatisch Bio, sondern generell umweltfreundliche und sozial verantwortlich hergestellte Produkte, wie beispielsweise Obst und Gemüse aus regionalem Anbau und vom Wochenmarkt“, sagt Petra Süptitz, Nachhaltigkeitsexpertin bei NIQ/GfK.
“In unseren Befragungsdaten sehen wir, dass Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung für FMCG-Produkte vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten eine größere Rolle spielt, wenn mehr regional angebaute Obst- und Gemüsesorten erhältlich sind als in der kälteren Jahreszeit.“
Der Anteil der Konsumenten, die planen, im nächsten Monat nachhaltige FMCG-Produkte zu kaufen, fiel um 3 Prozentpunkte auf 60 Prozent. Besonders deutlich ist der Rückgang derjenigen, die auf jeden Fall planen, nachhaltige Produkte zu kaufen – dieser Anteil sank von 25 Prozent im Juli auf nur noch 19 Prozent im Oktober.
Die Bereitschaft, für nachhaltige FMCG-Produkte mehr Geld auszugeben, ist ebenfalls gesunken: Nur noch 62 Prozent der Käufer sind dazu bereit, ein Rückgang um 7 Prozentpunkte gegenüber der letzten Befragung im Juli. „Die Konsumenten achten weiterhin stark auf ihr Ausgabeverhalten, zumal die Durchschnittspreise für Lebensmittel zuletzt wieder leicht gestiegen sind“, erklärt Petra Süptitz.
„Entsprechend suchen sie Strategien, um beispielsweise Produkte mit Bio-Label günstiger einzukaufen. Unsere Daten zeigen, dass etwa die höherpreisigen Biomärkte weniger besucht werden und vor allem Bio Food Eigenmarken stärker gefragt sind.“
Interesse an nachhaltigen größeren Anschaffungen bleibt stabil
Im Gegensatz dazu bleibt der Index für nachhaltige größere Anschaffungen stabil bei 100,3 Punkten, was auf ein anhaltendes Interesse an nachhaltigen Investitionen in langlebige Konsumgüter hindeutet. Außerdem gibt es bei größeren Anschaffungen in puncto Nachhaltigkeit keine saisonalen Effekte.
Der Anteil der Verbraucher, die in den letzten Monaten größere Anschaffungen mit Nachhaltigkeitsaspekten getätigt haben, bleibt bei 28 Prozent. Gleichzeitig ist die Absicht, in den nächsten 12 Monaten größere Anschaffungen unter Nachhaltigkeitsaspekten zu tätigen, wieder leicht gestiegen – von 27 auf 30 Prozent.
Auch die Preisbereitschaft in diesem Bereich bleibt hoch: 71 Prozent der Konsumenten, die planen, nachhaltig zu kaufen, würden für nachhaltige größere Anschaffungen auch mehr zahlen (Juli: 70 Prozent).
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Nachhaltigkeit als Kaufkriterium: Frische Produkte an der Spitze
In einer Sonderanalyse hat GfK untersucht, wie wichtig Nachhaltigkeitsaspekte für Konsumenten in verschiedenen Produktkategorien sind. Bei frischen Produkten wie Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch geben 53 Prozent der Käufer dieser Kategorien an, dass Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle bei ihrer Kaufentscheidung spielt.
Auch bei Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mehl und Nudeln (44 Prozent) sowie bei Milchprodukten (43 Prozent) und Babynahrung (42 Prozent) wird der Nachhaltigkeitsaspekt stark berücksichtigt. Weniger wichtig sind nachhaltige Kriterien bei Wohnaccessoires und Dekoartikeln sowie bei alkoholischen Getränken, wo jeweils nur 22 Prozent der Konsumenten Nachhaltigkeit als wichtig einstufen.
In einigen Kategorien sind mehr als die Hälfte der Käufer bereit, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen. An der Spitze stehen frische Produkte, bei denen 57 Prozent der Käufer bereit sind, höhere Preise zu akzeptieren.
Auch bei Milchprodukten (52 Prozent), Tee und Kaffee (jeweils 51 Prozent), sowie Grundnahrungsmitteln (49 Prozent) sind viele Konsumenten bereit, für Nachhaltigkeit tiefer in die Tasche zu greifen.
Am unteren Ende der Skala stehen Finanzprodukte wie Anlagen und Wertpapiere sowie Uhren und Schmuck, bei denen nur jeweils ein Drittel der Konsumenten bereit sind, für Nachhaltigkeit mehr zu bezahlen.
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Quelle: NIQ/GfK
Veröffentlichungsdatum: 06. November 2024