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Integrierter und ökologischer Anbau unter der Lupe

Kampagne „Zeit für eine nachhaltige Obstproduktion“: Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Obstanbau und die Obstqualität?

Der Klimawandel hat zweifellos Auswirkungen auf die Pflanzenerzeugung, darunter auch die Obstproduktion. Infolge des Klimawandels kommt es unter anderem zu einem Anstieg der durchschnittlichen Lufttemperatur, zu extremen Wetterereignissen wie starken Regenfällen, Hagel, Wirbelstürmen oder umgekehrt zu Wasserknappheit in einigen Gebieten, die zur Dürre führt. 

Als Folge der Auswirkungen des Klimawandels verändert sich auch der Anbau in den Obstgärten, berichtet das Pressestelle-Team der Kampagne „Zeit für eine nachhaltige Obstproduktion“. „Sorten, die bis vor kurzem noch ertragreich waren, müssen durch andere ersetzt werden, die besser an die aktuellen Bedingungen und Schädlinge und Krankheiten angepasst sind, die früher kein Problem darstellten, müssen jedes Jahr bekämpft und ausgerottet werden.“

Wassermangel oder zu starke Sonneneinstrahlung führen zu einer Minderung der Qualität der Früchte und einer Veränderung ihres Geschmacks. Eine Möglichkeit, den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken, ist die Anpassung der Anbaumethoden.

Globale Erwärmung und Pflanzenproduktion 

Wie im Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC; 2023) dargelegt, ist die Hauptursache für die globale Erwärmung die menschliche Tätigkeit - die derzeitige globale Durchschnittstemperatur ist statistisch gesehen fast 1,1 Grad höher als vor Beginn des sogenannten Industriezeitalters. 

In Polen allein gab es in diesem Zeitraum durchschnittlich 13 Tage mit einer Temperatur von min. 30 Grad, während es in den 1970er-Jahren nur 4 Tage waren (gov.pl). In allen Regionen der Welt finden Veränderungen statt, darunter der Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Gletscher und die Zunahme extremer Wetterereignisse. 

Mit der Veränderung der Häufigkeit und der Art der Niederschläge, die für den Obstbau besonders wichtig sind, verschieben sich Beginn und Ende der Vegetationsperiode, die Wasserverfügbarkeit nimmt ab oder die Artenzusammensetzung und die 
Anzahl der auf den Flächen lebenden Insekten und Milben (sowohl der nützlichen wie Bestäuber oder Raubinsekten als auch derjenigen, die Ernteschäden verursachen) ändert sich.

Wasser und Temperatur 

Im Obstbau ist es am schwierigsten, sich an extreme Wetterbedingungen wie Nächte mit hohen Lufttemperaturen, Hitzewellen oder Dürreperioden anzupassen. Dadurch kann es zu Veränderungen im Blühverhalten von Obstbäumen und -sträuchern kommen, zu einer schlechteren Bestäubung der Blüten und damit zu einem schlechteren Fruchtansatz, was zu geringeren Erträgen führt. 

Zu hohe Temperaturen sind nicht förderlich für die Bestäubung der Blüten durch Insekten, was ebenfalls ein Problem für die künftigen Ernten darstellt. Hier kann die Lösung darin bestehen, bestäubende Insekten in die Obstgärten einzubringen, um die natürliche Population von Bienen oder Schwebfliegen zu ergänzen. 

In den meisten Fällen werden Mauerbienen für die Bestäubung von Nutzpflanzen "eingesetzt", wofür spezielle "Hotels" gebaut werden, oder es werden Hummeln in fertigen, im Handel erhältlichen Bienenstöcken eingeführt. Infolge des emperaturanstiegs in der Nachtzeit und des Ausfalls der sogenannten Temperaturamplitude zwischen Tag und Nacht können die Früchte weniger Farbe annehmen und den sortentypischen Geschmack verlieren. 

Dies veranlasst Obstbauern und Beerenproduzenten dazu, nach Sorten mit besserer Färbung zu suchen, sowie nach solchen, deren Brix-Gehalt in der Frucht bereits genetisch auf einem hohen Niveau liegt. Bei einigen Arten wie Apfel, Himbeere, Brombeere und Erdbeere sind unabhängig von den Anbaubedingungen bereits süß schmeckende Sorten verfügbar. 

Diese Sorten erfüllen auch die immer höheren Anforderungen der Verbraucher an den Fruchtgeschmack, insbesondere den süßen Geschmack bei Beeren oder die einheitliche Farbe bei Äpfeln. 

Jährlich wiederkehrende Perioden mit zu wenig Niederschlag zwingen die Obstbauern zum Umdenken in der Agrartechnik - die Einrichtung von Bewässerungsanlagen wird notwendig. Die richtige Wasserversorgung, die sich nach den Witterungsbedingungen und den Bedürfnissen der jeweiligen Pflanzenart richtet, ist eine Garantie für die Erzeugung hochwertiger Früchte und hoher Ernteerträge. 

Wasser wird heute als einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Obstproduktion angesehen. Andererseits ist Wasser in manchen Gebieten zum Luxusgut geworden, und sein Verbrauch sollten mit Vorsicht erfolgen. Daher werden in Obstgärten, Obstplantagen und Erdbeerplantagen zunehmend Systeme zur Überwachung der Bodenfeuchtigkeit und des für Pflanzen verfügbaren Wassers installiert. 

Darüber hinaus können solche Geräte, die mit einer Wetterstation verbunden sind, die z. B. Informationen über die Verdunstung liefern, einen Rückgang der Bodenfeuchtigkeit in der Wurzelzone der Pflanzen ermitteln und die Bewässerung durch Ein- und Ausschalten des Systems automatisch steuern. Es ist eine Möglichkeit, die Wasserressourcen rationell 
zu nutzen.
 
Vorbeugung der Auswirkung von starken Niederschlägen Starke, unregelmäßig auftretende Regenfälle, die zu Überschwemmungen in Obstplantagen führen, erschweren oder verhindern sogar die Durchführung von agrartechnischen Arbeiten, einschließlich 
Düngung und Schutzmaßnahmen. Dies wiederum führt zu Problemen bei der Düngung von Bäumen und Sträuchern oder zu einem erhöhten Stress durch Krankheiten und Schädlinge. 

Das Ausbleiben von Behandlung zu einem Zeitpunkt mit geringem Erregerstress oder geringer Schädlingspopulation: 
Insekten und Milben führen zu einem erhöhten Risiko und zu Verlusten später in der Saison. Außerdem führt ein Überschuss von Regenwasser, das im Obstgarten oder in der Plantage verbleibt, zu anaeroben Bedingungen im Boden. Ein solches Phänomen führt zu idealen Voraussetzungen für das Absterben der Wurzeln, vor allem aber für die Entwicklung von Krankheiten im Erdboden. 

Überschüssiges Wasser führt auch zu einem erheblichen Anstieg der Erosion, was zur Zerstörung der fruchtbaren Bodenschicht führt. Die Vorbeugung dieses Phänomens besteht in erster Linie in der Entwässerung der Anbauflächen, indem die Reihen so abgegrenzt werden, dass das Regenwasser ungehindert in die angelegten Gräben fließen kann. 

Es ist außerdem empfehlenswert, die Zwischenreihen oder sogar die gesamte Bodenoberfläche im Obstgarten mit Vegetation (Grasnarbe) zu bepflanzen. Hierfür können Hülsenfrüchte (Leguminosen) verwendet werden, die zusätzlich Stickstoff im Boden binden und ihn für die Pflanzen verfügbar machen. 

Außerdem sollten große Mengen organischer Stoffe in Form von Kompost oder Gründüngung (sog. Nachsaat, Mulchen) in den 
Boden eingebracht werden. Auf diese Weise wird mehr Wasser im Boden zurückgehalten. Physikalische, chemische und biologische Eigenschaften können auch verbessert werden, indem Huminsäuren in speziell zusammengesetzten organischen Düngemitteln in den Boden eingebracht werden. 

Die Verwendung von strukturverbessernden Zusätzen wie Bentonit, Perlit oder Hydrogelen ist ebenfalls eine Möglichkeit, die Struktur des Bodens, insbesondere bei sandigen oder lehmigen Böden, zu verbessern. Biokohlenstoff und Biohumus sind Produkte, die die Struktur des Bodens verbessern und die Entwicklung von Bodenmikroorganismen fördern. 

Steigende Temperaturen erhöhen das Risiko für die Fruchtqualität Steigende Lufttemperaturen sind auch für die Obstproduzenten ein Problem. Erhöhungen der Temperaturen können das Wachstum einiger Pflanzen beschleunigen, jedoch auch zu Überhitzung, Schäden oder vorzeitiger Reifung führen. Die gefährlichsten Perioden für Obstbaumarten sind die Zeiten mit sehr intensiver Sonneneinstrahlung während des Wachstums und der Reifung der Früchte. 

In diesen Fällen neigt die Frucht zu Sonnenbrand auf der Schale und damit zum Verlust der Handelsqualität. Um dies zu verhindern, werden in den Obstplantagen verschiedene Arten von Abdeckungen installiert, darunter auch Foliendächer, mit denen die Temperatur gesenkt werden kann. 

Diese Lösung hilft vor allem beim Anbau von Kirschen und anderen Kernfrüchten wie Aprikosen oder Pfirsichen. Bei Beeren und Erdbeeren wird der Anbau meist in Folientunneln verlegt, wo eine auf einer Stahlkonstruktion angebrachte Spezialfolie auch eine Absenkung der Temperatur unter der Abdeckung ermöglicht und Schäden an den Früchten durch direkte Sonneneinstrahlung verhindert. 

Bei Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren werden auf den Anbauflächen zunehmend Schirme mit UV-absorbierenden Folien installiert. Der Anbau von Beerensträuchern unter Abdeckung und in Folientunneln erfolgt im Reihenanbau, was eine Umstellung der Agrartechnik bedeutet. 

Für die Obstbauern, die bereits in der Phase der Auswahl der Stecklinge und dem anschließenden Anbau der Sträucher sind, ist ein völlig anderer Ansatz erforderlich. Es kann auch erforderlich sein, die Spritztechnik der Sträucher während der Schutzbehandlungen oder der Anwendung von Düngemitteln und biologischen Blattdüngern zu ändern. 

Invasive Arten - wie kann man ihnen vorbeugen?

Der Klimawandel kann die Ausbreitung neuer Unkrautarten begünstigen, die bisher in Polen nicht bekannt waren und die möglicherweise schwer zu bekämpfen sind, weil es noch keine Methoden für ihre Bekämpfung gibt. In diesem Fall lohnt sich der Einsatz von organischem Mulch (Mulch, Nachsaat) in Obstgärten und Beerensträuchern, der das Wachstum unerwünschter Vegetation auf natürliche Weise verhindert. 

Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von synthetischen Mulchmaterialien (Agrotextilien in Heidelbeer- oder Himbeerreihen) und von Sägespänen oder Stroh im Falle von Erdbeeren. Dadurch wird die Konkurrenz zwischen Pflanzen und Unkraut für Wasser und Nährstoffe verringert Steigende Temperaturen bedeuten auch eine zunehmende Bedrohung durch Schädlinge. 

Es können Arten auftreten, die bisher in Polen nicht vorkamen, die aus wärmeren Regionen Europas oder sogar darüber hinaus stammen und deren Biologie und Bekämpfungsmethoden noch nicht entwickelt sind. Ein Beispiel dafür ist die Kirschessigfliege, die vor einigen Jahren aufgetaucht ist und eine Bedrohung für Kernfruchtbäume und Beerenplantagen darstellt.

Um zu verhindern, dass der Schädling in die Kulturen eindringt, werden verschiedene Arten von engmaschigen Netzen oder der Massenfang des Schädlings in Duftfallen eingesetzt. T

emperaturschwankungen können zu einer Veränderung der Anzahl der Schädlingsgenerationen führen, was sich beispielsweise bei schädlichen Schmetterlingen bereits bemerkbar macht. Ein Beispiel ist die Apfelfruchtfliege, deren Entwicklung durch steigende Temperaturen beschleunigt wird und deren Generationsanzahl durch die Verlängerung der Vegetationsperiode erhöht wird.

Die beste Methode zur Festlegung eines Bekämpfungstermins besteht darin, den Flug der Schädlinge mit Pheromonfallen zu überwachen oder noch einen Schritt weitergehend eine Methode zur Verwirrung der männlichen Insekten einzuführen.

Für einige Schädlinge ist es auch eine gute Möglichkeit, einer Zunahme ihrer Populationen vorzubeugen, indem in Obstgärten und Beerenplantagen Bedingungen für ihre natürlichen Feinde, z. B. Raubmilben geschaffen werden, aber auch, indem u. a. Lebensräume für Marienkäfer, Stieglitze oder Schwebfliegen geschaffen werden und der Einsatz von Breitband-Pflanzenschutzmitteln eingeschränkt wird. 

Bei den Krankheiten besteht außerdem das Risiko, dass in Polen bisher nicht beobachtete Erreger auftauchen oder der Stress durch einen dieser Erreger plötzlich zunimmt. Es wäre vorteilhaft, in diesem Szenario Frühwarnsysteme für extreme Wetterereignisse und Pflanzenkrankheiten in Obstund Beerenplantagen zu implementieren. So kann die Behandlung zum günstigsten Zeitpunkt durchgeführt werden und erfolgreich sein. 

Eine andere Methode, die sich bei erhöhtem Krankheitsstress bewährt, ist die Einführung von Pflanzensorten, die gegen bestimmte Krankheitserreger resistenter sind. Bei Apfelbäumen können dies Sorten sein, die gegen Apfelschorf oder Mehltau resistent sind, bei Sträuchern (Himbeeren) auch gegen Sprossenkrankheiten. 

Inzwischen sind auch Erdbeersorten auf dem Markt, die weniger anfällig für Wurzelsystemkrankheiten oder Erdbeermehltau sind.

Veröffentlichungsdatum: 03. Januar 2025