NRW Spargelsaison 2020 eröffnet - Gute Qualität erwartet
Wenige Tage vor Ostern eröffnete die Spargelstrasse NRW offiziell die Saison. Trotz der Schwierigkeiten, ausreichend Arbeitskräfte für die Ernte zu finden, sind die ersten Mengen des Gemüses aus regionalem Anbau auf dem Markt. Willy Kreienbaum, Vorsitzender der Vereinigung Spargelanbauer Westfalen-Lippe und der Spargelstrasse NRW, erwartet für die Saison 2020 Spargel in sehr guter Qualität. Verbraucher schätzen in diesem Jahr den frischen Spargel ab Hof besonders.
Willy Kreienbaum erwartet für die Saison 2020 Spargel in sehr guter Qualität. © Spargelstrasse NRW
Leider sind uns die normalen Umstände derzeit nicht vergönnt – deswegen müssen wir die Spargelsaison hier in NRW, die natürlich nicht ausfällt, im stillen Kämmerlein unserer Geschäftsstelle eröffnen. Am wichtigsten aber: unser Spargel von hier ist sicher, gesund und bringt Ihnen ganz bestimmt den Frühling auf den Teller. Die Hofläden unserer Mitgliedsbetriebe freuen sich über Ihren Besuch.
Der warme Winter und hohe Temperaturen in den letzten Wochen lassen den Spargel sprießen.. © Spargelstrasse NRW
Interview mit Willy Kreienbaum
Willy Kreienbaum, Vorsitzender der Vereinigung Spargelanbauer Westfalen-Lippe und der Spargelstrasse NRW, schätzt die aktuelle Lage in folgendem Interview so ein. Er gibt einen sachlichen Einblick in die aktuelle Lage bei den Spargelhöfen:
„Ich bin sicher, dass es zu Ostern flächendeckend frischen Spargel in ganz Nordrhein-Westfalen geben wird. Wegen des warmen Winters und der Wärme der letzten Tage starten wir in diesem Jahr gut eine Woche früher in die Saison als üblich. Bereits jetzt zeichnet sich ab, das die Qualität des Spargels in diesem Jahr sehr gut sein wird. Die ersten Hofläden und Verkaufsstände sind geöffnet. Dieses Angebot wird von unseren Kunden bereits sehr gut angenommen. In diesen schweren Zeiten legen die Menschen offensichtlich vermehrt Wert auf eine gesunde Ernährung mit regional erzeugten Produkten. Gleichzeitig ist der Zuspruch der Kunden für mich auch ein Zeichen der Solidarität.“
Frage: Seit vergangenen Freitag ist klar, dass für die Monate April und Mai ein Kontingent von jeweils 40.000 Saisonarbeitern per Flugzeug nach Deutschland einreisen darf. Ist das für die Betriebe, die noch Arbeitskräfte brauchen, ein Lichtblick?
WK: „ Die Lage in unseren Betrieben ist sehr unterschiedlich. Einige habe es geschafft, vor dem Einreisestopp 60 Prozent der Belegschaft in den Betrieb zu bekommen, bei anderen sind gerade mal zwei oder drei Saisonarbeiter angekommen. Neben noch mehr zusätzlicher Bürokratie sorgt vor allem eine Bedingung bei mir und meinen Kollegen für Kopfzerbrechen: Wir dürfen die Unterkünfte wegen des Infektionsschutzes nur zu 50 Prozent belegen. Das heißt, wer Platz für 50 Saisonkräfte hat, darf nur 25 unterbringen. Ein Lichtblick ist diese Regelung auf jeden Fall, aber sie wird nicht in jedem Betrieb ausreichen, um die gesamte Ernte einzubringen.“
Frage: Auf der einen Seite fehlen die Erntehelfer, auf der anderen Seite ist mit der Schließung der Gastronomie ein wichtiger Absatzmarkt weggebrochen. Wie reagieren die Betriebe auf diese Situation?
WK: „Viele von uns haben die Situation kommen sehen oder doch zumindest geahnt und einen Teil der Flächen gar nicht für die Ernte vorbreitet. Das schwankt von Betrieb zu Betrieb zwischen 10 und 30 Prozent, je nachdem, wo die Schwerpunkte beim Absatz liegen.“
Frage: In den letzten Wochen mehren sich die Berichte, dass einheimisches Gemüse, zu dem ja auch der Spargel gehört, wegen des Mangels an Erntehelfern teurer werden könnte. Wie schätzen Sie die Situation ein?
WK: „Ich denke, dass es beim Spargel moderate Preissteigerungen aufgrund der Erntehelfer- Situation geben wird. So wie es heute aussieht, ist nicht genug Ware auf dem Markt.
Frage: Mit der Internetseite www.daslandhilft.de ging vor zwei Wochen eine Internetseite an den Start, die bei der Suche nach Arbeitskräften in der Landwirtschaft helfen soll. Haben Sie durch dieses Projekt bereits Resonanz erhalten?
WK: „ Bei uns sind gut 30 Anfragen eingegangen, das ist schon ein Zeichen großer Hilfsbereitschaft. Allerdings können viele der Menschen nur stundenweise arbeiten, und das sorgt dann für neue Probleme. Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist zurzeit ein autarkes, eigenständig arbeitendes Unternehmen. Wenn Saisonkräfte vor Ort sind, leben und arbeiten sie im Betrieb, Einkäufe werden geliefert oder von Dritten besorgt. Wenn ich jetzt neue Mitarbeiter über die Internetseite bekomme, muss ich die aus Infektionsschutzgründen als separate Gruppe einsetzen, die keinen Kontakt zu den anderen Mitarbeitern haben sollte. Das ist organisatorisch nur dann machbar, wenn ich Menschen finde, die möglichst den ganzen Tag und vielleicht sogar über die gesamte Saison hier arbeiten können. Sicher ist aber eines: Wer geeignet ist, wird eine Anstellung finden. Wir brauchen jede Arbeitskraft, die wir bekommen können“.
Das Interview führte Christiane James für die Spargelstrassse NRW.
Quelle: Spargelstrasse NRW
Veröffentlichungsdatum: 15.04.2020