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Pandemie-Folgen: Deutsche Seeschifffahrt fährt in schwere Krise

VDR-Umfrage zeigt drastische Umsatzeinbrüche
22. Mai 2020

Die Folgen der Corona-Pandemie treffen die deutsche Handelsschifffahrt immer stärker. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Verband Deutscher Reeder (VDR) unter Mitgliedsunternehmen. Insgesamt 50 Schifffahrtsunternehmen aus Deutschland haben an der Befragung teilgenommen, darunter fast alle der 30 größten Reedereien.

Bildquelle: Shutterstock.com Grafik
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„Die Kreuz- und Fährschifffahrt waren sofort stark von den Folgen der Pandemie betroffen. Unsere aktuelle Umfrage zeigt deutlich: mittlerweile werden fast alle Bereiche der Branche hart erfasst“, sagte Alfred Hart-mann, Präsident des VDR.

So hat die Auswertung der Erhebung unter anderem ergeben, dass die Umsätze der Unternehmen im März und April im Schnitt um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen sind. 44 Prozent registrieren demnach bereits eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Liquidität. Deutsche Reeder spüren, so die Umfrage, zudem schon jetzt, dass Charterraten für Schiffe in allen Segmen-ten um teilweise bis zu 40 Prozent sinken. Ein weiterer Verfall wird für die kommenden Monate erwartet. Die Zahl der Auflieger, also von Schiffen, die ohne Beschäftigung sind, ist schon jetzt mit fast 500 weltweit auf dem höchsten Niveau aller Zeiten. Dies betrifft insbesondere den Container-Verkehr, in dem deutsche Reedereien als Linienreeder, aber insbesondere als Vercharterer von Tonnage besonders präsent sind.

„Die Umfrage zeigt den Stand der ersten Monate, sie ist eine Momentaufnahme“, sagte Hartmann: „Angesichts des prognostizierten eklatanten Einbruchs des Welthandels ist mit einer weiteren Verschärfung der Marktlage für die Handelsschifffahrt zu rechnen.“

„Wesentliche Teile der deutschen Handelsflotte sind damit absehbar in ihrer Existenz gefährdet“, mahnte der VDR-Präsident und erinnerte an die Folgen der Finanzkrise 2008/2009 für die heimische Schifffahrt: „Seit damals haben wir 1.500 Handelsschiffe ins Ausland verloren, das war ein Drittel der deutschen Flotte. Wenn sich Produktion und Konsum weltweit nicht rasch erholen, könnten die Folgen der Pandemie weitaus härter als die Finanzkrise sein. Wenn wir dann noch ein weiteres Drittel der Flotte aus Deutschland verlieren würden, wären zehntausende Arbeitsplätze am Standort gefährdet. Zudem wäre die Versorgung des Exportweltmeisters Deutschland immer stärker abhängig von staatlich beeinflussten Schifffahrtsunternehmen außerhalb Deutschlands. Dabei lehrt uns doch Corona, Abhängigkeiten jedenfalls nicht weiter zu erhöhen.“

Erfreulich: obwohl auch in Schifffahrtsunternehmen Kurzarbeit angeordnet und Sparprogramme angekündigt wurden, sind Entlassungen der Umfrage nach von mehr als 90 Prozent der Reedereien derzeit nicht geplant. Auch die Ausbildung wurde bislang nicht zurückgefahren, zwei Drittel der Befragten wollen gleich viele Azubis einstellen wie im vergangenen Jahr. Hartmann: „Die Reedereien engagieren sich trotz Krise weiter für den Nachwuchs. Jeder versucht, seine Mitarbeiter und damit das maritime Knowhow zu halten. Ob wir das weiter durchhalten können, hängt auch davon ab, inwieweit es in dieser schweren Krise konkrete Unter-stützung gibt.“

Kurzfristig brauchen Reedereien mit Sitz in Deutschland wie andere Dienstleistungsbranchen ungehinderten Zugang zu den KfW-Hilfsmaßnahmen. Bislang kommen die Unterstützungs-maßnahmen noch nicht in erforderlichem Maß in der Branche an. Entscheidend ist dabei der Zugang zu Liquidität.

Der VDR-Präsident betonte allerdings auch, dass es langfristig trotz der absehbaren Lasten infolge der Krise notwendig bleibt, die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für eine grüne, möglichst CO2 neutrale Schifffahrt weiter voranzutreiben. Die Industrie engagiert sich hierzu bereits heute beispielweise über einen Vorschlag in der Weltschifffahrtsorganisation IMO zum Aufsetzen eines globalen Forschungs- und Entwicklungsfonds, der industrie-intern finanziert werden soll.

Quelle: VDR

Veröffentlichungsdatum: 22.05.2020

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