Netto listet Fairtrade-Bananen aus
Künftig gibt es keine Fairtrade-Bananen mehr beim Discounter Netto. Fairtrade Deutschland bedauert den Schritt, der weniger Einkommen für Bananenarbeiterinnen und -arbeiter im globalen Süden bedeutet.
Der Bananenanbau ist arbeitsintensiv, die sensible Frucht braucht viel Pflege. Foto © Christoph Köstlin | Fairtrade
Netto hat entschieden, Bananen mit dem Fairtrade-Siegel bundesweit aus dem Sortiment zu nehmen. Die Auslistung durch den Discounter bedeutet, dass insgesamt mehr als eine halbe Million Euro weniger an Fairtrade-Prämien jährlich in den globalen Süden fließen – ganz konkret an Bananenproduzent*innen in der Dominikanischen Republik und Ecuador.
Fairtrade Deutschland bedauert diesen Schritt. „Gerade in der Pandemie haben die Menschen in den Anbauländern Unterstützung besonders nötig“, sagt Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland e.V. Er kritisiert den derzeitigen Bananen-Preiskampf im Lebensmittelhandel scharf: „Dauerhafte Preisaktionen gehen eindeutig zu Lasten der ersten Meile – also der Menschen, die Bananen anbauen“, sagt Overath. „Während alle Akteure betonen, dass sie mehr Nachhaltigkeit im Bananenanbau anstreben, werden die sozialen und ökologischen Standards immer weiter heruntergeschraubt und die Preise gesenkt – das passt nicht zusammen.“
Der Bananenanbau ist arbeitsintensiv, die sensible Frucht braucht viel Pflege im Anbau, Schutz gegen Schädlinge und Pilzbefall. Schon vor Corona hatten viele Produzent*innen mit schlechten Arbeitsbedingungen, Lohndumping und Umweltverschmutzung zu kämpfen. Durch die Pandemie hat sich diese Lage verschärft, die Kosten für Hygienemaßnahmen, Verpackungen und Logistik sind immens gestiegen.
Mehr Lohn für harte Arbeit
Für den Verkauf unter Fairtrade-Bedingungen erhalten Bananen-Produzent*innen einen stabilen Mindestpreis und zusätzlich einen finanziellen Aufschlag, die Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Auch Arbeitsschutz und Arbeitsrechte, Mindestlöhne, Gewerkschafts- und Versammlungsfreiheit sowie weitreichende Umweltkriterien sind Teil der Fairtrade-Standards.
Fairtrade hat sich zudem zum Ziel gesetzt, die Löhne für Beschäftigte im Bananenanbau weiter zu verbessern. Ab Juli 2021 führt Fairtrade daher ein Grundgehalt, genannt „Base Wage“, für Beschäftigte auf zertifizierten Bananenplantagen ein.
Der Base Wage ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem existenzsichernden Lohn. Als existenzsichernd gilt ein Lohn dann, wenn er nicht nur die Kosten für Lebensmittel und Wohnen deckt, sondern auch Investitionen in Gesundheit und Bildung sowie Rücklagen für Notlagen ermöglicht. Mithilfe des Grundgehaltes verpflichten sich Fairtrade-Plantagen, ihren Beschäftigten mindestens 70 Prozent eines existenzsichernden Nettolohnes zu zahlen.
Quelle: Fairtrade Deutschland (TransFair e.V.)
Veröffentlichungsdatum: 14.06.2021