Gute Ergebnisse im schwierigen Umfeld
Nicht nur viel Interessantes und Wissenswertes über das Geschäftsjahr 2021 gab es für die Mitglieder auf der Generalversammlung der Reichenau-Gemüse eG und der Raiffeisen-Lagerhaus eG in der Inselhalle, sondern auch eine Warenrückvergütung in der Gemüsegenossenschaft und eine Dividende in der Warengenossenschaft.
Foto © Reichenau-Gemüse eG
So konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Egino Wehrle, trotz aktuell schwierigster Herausforderungen für den Gemüsebau, nicht nur viele Gäste begrüßen, sondern auch in durchweg zufriedene Gesichter blicken.
Die Gemüsevermarktung erzielte zusammen mit der Raiffeisen-Lagerhaus eG einen Gesamtumsatz von fast 70 Millionen €. Diese Zahl zeigt auch die wirtschaftliche Bedeutung der Genossenschaften auf der größten Insel im Bodensee.
Bei einer Menge von fast 15.000 Tonnen Frischgemüse wurde erfreulicher Weise eine deutlich höhere Auszahlungsleistung für die Gärtner erzielt, so der Geschäftsführer der Genossenschaften Johannes Bliestle, in seinem Vortrag des Vorstands. Dies ist im Wesentlichen auf die Inbetriebnahme einer neuen Bio-Gewächshausanlage in Singen/Beuren zurückzuführen, wobei höhere Preise bei vielen Produkten auch von der Insel Reichenau in einem guten und aufnahmefähigen Marktumfeld im zweiten Coronajahr 2021 erzielt wurden.
Reichenau Foto © Achim Mende
Von dem Gesamtumsatz durch die erstmalige produktive Belegung der 4 Hektar Bio-Anlage in Beuren hat sich die umsatztechnische Bedeutung der Gärtnersiedlungen für die Reichenau-Gemüse weiter verändert. Mittlerweile stammen 61 % des Gesamtumsatzes der Reichenau-Gemüse aus den Standorten Beuren, Aach oder Mühlingen. Im Vorjahr waren dies noch 54 %.
Im Verhältnis zwischen den Anbauarten Freiland und Unterglas hat sich nichts geändert. Mit 95,2 % liegt der Schwerpunkt einmal mehr im geschützten Anbau.
Besonders bedeutend, 47 % der wertmäßigen Erzeugung stammen mittlerweile aus der Bio-Produktion, auf die Menge bezogen sind dies immerhin 34 % oder 5.300 Tonnen Bio-Gemüse. Mit diesem Anteil hochwertiger Bio-Ware, produziert nach EU-Bio-, Bioland- oder Naturland-Richtlinien, zählt die Genossenschaft bundesweit gesehen zu den herausragenden Bio-Produktionsstätten im geschützten Gemüseanbau.
Der Start in die Gemüsesaison 2021 war geprägt von einem guten Beginn in die Unterglas-Salat-Kampagne mit rund 1,4 Millionen Kopfsalaten. Danach folgten rund 6,6 Mio. Stück Schlangengurken aus der integrierten Produktion direkt von der Gemüseinsel. Mit den 4,5 Mio. Gurken aus der biologischen Produktion zusammen beträgt das gesamte Produktionsvolumen an frischen Schlangengurken 11.000.000 Stück. Komplettiert wurde das Gurkensortiment noch mit zusätzlich 2,2 Millionen Minigurken.
Die Gesamttonnage an Tomaten mit der Produktion auf der Insel liegt bei knapp 1.000 Tonnen. Komplettiert wird die gesamte Tomatenproduktion der Genossenschaft mit zusätzlichen rund 2.300 Tonnen an Bio-Tomaten in unterschiedlichen Sorten, Größen und Farben. Ein Highlight war wieder die Inselperle, eine mittelgroße, sehr geschmacksintensive Tomate.
Im Bereich der Fruchtgemüsearten stellen die über 7 Millionen Paprika, dem Hauptprodukt aus der Gärtnersiedlung in Singen/Beuren im Hegau, einen weiteren Produktionsschwerpunkt dar. Ein beachtlicher Schub hat die Erzeugung von Auberginen mit fast 2.000.000 Stück im Jahr 2021 genommen. Interessante Alternativen zur klassischen Aubergine konnten im Jahr 2021 getestet werden und erweitern für die Folgejahre das Auberginensortiment. Darunter fällt die Aubergine “Graffiti” oder aber die längliche “Japan Aubergine”.
Auch das aktuelle Thema „Energie“ treibt die Gärtner um und wurde durch Herrn Geschäftsführer Bliestle in seinem Vortrag thematisiert. In den zwei Bio-Gärtnersiedlungen in Aach und Mühlingen setzt man bereits seit dem Bau der Gewächshausanlagen auf die Abwärme von Biogasanlagen aus der landwirtschaftlichen Nachbarschaft. In Singen/Beuren sind die Gärtner derzeit daran, zwei bestehende mit Erdgas befeuerte Kessel durch einen CO2-neutralen Biomassekessel zu ersetzen. Die Genossenschaft hat das Projekt begleitet. Durch den Einsatz von Altholz der Kategorie AI und AII soll die Wärme am Standort dann ab 2024 fast völlig CO2-neutral erzeugt werden. Die Anlage auf modernsten Umweltstandard wird bis Ende nächstes Jahr gebaut. Der Antrag wurde noch vor dem Angriffskrieg und den daraus resultierenden Auswirkungen auf den Energiemarkt gestellt. Somit war die Entscheidung auch vor dem Hintergrund der Energiepreisentwicklung bei Gas und der Versorgungssicherheit absolut richtig und wegweisend.
Vor dem Hintergrund drängender gesellschaftlicher Herausforderungen wie z. B. Klimawandel und Energieverbrauch ist Nachhaltigkeit heute weit mehr als Umwelt- und Ressourcenschutz, sondern unverzichtbare DNA einer erfolgreichen Genossenschaft, so der Geschäftsführer Johannes Bliestle, in der Inselhalle.
Auf Grundlage einer energetischen Analyse der gesamten Vermarktungseinrichtung im Jahr 2020 erfolgten bereits im vergangenen Jahr weitere Maßnahmen mit dem Ziel, Energie einzusparen. So wurde nach der Umstellung auf stromsparende LED-Beleuchtung in der Leerguthalle und dem Hallenanbau im Jahr 2021 auch der gesamte Außenbereich auf stromsparende LED-Beleuchtung umgestellt. Hierbei kommen Leuchtmittel zum Einsatz, die zusätzlich sehr Insektenfreundlich sind. Aber auch in den angeschlossenen Erzeugerbetrieben wurden vielfältige Umweltmaßnahmen durchgeführt. So wurden PV-Anlagen auf den Dächern der Gärtnersiedlung in Aach und Mühlingen installiert, aber auch Energieschirme in Gewächshäusern auf der Insel Reichenau eingebaut. Dennoch werden weitere Anstrengungen notwendig sein, um die Kostensteigerungen im Energiebereich zu minimieren.
Auch die Warengenossenschaft Raiffeisen-Lagerhaus eG blickte auf ein erfolgreiches Jahr zurück, das allerdings erneut von der Corona-Pandemie geprägt war, so Herr Geschäftsführer Bliestle
Der Jahresumsatz beläuft sich im Wirtschaftsjahr 2020/2021 auf rund 10,0 Mio. €. Der Großhandels- bzw. Profibereich büßte rund 6 % des Umsatzes ein, während der Einzelhandelsumsatz nochmals insgesamt um starke 11 % zulegen konnte.
Den vorgeschlagenen Gewinnverwendungen in beiden Genossenschaften wurde zugestimmt, genauso wie bei der durch Herrn Bürgermeister Dr. Zoll durchgeführten Entlastungen der Vorstände und Aufsichtsräte. An dessen Adresse gerichtet fordern die Gärtner eine aktivere Strukturpolitik der Gemeinde Reichenau für den Gemüsebau ein. Sollte der Gemüsebau auf der Insel weiter gewünscht werden, so ist dies eine unverzichtbare Notwendigkeit.
Auch Wahlen und Ehrungen standen in der wichtigsten Versammlung der Genossenschaften an.
Als Vorstandsvorsitzender in beiden Genossenschaften wurde Herr Matthias Keller wiedergewählt. Auch den zu Wahl stehenden Aufsichtsräten Thomas Huber, Clemens Blum und Mathias Rückert wurde das Vertrauen geschenkt.
Für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Raiffeisen-Lagerhaus eG wurde Franz Wurz geehrt. Herr Wurz war im Zeitraum 1973 bis 2000 selbst im Aufsichtsgremium der Genossenschaften und sogar 5 Jahr dessen Vorsitzender. Ebenfalls im Raiffeisen-Lagerhaus wurden Klaus Regenscheit, Oskar Müller und Berta Faußner Wedele und in der Reichenau-Gemüse eG Rudi Rotzler für diese lange Mitgliedschaft geehrt.
Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist man stolz, langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ehren, so der Aufsichtsratsvorsitzende Egino Wehrle. Für 25 Jahre bei der Reichenau-Gemüse eG wurden Conny Keller, Franco Caruso und Giovanni Padula geehrt. Für 10 Jahre Herr Daniel Spießer, der nach einer Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik mittlerweile selbst Teamleiter ist.
Die Ergebnisse in den Genossenschaften hätten ohne eine engagierte und motivierte Mannschaft nicht erzielt werden können. So dankte Herr Wehrle abschließend der Geschäftsführung, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den großartigen Einsatz in schwierigen Zeiten. In den Dank schloss er auch den Beratungsdienst, die Handelsvertreter sowie die Mitglieder, die für die Allgemeinheit Führungen in ihren Betrieben durchgeführt haben, ein.
Quelle: Reichenau-Gemüse eG
Veröffentlichungsdatum: 19.09.2022